Nach Comey, Bannon, Yates und Flynn
Wen hat Trump als nächstes auf der Liste?

Kaum hat sich der erste Schock über die Entlassung von FBI-Direktor Comey gelegt, bahnt sich im Weissen Haus bereits die nächste Kündigung an.
Publiziert: 11.05.2017 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:25 Uhr
Gregory Remez

Im Stile seiner Rolle in der Reality-TV-Show «The Apprentice» hat US-Präsident Trump (70) am Dienstag den FBI-Direktor James Comey (56) entlassen. Aus heiterem Himmel. Gewohnt trocken, ohne grosse Worte. Ein Wunder, dass auf dem gerade mal zehn Zeilen langen Entlassungsbrief nicht irgendwo Trumps legendärer TV-Slogan «You're fired» zu finden war. 

Comey muss also gehen. Als oberster Bundespolizist war er zuständig für eine brisante Ermittlung: die Verstrickungen von Trumps Team mit der russischen Regierung während des Wahlkampfs. Der US-Präsident feuert damit die Person, die ihm gefährlich werden könnte. 

Entlassungen nach Kritik

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump in die Offensive geht, sobald er sich in der Defensive befindet. Seit seiner Machtübernahme im Januar hat er mehrfach bewiesen, dass er auf Kritik am liebsten mit Entlassungen regiert. Gegenwind erträgt der US-Präsident nur schlecht. 

Trump hat bereits etliche hochrangige Posten und enge Vertraute geschasst.
Foto: AP
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Da schien noch alles in Ordnung: Trump und Comey beim Handshake im Weissen Haus Ende Januar.
Foto: imago stock&people

Etwas über 100 Tage im Amt, hat Trump mehrere Schlüsselfiguren im Machtgefüge Washingtons vor die Tür gesetzt. Da wäre etwa die von seinem Vorgänger und Erzrivalen Barack Obama (55) nominierte Justizministerin Sally Yates (56), die Ende Januar entlassen wurde, nachdem sie Trumps Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimischen Ländern als verfassungswidrig erachtet hatte. 

Der Sicherheitsberater Michael Flynn (58) musste seinen Posten Mitte Februar nach gerade 24 Tagen im Amt räumen, nachdem er Telefonate mit dem russischen Botschafter in Washington, Sergei Kisljak, verheimlicht hatte. Im März musste schliesslich auch noch der prominente Bundesanwalt Preet Bharara (48) gehen – obwohl Trump dem Starankläger nach seinem Wahlsieg noch versichert hatte, er dürfe auf seinem Posten bleiben. 

Topberater abgesägt

Andere, die ebenfalls auf die Abschussliste des US-Präsidenten gerieten, erhielten zwar keine Kündigung, wurden aber aufs Abstellgleis geschoben. Topberater Steve Bannon (63) etwa fiel in Ungnade, nachdem er in Satiresendungen als wahrer Präsident karikiert worden war. Und Bannons weibliches Pendant, Kellyanne Conway (50), durfte nicht mehr vor die TV-Kameras, nachdem sie «alternative Fakten» verbreitet hatte.

Foto: KEY

Angesichts dieser Kadenz, mit der sich Trump seiner Leute entledigt, stellt sich die Frage: Mit wem kann Trump eigentlich noch? Die nächste Entlassung scheint nur eine Frage der Zeit. Neben Stabschef Reince Priebus (45) soll laut CNN vor allem der Präsidentensprecher Sean Spicer (45) angezählt sein. Der oft stümperhaft wirkende Spicer sei nur deshalb noch nicht entlassen worden, weil seine täglichen Briefings Topquoten im Kabel-TV erzielen. 

Trump tadelt Spicer

Aktuell wird Spicer von der Pressesekretärin Sarah Huckabee Sanders (34) vertreten. Offizielle Begründung: Er müsse bis Freitag militärischen Verpflichtungen im Pentagon nachgehen. Von Topbeamten aus dem Weissen Haus will CNN aber erfahren haben, dass Sanders intern bereits als mögliche Nachfolgerin von Spicer gehandelt wird. Auch andere Journalisten wollen gehört haben, dass Spicer der nächste Gekündigte sein könnte.

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Trump sei unzufrieden gewesen mit der Art und Weise, wie Spicer die Comey-Nachricht kommuniziert habe. In seiner Rage habe er das Presseteam als «inkompetent» bezeichnet. 

Gemäss «Washington Post» hatte Spicer kurz nach der Entlassung des FBI-Direktors am Dienstagabend in der Tat keine glückliche Figur gemacht. So soll er sich zunächst vor Reportern im Gebüsch versteckt haben – und anschliessend, als er sich doch noch vor die Journalisten traute, auf deren Fragen immer wieder «I don't know» (Ich weiss es nicht) gestammelt haben.

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