EDA bestätigt Schweizer Opfer unter den 71 Toten
Das jüngste Opfer war fünf Jahre alt

Ein russisches Flugzeug mit 71 Passagieren ist kurz nach dem Start in Moskau abgestürzt. Alle Insassen der Unglücksmaschine sind tot. Die kleine Nadeschda war erst fünf Jahre alt. Auch ein Schweizer ist unter den Todesopfern.
Publiziert: 11.02.2018 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:20 Uhr
Hier stürzt das Flugzeug ab
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Antonov An-148:Hier stürzt das Flugzeug ab

Tragödie in Russland: Eine Antonov An-148 mit 71 Personen an Bord ist am Sonntag abgestürzt – kurz nach dem Start in Moskau. Alle Insassen sind getötet worden. Dies teilte die Luftverkehrsbehörde in Moskau mit.

Das jüngste Opfer heisst Nadeschda. Das fünfjährige Mädchen war mit ihrer Mutter Oksana (†32) im Flieger. Zwei weitere Kinder - die Buben Evgenij (†12) und Ilja (†17) gehören ebenfalls zu den Opfern.

... der 17-jährige Ilja sind unter den Opfern.
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Die Maschine mit 65 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern war um 14.28 Uhr Ortszeit, vier Minuten nach dem Start am internationalen Flughafen Domodedowo, vom Radar verschwunden. Ziel des Flugs war Orsk, eine Stadt an der russisch-kasachischen Grenze. Die Flugdaten zeigen, wie die Maschine rasant an Höhe verloren hat.

Der Pilot Valerij Gubanow (†51) sei ein «sehr erfahrener» Pilot gewesen, sagte die Pressesprecherin der Unglücks-Airline Saratow. Co-Pilot Sergej Gambarjan (†44), die beiden Flugbegleiterinnen Viktoria Kowal und Anastasia Slawinskaja (†29) sowie die beiden Techniker Oleg Kusmin und Sergej Gawrilow verloren beim Unglück ihr Leben.

Schweizer unter den Opfern

Unter den Opfern ist auch ein Schweizer Bürger. «Die Schweizer Botschaft in Russland wurde darüber informiert, dass an Bord ein Schweizer war», sagt Elena Abramowa, Pressesprecherin der Stadtverwaltung in Orsk gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Er war auf einer Geschäftsreise zu einer Raffinerie unterwegs.

Bei dem Toten handelt es sich gemäss BLICK-Recherchen um den Schaffhauser Ulrich K.* (†46), der für ein börsenkotiertes Schweizer Unternehmen in Russland auf Dienstreise war. Der CEO der Firma sagt am Sonntagabend zu BLICK: «Ich bin sehr betroffen. Wir werden am Montag früh unsere Mitarbeiter über den tragischen Verlust unterrichten.»

Der Schaffhauser (†46) sass in der Unglücksmaschine.
Foto: Facebook

Ignazio Cassis spricht sein Beileid aus

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt gegenüber BLICK den Tod des Schweizers. «Die Schweizer Vertretung in Moskau steht diesbezüglich in Kontakt mit den lokalen Behörden. Das EDA ist mit den Angehörigen des Opfers in Kontakt getreten», sagt Pierre-Alain Eltschinger, Pressesprecher des EDA.

«Bundesrat Ignazio Cassis spricht allen betroffenen Familien, darunter derjenigen des Schweizer Opfers, sein Beileid aus und wünscht ihnen viel Kraft in dieser schweren Zeit», heisst es weiter.

Neben dem Schweizer war ein weiterer Ausländer an Bord. Gemäss einem Sprecher des russischen Zivilschutzministeriums handelt es sich um einen Mann (†46) aus Aserbaidschan.

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Wrackteile über einen Kilometer verteilt

Bei der Unglücksmaschine der Saratow Airlines handelt es sich um eine acht Jahre alte Antonov An-148:

Nach Angaben der Nachrichtenagenturen berichteten Augenzeugen aus dem Dorf Stepanowskoje von einem brennenden Flugzeug, das vom Himmel gefallen sei.



Ein Vertreter des russischen Rettungsdienstes sagte der Agentur Interfax, dass die Menschen an Bord «keine Chancen» hatten zu überleben. Interfax meldete zudem, dass die Wrackteile des Flugzeugs über eine Länge von einem Kilometer am Absturzort verteilt seien.

Ein Trümmerteil in einem Feld ausserhalb Moskaus.
Foto: Reuters/Stringer

Blackbox gefunden

Die ersten Ermittlungen zur Absturz-Ursache wurden bereits eingeleitet. Überprüft werden bereits die Wartungsarbeiten. Russische Medien berichten nun, dass ein Triebwerk ausgefallen und explodiert sein soll. Zudem wurden beide Blackboxen des Fliegers gefunden, wie Sergej Poletikin, Sprecher des Katastrophenschutzministerium, bestätigt.

Bei der Fluggesellschaft heisst es, die Maschine sei vor dem Start überprüft worden, es habe keine Unregelmässigkeiten gegeben. Das Flugzeug habe erst im Januar einen sogenannten C-Check durchlaufen, bei dem Triebwerke und Struktur der Maschine in einem langwierigen, etwa zweiwöchigen Verfahren besonders genau überprüft werden.

Der russische Präsident Wladimir Putin drückte den Verwandten der Verstorbenen bereits sein Beileid aus. Und auch der UNO-Generalsekretär, António Guterres, kondolierte.

Hier liegen die Wrackteile der Antonov An-148
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Video zeigt Absturzstelle nahe Moskau:Hier liegen die Wrackteile der Antonov An-148

Schwierige Bergungsarbeiten

Die Arbeiten zur Bergung der Toten wurde in der Nacht zum Montag bei Eis und Schnee fortgesetzt. Bergungstrupps entdeckten die ersten Leichen. Die Suchtrupps waren mit Schneemobilen ausgerüstet.

Zivilschutzminister Wladimir Putschkow traf am späten Sonntagabend am Unglücksort ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Bei Tageslicht sollten Video-Drohnen Aufnahmen der Absturzstelle machen, um die Suche nach Opfern zu unterstützen. Neun Drohnen sind seit Montagmorgen im Einsatz. Bislang fand man rund 400 Leichenteile auf einer Fläche von 12 Hektar Land.

Heftiger Schneefall hat am Montag die Untersuchungen behindert. Die Bergungsarbeiten sollen laut Behördenangaben dennoch in den kommenden sieben Tagen weitgehend abgeschlossen sein.

Rund 900 Einsatzkräfte waren am Montag am Absturzort, der nur zu Fuss oder per Schneemobil erreichbar war. Teilweise mussten sie sich durch hüfthohen Schnee kämpfen. Die Trümmerteile waren im Umkreis von 30 Hektar verteilt.

Russland verzeichnete zuvor tagelange Rekordschneefälle. Zum Unglückszeitpunkt soll schlechte Sicht geherrscht haben.

Immer wieder Abstürze in Russland

Mit der vom Unglück betroffenen Fluggesellschaft Saratow Airlines gab es bereits früher Zwischenfälle. Die russische Luftfahrtbehörde hat ihr die Bewilligung für internationale Flüge entzogen, nachdem bei einer Überraschungsinspektion Regelverstösse zum Vorschein gekommen waren.

Flugzeugabstürze sind in Russland keine Seltenheit. Insgesamt gab es seit 2010 mindestens vier schwere Unglücke ziviler Verkehrsmaschinen mit zusammen mehr als 240 Toten.

Der letzte Absturz ereignete sich im März 2016. Damals stürzte eine Boeing 737-800 aus Dubai bei Sturm auf den Flughafen der Millionenstadt Rostow am Don. Die Maschine des Billigfliegers FlyDubai zerschellte in einem Feuerball. Alle 62 Menschen an Bord starben.

Zweieinhalb Jahre zuvor war eine Boeing 737-500 beim Anflug auf die russische Stadt Kasan hart auf der Landebahn aufgeschlagen und in Flammen aufgegangen. 50 Menschen starben, es gab keine Überlebenden. (SDA/jmh/man/nbb)

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