Morde, Entführungen, Attentate
Die spektakulärsten Aktionen des Mossad

Zeitgleich explodierten Hunderte Pager und Walkie-Talkie der Hisbollah im Libanon. Hinter der Aktion soll der Mossad stecken. Es wäre nicht der erste spektakuläre Coup des israelischen Geheimdienstes.
Publiziert: 18.09.2024 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2024 um 20:34 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Mossad-Opperation im Libanon tötet neun, verletzt 2800
  • Mossad-Agenten entführten Eichmann aus Argentinien nach Israel
  • Mit der Operation «Zorn Gottes» jagte Israel Terroristen weltweit
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Plötzlich gingen zahlreiche Pager im Libanon in die Luft. Mindestens neun Menschen wurden dabei getötet, etwa 2800 verletzt.

Am Mittwoch dann die nächste Meldung: In einer Hisbollah-Hochburg am südlichen Stadtrand von Beirut sowie im Süden und Osten des Landes sind am Mittwoch weitere Kommunikationsgeräte von Hisbollah-Mitgliedern explodiert. In einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt sei «eine Anzahl von Walkie-Talkies explodiert», verlautete aus Hisbollah-Kreisen. 

Ein gezielter Anschlag auf Mitglieder der pro-iranischen Hisbollah-Miliz. Experten sehen in dem beispiellosen Vorfall einen Coup des israelischen Geheimdienstes, dem Mossad, gegen die schiitische Miliz und ihre Unterstützer in Teheran. Kein Wunder: Der Mossad hat schon in der Vergangenheit mit mehreren Operationen für Schlagzeilen gesorgt. Eine Übersicht.

Im Libanon explodieren gleichzeitig Hunderte Funkempfänger.
Foto: AFP
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Festnahme und Entführung von NS-Verbrecher Eichmann

Der einstige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann (1906-1962) war ab 1939 im Reichssicherheitshauptamt mitverantwortlich für die Deportation der europäischen Juden in die NS-Vernichtungslager. Nach dem Krieg gelang dem Protokollführer der Wannsee-Konferenz zur «Endlösung der Judenfrage» die Flucht aus einem US-Gefangenenlager. Er tauchte ab.

Der Mossad spürte ihn schliesslich in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires auf und brachte ihn nach Israel. Allerdings in einer geheimen Mission. Denn: Zwischen Israel und Argentinien bestand kein Auslieferungsabkommen. Eichmann fühlte sich daher sicher. Verkleidet und mit falschem Pass wurde der NS-Verbrecher schliesslich ausser Landes geflogen und nach Israel gebracht. Dort wurde er nach einem neunmonatigen Prozess im Mai 1962 hingerichtet.

Operation «Zorn Gottes»

Ein palästinensisches Kommando war am 5. September 1972 in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Danach verlangten die bewaffneten Angreifer die Freilassung von mehr als 200 in Israel inhaftierten Palästinensern sowie der deutschen RAF-Terroristen Andreas Baader (1943-1977) und Ulrike Meinhof (1934-1976). Israel wies die Forderungen zurück.

Bei der Geiselnahme und einer fehlgeschlagenen Befreiungsaktion starben elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist.

Der Mossad begann anschliessend mit der Einsatzkampagne «Zorn Gottes». In den folgenden Monaten kamen in Rom, Paris und auf Zypern auf mysteriöse Weise Anführer des Schwarzen September und auch Angehörige der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) zu Tode. Israel bekannte sich zu keinem dieser Morde, da es offensichtlich befürchtete, seine europäischen Verbündeten zu verärgern.

Einige der Gesuchten versteckten sich in Beirut im Libanon, unter ihnen Mohammed Jussef el Nadschar, Kamal Adwan und Kamal Nasser. In der Nacht zum 10. April 1973 rückte eine Eliteeinheit zusammen mit Mossad-Agenten aus, um die drei Palästinenser in ihren Wohnungen im vornehmen Verdun-Viertel zu erschiessen.

Fatale Verwechslung

Drei Monate nach den Tötungen in Beirut glaubte der Mossad, Ali Hassan Salameh (1941-1979), den Operationschef des Schwarzen September, im norwegischen Lillehammer aufgespürt zu haben. Doch statt des Gesuchten tötete der Geheimdienst einen aus Marokko stammenden Kellner. 

Abgesehen von der Verwechslung gelang es den Geheimdienstlern nicht, rechtzeitig ausser Landes zu gelangen. Sie wurden verhaftet und sassen 22 Monate im Gefängnis. Ein Jahr später setzt der Mossad erneut einen Agenten auf Salameh an. Im Januar 1979, fast fünf Jahre nach Beginn der Mission, wird Salameh bei der Explosion seines Autos in Beirut getötet.

Vergiftungsversuch gegen Hamas-Gründermitglied

Am 25. September 1997, fast zehn Jahre nach der Gründung der Hamas, entgeht eines seiner Gründungsmitglieder, Chaled Meschaal, in Amman knapp dem Tod. Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad injizieren dem damaligen Chef des Hamas-Politbüros in der jordanischen Hauptstadt ein Gift, sodass Meschaal ins Koma fällt. Der jordanische König Hussein rettet Meschaal, indem er sich von Israel im Tausch mit den gefassten Mossad-Agenten das Gegengift aushändigen lässt. In der Folge findet ausserdem ein Gefangenenaustausch statt, bei dem auch der geistliche Führer der Hamas, Scheich Ahmed Jassin, frei kommt.

Mossad-Agenten bei Abhörversuch geschnappt

Fünf Agenten werden im Februar 1998 bei dem Versuch ertappt, als sie in einem Wohnhaus in einer Randgemeinde von Bern Abhöranlagen installieren wollen. Die Polizei nimmt einen Mann fest, vier lässt sie nach Überprüfung ihrer falschen Pässe laufen. Der verhaftete Agent kommt mit einer Bewährungsstrafe davon. Der Vorfall trägt massgeblich zum Rücktritt des damaligen Mossad-Chefs Danny Jatom bei.

Tod im Hotelzimmer

Im Januar 2010 wird Hamas-Militärführer Mahmud al-Mabhuh in seinem Hotelzimmer in Dubai ermordet. Er wird zunächst mit Medikamenten ruhiggestellt und dann erstickt. Israelische Medien bezeichnen Al-Mabhuh als Drahtzieher der Verschleppung und Ermordung israelischer Soldaten im Jahr 1989. Die arabischen Behörden verdächtigen 27 Täter, die mit gefälschten europäischen Pässen eingereist sind und Dubai unmittelbar nach der Tat verlassen haben sollen. Rund einen Monat später beschuldigt Dubais Polizeichef den Mossad, Israel bestreitet jede Beteiligung.

Attentat auf Hamas-Chef Hanija

Von Katar und der Türkei aus organisierte Hamas-Chef Ismail Hanija (†62) die politischen Aktivitäten der Terror-Gruppe. Doch für die Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian (69) ist er extra nach Teheran gekommen. Die Reise? Sein Todesurteil. Hanija wurde bei einem Anschlag Ende Juli 2024 getötet.

Der israelische Auslandsgeheimdienst soll für den Anschlag auf den Hamas-Anführer iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung «The Telegraph» unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen.

Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi (†63) teilnahm. Wegen der grossen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden, hiess es. Stattdessen hätten die beiden vom Mossad angeheuerten Agenten Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, im Norden Teherans platziert. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verliessen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.

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