Nach über einem Jahr in Haft
Aktivistin der polnischen Minderheit in Belarus freigelassen

Nach über einem Jahr in Haft ist eine Aktivistin der polnischen Minderheit in Belarus freigelassen worden. Andzelika Borys war vorgeworfen worden, eine «unerlaubte Massenveranstaltung» organisiert zu haben.
Publiziert: 25.03.2022 um 21:31 Uhr

Die Vorsitzende des Verbandes der Polen in Belarus fühle sich einigermassen gut, brauche aber Zeit zur Erholung und Genesung, teilte der Sprecher des polnischen Aussenministeriums am Freitag in Warschau mit.

Borys war am 23. März 2021 festgenommen worden. Die belarussischen Behörden warfen ihr vor, sie habe den jährlichen Kunsthandwerkermarkt in der Stadt Grodno an der Grenze zu Polen organisiert. Die Aktivistin wurde zunächst zu 15 Tagen Arrest verurteilt, aber auch nach Ablauf dieser Zeit nicht freigelassen, weil neue Vorwürfe gegen sie erhoben wurden.

Ihre Festnahme geschah vor dem Hintergrund der innenpolitischen Krise, die die weithin als gefälscht geltende Präsidentenwahl vom 9. August 2020 ausgelöst hatte.

Die Sicherheitskräfte in Minsk griffen bei den Protesten gegen den "letzten Diktator Europas" Alexander Lukaschenko jeweils hart durch - wie hier im September 2020. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP TUT.by

Machthaber Alexander Lukaschenko liess sich nach 26 Jahren an der Macht zwar mit 80,1 Prozent der Stimmen erneut zum Sieger erklären, die Demokratiebewegung des Landes sah allerdings Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin. Nach der Wahl kam es monatelang zu Massenprotesten mit rund 30'000 Festnahmen, hunderten Verletzten und zahlreichen Toten.

Lukaschenko hatte das Nachbarland Polen mehrfach beschuldigt, hinter den Protesten zu stecken. In Belarus (Weissrussland), das zehn Millionen Einwohner hat, wird die polnische Minderheit auf knapp 300'000 Menschen geschätzt.

(SDA)

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