Nawalnys Ankunft für Behandlung in Berliner Klinik
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Putin-Feind vergiftet:Nawalnys Ankunft für Behandlung in Berliner Klinik

Mit dem Regenschirm oder Tee
So vergiften Russen ihre Gegner

Der russische Geheimdienst ist sehr erfinderisch, wenn es um die Beseitigung unliebsamer Personen geht. Schon vor Alexej Nawalny (44), der zurzeit im Koma liegt, wurden Kritiker mit Gift aus dem Weg geschafft.
Publiziert: 21.08.2020 um 20:37 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 15:00 Uhr
Guido Felder

Der bekannteste Kreml-Kritiker Alexej Nawalny (44) liegt mit schweren Vergiftungen in einem Spital im sibirischen Omsk. Sein Stab geht davon aus, dass er vor dem Abflug nach Moskau mit einem Tee vergiftet worden ist. Er ist nicht der erste Oppositionelle, den man auf diese Weise aus dem Weg schaffen wollte.

So vergiften Russen ihre Gegner
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Behandlung von Putin-Feind:Vergifteter Nawalny darf nach Deutschland fliegen

Viktor Juschtschenko (66)

2004 wurde der damalige Oppositionskandidat und spätere Präsident der Ukraine, Viktor Juschtschenko (66), schwer krank, nachdem er Reis gegessen hatte. Österreichische Ärzte stellten drei Monate später eine Dioxinvergiftung beim Helden der sogenannten Orangenen Revolution fest. Juschtschenko beschuldigte Moskau, die ukrainischen Täter zu schützen und so fürs Verbrechen mitverantwortlich zu sein. Sein Gesicht trägt bis heute die Spuren der Vergiftung.

Stimme der russischen Opposition: Alexej Nawalny.
Foto: AFP
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Alexander Litwinenko (†44)

Der frühere russische Agent und Kreml-Kritiker starb 2006 im Exil in London an einer Vergiftung mit hochgradig radioaktivem Polonium. Zuvor hatte er mit den russischen Geschäftsmännern und Ex-KGB-Agenten Dmitri Kowtun und Andrej Lugowoi Tee getrunken. London gibt Moskau die Schuld, das jegliche Verantwortung bestreitet.

Alexander Perepilitschni (†44)

Der russische Geschäftsmann und Informant starb 2012 beim Joggen in der Nähe von London. Perepilitschni war ein möglicher Kronzeuge in der Affäre um den Tod eines russischen Anwalts im Jahr 2009. Die Polizei ging von einem natürlichen Tod aus. Eine zwei Jahre später von seiner Lebensversicherung in Auftrag gegebene Untersuchung ergab jedoch, dass sich Spuren eines Gifts von einer chinesischen Pflanze namens Gelsemium in seinem Magen befanden. 2018 wiederum erklärte ein britischer Untersuchungsrichter, es gebe keine Belege für einen Giftanschlag, auch wenn es «nicht völlig auszuschliessen» sei.

Wladimir Kara-Mursa (38)

Wladimir Kara-Mursa war Berater des 2015 in Moskau erschossenen Oppositionspolitikers Boris Nemzow (†55). Wenige Monate nach Nemzows Ermordung fiel er nach einem Mittagessen in Moskau mit plötzlichem Nierenversagen ins Koma. Ärzte diagnostizierten eine Vergiftung, konnten aber keine verursachende Substanz identifizieren. Kara-Mursa reiste zur medizinischen Rehabilitation in die USA aus, wo seine Familie bis heute lebt. Im Februar 2017 wurde er erneut auf einer Moskauer Intensivstation eingeliefert – nach Angaben seines Anwalts wieder mit Vergiftungserscheinungen. «Meine Überlebenschancen lagen bei fünf Prozent», sagte er gegenüber BLICK in einem Interview. Inzwischen lebt er dauerhaft im Ausland.

Sergej Skripal (69)

Der ehemalige Doppelagent und seine Tochter Julia (36) wurden im März 2018 im englischen Salisbury dem in der Sowjetunion entwickelten Nervengift Nowitschok ausgesetzt. Beide entgingen nur knapp dem Tod. Westliche Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, den Anschlag als Vergeltung für Skripals Tätigkeit als Doppelagent veranlasst zu haben. Eine 44-jährige Britin, die später mit dem Nervengift in Kontakt kam, starb.

Pjotr Wersilow (32)

Im September 2018 wurde der russische Aktivist der Protestgruppe Pussy Riot mit möglichen Symptomen einer Vergiftung in ein Moskauer Krankenhaus gebracht. Später kam er zur Behandlung in die Berliner Charité. Wersilow macht für seine mutmassliche Vergiftung den russischen Geheimdienst verantwortlich. Als Hintergrund für die Attacke geht er von einem Zusammenhang zu seinen Recherchen über drei im Juli 2018 ermordete russische Journalisten in Zentralafrika aus, die dort den Aktivitäten der kremlnahen Söldnertruppe Wagner auf der Spur waren.

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