Mullah-Regime setzt Vergewaltigungen als Mittel gegen iranische Protestierende ein
«Westen unterschätzt das Ausmass der Gewaltbereitschaft»

Seit rund 100 Tagen gehen die Menschen im Iran gegen das Mullah-Regime auf die Strassen. Die Methoden, mit denen die Polizei gegen die Protestierenden vorgeht, sind an Grausamkeit kaum zu übertreffen.
Publiziert: 31.12.2022 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2023 um 07:55 Uhr

Verhaftungen, getötete Kinder und öffentliche Hinrichtungen – das iranische Regime versucht mit brutalen Methoden, die Proteste der Bevölkerung seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini (†22) niederzuschlagen. Jetzt kommen offenbar weitere Gräueltaten hinzu: sexuelle Gewalt.

Wie CNN berichtet, wurde die Iranerin Armita Abbasi (20) wegen regimekritischer Äusserungen auf ihren Social-Media-Accounts verhaftet. Danach wurde sie mehrfach von staatlichen Sicherheitskräften vergewaltigt. Das war Mitte Oktober. Nach acht Tagen hätten die Sicherheitsleute sie in ein Spital in der iranischen Grossstadt Karadsch gebracht.

Das Spitalpersonal bestätigte, dass Abbasi zahlreiche Verletzungen aufwies, die auf wiederholte Vergewaltigung hindeuteten. Laut Bericht sollen die Sicherheitsleute das Gesundheitspersonal danach unter Druck gesetzt haben, um die Verletzungen offiziell auf einen Zeitpunkt vor der Verhaftung zurückzuführen.

Sicherheitskräfte des iranischen Regimes sollen Armita Abbasi mehrfach vergewaltigt haben.
Foto: zvg
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«Halt den Mund»

Armita Abbasi ist nicht das einzige Opfer. Mehrere Frauen haben gegenüber dem Nachrichtensender «Iran International» gesagt, dass Sicherheitskräfte sie auf der Fahrt zum Gefängnis «auf äusserst widerliche Weise» durchsucht und kontrolliert hätten – und zwar männliche. Das, obwohl auch Beamtinnen anwesend waren. Als eine Gefangene sagte, sie wollte von Frauen durchsucht werden, hätten die Beamten gesagt: «Halt den Mund!»

Eine andere Frau sagte, Beamte hätten sie und elf andere dazu gezwungen, sich auszuziehen. Dann hätten sie sie erniedrigt und «wie wild gelacht».

Ausserdem erzählten viele, dass ihnen mit Vergewaltigung oder mit der Vergewaltigung von Familienangehörigen gedroht worden sei.

Es widerfährt auch inhaftierten Männern

Männer und Frauen, die in Haft sassen, berichten von sexueller Gewalt – Sicherheitskräfte würden diese als Druckmittel nutzen, um die Opfer zu öffentlichen «Geständnissen» zu zwingen.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die schwere Misshandlung von Inhaftierten dokumentiert. Zwei Frauen wurden demnach während der Verhaftung geschlagen, misshandelt und unter Druck gesetzt, indem man ihnen mit Vergewaltigungen gedroht habe.

«Die Gefangenen sollen gedemütigt werden»

Hamid Hosravi (55), Persisch-Dozent an der Universität Zürich, sagt zu Blick: «Die Übergriffe und Vergewaltigungen dienen zwei Zwecken.» Einerseits sollten die Gefangenen gedemütigt und absolute Macht an ihnen demonstriert werden. «Andererseits soll ein Regime des Schreckens aufgebaut werden, um die gesamte Bevölkerung einzuschüchtern.» Auch Hosravi sagt: «Die Gefangenen sollen unter Folter zu Geständnissen gezwungen werden.»

Diese Methode habe das Regime seit jeher eingesetzt, um gegen Oppositionelle und Proteste vorzugehen. «Ich glaube, dass der Westen das Ausmass der Gewaltbereitschaft unterschätzt.» Das Regime sei nicht nur für die iranische Bevölkerung eine Gefahr, «sondern für die ganze Welt».

Diese Einschätzung teilt Iran-Experte Mahdi Rezaei (39) von der Universität Bern. «Das Regime will die Protestierenden einschüchtern und die Häftlinge psychisch ruinieren, sodass sie künftig nicht mehr aktiv sind.» (tva)

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