Myanmar
Bangladesch will Rohingya-Flüchtlinge auf unbewohnte Insel bringen

Dhaka – Angesichts der grossen Zahl an Flüchtlingen der muslimischen Rohingya-Minderheit aus Myanmar erwägt das Nachbarland Bangladesch, die Menschen auf einer bislang unbewohnten Insel anzusiedeln.
Publiziert: 12.09.2017 um 14:41 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:15 Uhr

Die Regierung Bangladeschs treibt derzeit Arbeiten auf der Insel Bhashan Char voran, um womöglich hunderttausende Rohingya dort unterzubringen.

Rohingya sollen auf unbewohnbare Insel

Die erst im Jahr 2006 aus dem Meer aufgetauchte Insel halten einige Experten für unbewohnbar. Ein Polizeibeamter in der Region sagte, die schlammige Insel werde infolge der Gezeiten ein bis zwei Mal pro Jahr überschwemmt. «Die Insel benötigt massive Infrastruktur, bevor sie bewohnbar wird», sagte der Beamte. Bis zur nächsten bewohnten Insel ist es eine Stunde per Boot.

Zangsumsiedlung äusserst kritisch

Bangladeschs Aussenminister A. H. Mahmood Ali hatte am Sonntag um internationale Unterstützung für eine Umsiedlung der Rohingya nach Bhashan Char geworben. Rohingya-Anführer lehnen die Pläne ab, auch UNO-Vertreter sehen diese kritisch. Einer von ihnen warnte, jeder Versuch einer Zwangsumsiedlung wäre «äusserst komplex und umstritten».

Bangladesch erwägt, die Flüchtlinge aus Myanmar auf eine unbewohnte Insel zu bringen.
Foto: KEYSTONE/EPA/ABIR ABDULLAH

Myanmar soll Rohingya in Gesellchaft integrieren

Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina hat Myanmar zur Wiederaufnahme der geflüchteten Rohingya aufgefordert. In einer Rede nach einem Besuch des Flüchtlingslagers Kutupalong im Süden Bangladeschs sagte sie am Dienstag aber auch Lebensmittel und Unterkünfte für die Rohingya zu. «Wir werden ihnen weiter zur Seite stehen», obwohl die Lage schwierig sei, erklärte Hasina.

Zugleich forderte sie die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Myanmar auszuüben, damit das mehrheitlich buddhistische Land die Angehörigen der muslimischen Minderheit als Staatsbürger in ihre Heimat zurücklasse und ihre Sicherheit gewährleiste.

China stellt sich hinter Myanmar

Im Konflikt hat sich China hinter die Regierung des südostasiatischen Landes gestellt. «Wir unterstützen die Bemühungen Myanmars bei der Wahrung von Frieden und Stabilität im Bundesstaat Rakhine», sagte der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Geng Shuang, am Dienstag in Peking.

Rohingya-Konflikt eskaliert

Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Rohingya-Rebellen und Regierungsarmee in Myanmar war Ende August wieder voll entbrannt. Mehrere hundert Menschen wurden seither getötet, nach jüngsten UNO-Angaben vom Dienstag flohen bereits geschätzt rund 370'000 Rohingya ins Nachbarland Bangladesch.

Am Montag war noch von 313'000 Flüchtlingen die Rede. Die Zahl der Flüchtenden sei nicht über Nacht dramatisch gestiegen. Vielmehr hätten die Hilfsorganisationen einen besseren Überblick, nachdem sie auch abgelegene Dörfer besucht und entdeckt hätten, das auch dort tausende Flüchtlinge angekommen waren. Jeden Tag kämen tausende weitere Menschen über die Grenze.

Beweise für Verfolgung

Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte sagte am Montag, es gebe Satellitenbilder, die zeigten, wie Rohingya-Dörfer niedergebrannt und fliehende Zivilisten erschossen würden. Die Vertreibung der Minderheit sehe aus «wie ein Paradebeispiel für ethnische Säuberungen».

Für die humanitäre Nothilfe in Bangladesch hat die Schweiz 1,2 Millionen Franken bereitgestellt, wie eine Pressesprecherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstag auf Anfrage mitteilte.

Davon werde eine Millionen für lebensrettende Massnahmen für die Vertriebenen aus Myanmar vor allem in den Bereichen Nahrungsmittel, Notunterkünfte sowie Trink- und Abwasser eingesetzt. 200‘000 Franken werden für die von den Überschwemmungen betroffene Bevölkerung eingesetzt.

Die Rohingya sind eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Sie gelten als staatenlos, seit das damalige Birma - heute Myanmar - ihnen 1982 die Staatsbürgerschaft aberkannte. Vor der aktuellen Massenflucht waren bereits rund 400'000 von ihnen nach Bangladesch geflohen.

Fehler gefunden? Jetzt melden