Trump wollte den Iran angreifen!
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Nach Wahlniederlage
Trump wollte den Iran angreifen!

Wenige Tage nach seiner Wahlniederlage soll Trump über einen Militärschlag gegen den Iran gebrütet haben. Seine Berater konnten ihm die Idee vorerst ausreden, doch in Washington sorgt man sich vor Trumps Aktionismus.
Publiziert: 17.11.2020 um 02:41 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 15:36 Uhr
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Donald Trump (74) führt seit seinem Amtsantritt im Januar 2017 einen harten Kurs gegen den Iran. Der US-Präsident kündigte das Atomabkommen von 2015 auf und führte sein Land Anfang des Jahres mit der Tötung von Elite-General Ghassem Soleimani (†62) an den Rand eines Kriegs.

Jetzt wollte Trump Medienberichten zufolge zu einem weiteren Schlag gegen den Iran ansetzen. Der Präsident habe vergangene Woche während einer Sitzung im Oval Office leitende Berater nach Optionen gefragt, um in naher Zukunft das Land im Mittleren Osten anzugreifen. Dies berichtet die «New York Times» am Montag unter Berufung auf vier derzeitige und ehemalige US-Beamte.

Trump sei demnach von einem Militärschlag vorerst abgehalten worden. Vizepräsident Mike Pence (61), Aussenminister Mike Pompeo (56) und der interimistische Verteidigungsminister Christopher C. Miller (55) hätten sich klar gegen eine solche Aktion ausgesprochen. Sie warnten Trump davor, dass ein Angriff gegen den Iran in den letzten Wochen seiner Präsidentschaft zu einem umfassenderen Konflikt eskalieren könnte.

Donald Trump soll nach seiner Wahlniederlage über einen Militärschlag gegen den Iran nachgedacht haben.
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Sicherheitsbeamte in Sorge wegen Trump

Das Treffen im Oval Office hat der «New York Times» zufolge am Donnerstag stattgefunden. Am Tag zuvor haben internationale Inspektoren berichtet, dass der Iran seine Nuklearmaterialvorräte in vergangenen Wochen beträchtlich erhöht habe. Konkret: In der Stadt Natanz ist der Uranvorrat laut der Internationalen Atomenergiebehörde nun zwölfmal so gross wie im Jahr 2018, als Trump das Atomabkommen aufgab.

Für Trump wäre ein Militärschlag gegen den Iran auch von politischer Bedeutung. Vor zehn Tagen stand seine Niederlage bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen gegen Joe Biden (77) fest. Ein Angriff auf den Iran würde seine Basis kaum gutheissen, befürworten Trumps-Anhänger doch einen Rückzug aus dem Mittleren Osten. Andererseits könnte ein neuer Konflikt mit Teheran die Bestrebungen der demokratischen Regierung um Joe Biden erschweren, das Atomabkommen von 2015 wieder in Kraft zu setzen.

In Washington macht man sich laut der «New York Times» derzeit Sorgen, was Trump in den letzten Monaten seiner Präsidentschaft aussenpolitisch anrichten könnte. Nach der Entlassung von Verteidigungsminister Mark Esper und anderen Spitzenkräfte des Pentagon hätten nationale Sicherheitsbeamte privat ihre Besorgnis darüber geäussert. Ihre Angst: Trump könnte im Winter geheime Operationen gegen den Iran oder andere Gegner einleiten.

Trump drückt bei Truppenabzug aufs Tempo

Am Montag wurden weitere Pläne der Trump-Regierung publik. Der US-Präsident will vor dem Ende seiner Amtszeit im Januar nach übereinstimmenden Medienberichten die Zahl der US-Truppen im Ausland weiter reduzieren. Kommandeure bereiteten sich auf einen Befehl vor, die Zahl der Soldaten in Afghanistan bis zum 15. Januar von derzeit rund 4500 auf etwa 2500 zu reduzieren, berichtete der Sender CNN am Montag, bevor weitere Medien nachzogen.

Das Weisse Haus verwies auf Anfrage auf das Pentagon. Auch dort gab es zunächst keine Bestätigung für die Berichte. Führende Republikaner im US-Kongress warnten vor vorschnellen Aktionen.

Den Berichten zufolge wird erwartet, dass Trump auch weitere Einschnitte bei den Soldaten im Irak befehligen dürfte. Dort sind nach CNN-Angaben noch 3000 US-Soldaten im Einsatz. Trump hatte bereits im September eine Reduzierung der Truppenstärke im Irak von 5200 auf 2000 Mann in Aussicht gestellt. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf einen Entwurf der Anordnung, dass fast alle der mehr als 700 in Somalia stationierten Soldaten das Land verlassen sollten.

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