Mysteriöses Social-Media-Konto
Angebliche Russen-Bloggerin soll US-Dokumente weiterverbreitet haben

Offenbar wurden die US-Behörden erst auf die Pentagon-Lecks aufmerksam, als das Social-Media-Konto «Das Mädchen vom Donbass» die Dokumente weiterverbreitete. Hinter dem Account steckt eine ehemalige US-Unteroffizierin, die sich als russische Bloggerin ausgibt.
Publiziert: 19.04.2023 um 09:30 Uhr

Mit den Pentagon-Leaks löste der Geheimdienstmitarbeiter und Gamer Jack Teixeira (21) das grösste Datenleck der letzten zehn Jahre aus. Er soll in einer Chat-Gruppe auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord geheime Dokumente über den Ukraine-Krieg geteilt haben. Später wurden die Dokumente auf Telegram weiterverbreitet.

Wie genau die Dokumente aus dem geschlossenen Discord-Kanal an die Öffentlichkeit gelangten, ist unklar. Dem «Wall Street Journal» zufolge soll ein Social-Media-Konto mit dem Namen Donbass Dewuschka («Das Mädchen vom Donbass») eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung gespielt haben.

Vier Dokumente gepostet

Hinter dem Blog, der seit mehreren Jahren auf diversen Social-Media-Netzwerken zu finden ist, steckt eine vermeintliche russische Bloggerin. «Das Mädchen vom Donbass» gehört dabei zu den prominenten Online-Stimmen, die Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützten.

Der Geheimdienstmitarbeiter und Gamer Jack Teixeira wurde letzte Woche als Verantwortlicher für die Pentagon-Leaks identifiziert und verhaftet.
Foto: keystone-sda.ch
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In Wirklichkeit wird das Konto jedoch von Sarah Bils (37) verwaltet, einer ehemaligen Unteroffizierin der US-Marine. In einem Interview mit dem «WSJ» bestätigt Bils, eine Administratorin von Donbass Dewuschka zu sein. Sie sei jedoch nicht die einzige – sie würde den Kanal mit 14 Personen auf der ganzen Welt verwalten. Wer die anderen Beteiligten sind, will Bils nicht preisgeben.

Erst als «Das Mädchen vom Donbass» Anfang April vier der geheimen Dokumente auf ihrem Twitter-Konto mit rund 65'000 Followern teilte, wurden die US-Behörden auf das mögliche Datenleck aufmerksam. Nachdem zahlreiche grosse russische Social-Media-Konten die Dokumente übernahmen und weiterverbreiteten, leitete das Pentagon eine Untersuchung ein.

Unteroffizierin streitet Weitergabe ab

Ex-Unteroffizierin Bils streitet gegenüber dem «WSJ» ab, für die Veröffentlichung der vier Dateien verantwortlich zu sein. Ein anderer Administrator habe die Dokumente online gestellt. Sie hätte die Dokumente später gar noch gelöscht. «Ich kann nicht einmal sagen, ob die Dokumente echt sind. Ich bin nicht sehr versiert darin, solche Dokumente zu lesen.».

Zudem wisse sie natürlich, wie schwerwiegend streng geheime Verschlusssachen sind. «Wir haben sie nicht weitergegeben», sagt Bils. Die US-Marine lehnte eine Stellungnahme ab.

Jack Teixeira wurde am Freitag unter anderem wegen unbefugter Aufbewahrung und Weitergabe von nationalen Verteidigungsinformationen angeklagt. Dem Nationalgardisten wird auch unbefugte Entfernung von Verschlusssachen und Verteidigungsmaterial zur Last gelegt. (dzc)

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