Nach dem Rückzug aus Kiew soll jetzt der Donbass «befreit» werden
Pentagon warnt vor neuer russischer Offensive

Russland hat am Dienstag den Rückzug seiner Truppen aus Kiew angeordnet. Doch nur wenige nehmen den Kreml beim Wort. Das US-Verteidigungsministerium warnt vor einer neuen russischen Grossoffensive in der Donbass-Region.
Publiziert: 30.03.2022 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2022 um 15:36 Uhr

Weil der russische Vormarsch in der ukrainischen Hauptstadtregion ins Stocken geraten ist, hat der Kreml einen Rückzug seiner Truppen aus Kiew verkündet.

Doch der Schein trügt. Wie die «Welt» berichtet, haben besonders die USA Zweifel an Putins (69) Rückzugsplänen geäussert. Denn laut dem US-Verteidigungsministerium sind bislang nur wenige russische Soldaten nördlich von Kiew abgerückt.

Pentagon-Sprecher John Kirby (59) sprach am Dienstag deshalb auch nicht von einem Rückzug, sondern von einer Neupositionierung russischer Truppen und warnte vor einer «Grossoffensive gegen andere Regionen in der Ukraine». Denn es sei gut möglich, dass die Soldaten nur abgezogen würden, um dann in einem anderen Teil der Ukraine zum Einsatz zu kommen. Man dürfe sich trotz der russischen Erklärung nichts vormachen, stellt Kirby klar.

Russland hat am Dienstag verkündet, es werde seine Soldaten aus Kiew zurückziehen.
Foto: EPA
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Die USA gehen indes nicht davon aus, dass sich die Bedrohungslage für Kiew gross ändern werde. «Die Bedrohung ist noch nicht vorbei», so Kirby. Denn Russland könne Kiew ohne Probleme auch aus der Ferne mit Raketen beschiessen.

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Biden und Blinken sind skeptisch

Auch US-Präsident Joe Biden (79) zweifelt an den Absichten des Kremls. Er werde dies erst glauben, wenn er die Handlungen der russischen Streitkräfte tatsächlich sehe. «Wir werden sehen, ob sie das umsetzen, was sie vorschlagen», sagte er am Dienstag im Weissen Haus. Solange es keine Veränderung gibt, denkt der US-Präsident nicht daran, die Sanktionen gegen Russland zu lockern.

Nebst Kirby und Biden äusserte sich auch US-Aussenminister Anthony Blinken (59) zu Putins angeblichen Rückzugsplänen. Auch er ist skeptisch. Die Andeutungen über einen Rückzug könnten einmal mehr ein Ablenkungsmanöver der Russen sein, sagte er.

Russische Truppen konzentrieren sich jetzt auf die Donbass-Region

Am Dienstag war bei den Friedensgesprächen ein erster kleiner Durchbruch erzielt worden. Russlands Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin (62) kündigte nach Gesprächen mit ukrainischen Unterhändlern eine radikale Reduzierung der militärischen Aktivitäten bei Kiew und Tschernihiw im Norden der Ukraine an.

Dafür sollen nun in der Donbass-Region neue Kräfte mobilisiert werden. Verteidigungsminister Sergej Schoigu (66) sagte am Dienstag, dass die Hauptaufgaben «der ersten Phase der Operation abgeschlossen» seien und man sich jetzt deshalb auf die «Befreiung des Donbass» konzentrieren könne. (ced)


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