Darum sollen die Betreiber die Bremse manipuliert haben
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Verhaftungen nach Drama:Darum sollen die Betreiber die Bremse manipuliert haben

Nach Gondel-Absturz in Italien
Seilbahn-Betreiber wieder auf freiem Fuss

Nach dem tragischen Gondel-Absturz am Lago Maggiore, bei dem 14 Menschen ihr Leben verloren, wurden drei Männer verhaftet. Sie sollen die Bremsen manipuliert haben. Nun sind sie wieder auf freiem Fuss.
Publiziert: 30.05.2021 um 07:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2021 um 14:08 Uhr
Bei Seilbahn-Unglück vom Pfingstsonntag im italienischen Stresa kamen 14 Menschen ums Leben. Nur einer überlebte.
Foto: AP
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Ein italienischer Richter hat die drei seit dem schweren Gondel-Unglück am Lago Maggiore in Norditalien inhaftierten Männer wieder auf freien Fuss gesetzt. Die Entscheidung fiel am späten Samstagabend (Ortszeit).

Das erklärte die Oberstaatsanwältin der Stadt Verbania, Olimpia Bossi, gegenüber dem Fernsehsender RAI. Wie die Tageszeitung «La Stampa» vermeldete, habe der Richter keine Gründe gesehen, die Männer weiterhin in Haft zu lassen, da sie nicht fliehen könnten und keine Gefahr auf Manipulation von Beweisen bestünde. Einer der Männer sei allerdings unter Hausarrest gestellt worden.

Vor einer Woche ist eine Seilbahn-Gondel, welche die Stadt Stresa am Lago Maggiore mit dem nahe gelegenen Berg Mottarone verbindet, zu Boden gestürzt. Dabei kamen 14 Menschen ums Leben. Bloss einer der 15 Passagiere überlebte den Seilriss. Es ist der fünfjährige Eitan. Er wurde schwer verletzt in ein Turiner Spital eingeliefert. Die Ärzte operierten das Kind, kämpften um sein Leben – mit Erfolg!

Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung

Nach dem Seilbahn-Absturz wurden laut Polizei der Besitzer der Seilbahn sowie zwei Mitarbeiter festgenommen. Der Direktor Lorenzo N.* (56), dessen Ingenieur und der technische Leiter der Seilbahn wollten Reparaturkosten sparen und blockierten die Notbremse mit einer roten Klammer.

Die drei Männer hätten ein Sicherheitsbremssystem abgeschaltet, das immer wieder angesprungen sei und den Seilbahn-Betrieb aufgehalten habe. Die Staatsanwaltschaft hat daraufhin Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet.

«Ich bin schuld an ihrem Tod»

Ein Techniker hat inzwischen ein Geständnis abgelegt. «Ich bin schuld an ihrem Tod», soll der Ingenieur laut der Zeitung «La Repubblica» gesagt haben. Er habe das Risiko bewusst in Kauf genommen. «Ich habe es auch schon andere Male getan.» Nur so habe man einen reibungslosen Betrieb der Bahn sicherstellen können. Der Ingenieur betonte allerdings auch: «Ich bin kein Verbrecher. Hätte ich geahnt, dass das Seil reissen könnte, hätte ich eine solche Aktion niemals verantworten können.»

Der Anwalt des Ingenieurs sagte, seinen Mandanten plagten extreme Schuldgefühle. Er plädierte dafür, die Untersuchungshaft aufzuheben und den Ingenieur stattdessen unter Hausarrest zu stellen. «Er hat seit vier Tagen nichts gegessen oder geschlafen. Diese Schuldgefühle werden ihn den Rest seines Lebens verfolgen.»

Schweigeminute am Sonntag

Die beiden anderen Verdächtigen stritten während dem dreistündigen Verhör jegliche Verantwortung ab. Der technische Leiter betonte, er habe nichts von den Bremsklötzen gewusst. Der Direktor wiederum sagte, er sei nicht für die Sicherheit der Bahn verantwortlich. «Das ist die Aufgabe der Ingenieure und der technischen Leiter.»

Die italienische Region Piemont hat einen Trauertag für die Opfer des schweren Seilbahnunglücks vor einer Woche ausgerufen. Regionalpräsident Alberto Cirio rief die Bevölkerung in einem Erlass dazu auf, am Sonntag um 12 Uhr eine Schweigeminute einzulegen. (SDA/jmh)

* Name geändert

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