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Nervige «Begpacker»
Bali macht gegen Bettel-Touristen mobil

Sie wollen ohne Arbeit den Ferien-Trip verlängern. Junge «Begpacker» aus dem Westen werden in Asien zum Problem. Bali greift jetzt durch.
Publiziert: 08.07.2019 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2019 um 08:49 Uhr

In Asien hat ein deutscher Tourist unrühmliche Bekanntheit erlangt. Benjamin Holst heisst er. Die thailändischen Behörden setzten ihn offiziell auf die schwarze Liste und verwiesen ihn des Landes. Holst, heute 34 Jahre alt, hatte an Bangkoks Sukhumvit und im Backpacker-Viertel Khao San sein riesiges, geschwollenes Bein zur Schau gestellt und damit Geld erbettelt.

Das Geld gab er dann für Frauen und Drinks im Nachtleben von Pattaya aus. Der Deutsche Hilfsverein in Thailand sammelte noch 50'000 Baht, umgerechnet 1600 Franken, damit er sich ein Flugticket nach Hause kaufen konnte. Dort blieb er nicht lange, sondern tauchte auch in Südkorea, China und den Philippinen auf – um zu betteln. Inzwischen wurde er überall, wo er war, zur unerwünschten Person erklärt. Thai Airways weigert sich sogar, ihn an Bord zu lassen. Auf Facebook schrieb Holst unlängst: «Nie mehr Asien, nur noch Gambia.» Im afrikanischen Land habe er geheiratet.

Gut gekleidete Bettler

Der Deutsche ist in Asien kein Einzelfall. Es gibt viele junge Bettler aus dem Westen in Fernost, vorab in Thailand, Indonesien und den Philippinen, wo viele Einheimische sich mit wenigen 100 Dollar pro Monat durchschlagen müssen. Die Touristen sind meist einfach, doch gut gekleidet. Sie stellen einen Hut oder eine Büchse vor sich, vielleicht mit einem beschrifteten Karton dazu, und betteln.

Der Deutsche Benjamin Holst (34) schrieb geradezu Geschichte als junger Bettler in Asien. Er verjubelte die Almosen, die er von Einheimischen sammelte, im Nachtleben. Gleich mehrere Länder erklärten ihn zur Persona non-grata.
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Schon werden die «Backpacker» (aus dem Englischen für Rucksack-Touristen) «Begpacker» genannt, Bettel-Touristen – betteln heisst auf Englisch «to beg». Manche sammeln einen Extrabatzen für die Weltreise, andere wollen wohl mal wieder richtig gut essen oder finden es schlicht cool. Doch ein junger Tourist aus Europa, der wirklich Not leidet, bettelt nicht auf Asiens Strassen, sondern hat längst die Botschaft oder Familie kontaktiert.

Auch junge Strassenkünstler aus dem Westen sind vermehrt in asiatischen Städten und Ferienzielen zu sehen. Die jungen Leute sind für Asiaten auch eine Art Attraktion. Sind die Bettler noch dazu gut gekleidet und wirken sauber, dann lassen Einheimische gerne ein Selfie mit den «exotischen» Ausländern knipsen.

Bali meldet Bettel-Touristen dem Konsulat

Zurückhaltung wird in Asien grossgeschrieben. Die meisten Backpacker-Bettler, auch wenn sie mehr Geld als Einheimische haben, werden in der Regel nicht angefeindet. Doch zu viel ist zu viel. Wie das indonesische Newsportal «Detik» Ende Juni meldete, ist Setyo Budiwardoyot, dem Chef der Einwanderungsbehörde auf der indonesischen Insel Bali, der Kragen geplatzt. Das Problem von jungen ausländischen Bettlern habe überhand genommen. Sie werden ihren Konsulaten gemeldet, die sich dann um ihre Staatsbürger zu kümmern haben. Die meisten Problemfälle, so Budiwardoyo, seien Australier, Briten und Russen.

Hongkong greift seit 2016 durch und verhängt eine Busse und ein Jahr Haft für Betteln. Thailand will von Touristen umgerechnet rund 650 Franken und ein Rückflugticket sehen, wenn der Grenzbeamte bei der Einreise Zweifel hat. (kes)

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