Aerobic-Lehrerin tanzt unbesorgt vor Konvoi
0:48
Absurde Szene in Myanmar:Lehrerin tanzt, während hinter ihr Putschisten auffahren

Mindestens 564 Menschen erschossen – sogar Kinder werden getötet
Schönheitskönigin kämpft gegen myanmarische Militärjunta

Das Morden hat kein Ende: Zwei Monate nach dem Militärputsch in Myanmar schiessen die Sicherheitskräfte teilweise wahllos in die Demonstrantenmenge. Eine Miss wagt es nun, die Junta zu kritisieren. Aber der Preis dafür ist hoch.
Publiziert: 06.04.2021 um 14:14 Uhr
|
Aktualisiert: 05.05.2021 um 21:38 Uhr

Der asiatische Staat Myanmar gleicht einem Schlachtfeld: Mindestens 564 Menschen sind seit dem Militärputsch vom 1. Februar schon getötet worden. Darunter 47 Kinder!

Die Schergen von Junta-Führer Min Aung Hlaing (64) gehen nicht zimperlich gegen Demonstranten vor, welche die Rückkehr der abgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi (75) fordern. Fast 3500 sitzen in Haft. Min Aung Hlaing sagte, das Militär strebe nach einer «echten, disziplinierten und konkreten Demokratie».

Junge Menschen mit Kopfschüssen getötet

Die Soldaten und Polizisten schiessen gegen alle. Am Sonntag feuerten sie in Mandalay auf ein junges Paar, das nach der Arbeit und während der Ausgangssperre mit dem Töff nach Hause fuhr. Die 19-jährige Beifahrerin wurde auf der Stelle durch einen Kopfschuss getötet, ihr Mann, der das Motorrad lenkte, erlitt schwerste Bauchverletzungen.

An der Miss Grand International in Thailand trat Han Lay in einem traditionellen myanmarischen Kostüm auf.
Foto: AFP
1/22

Die Bergung der Angeschossenen war schwierig, weil sich die Rettungssanitäter vor den Soldaten verstecken mussten. Ein Sanitäter sagte: «Die Strassen sind wie Schlachtfelder mit Soldaten, die im Zufallsprinzip auf Zivilisten schiessen, inklusive auf Ärzte und freiwillige Helfer. Wir mussten uns in der Dunkelheit verstecken, um sie erreichen zu können.»

Miss erhebt ihre Stimme

Der Protest wird weltweit immer lauter. In diesen Tagen erhielt sogar ein Missen-Wettbewerb politische Bedeutung. An der Miss Grand International in Thailand erhob die myanmarische Schönheitskönigin Han Lay (22) die drei Finger zum Protest und kritisierte die Militärregierung öffentlich.

Sie sagte: «Heute in meinem Land Myanmar… so viele Leute sterben. Bitte helft Myanmar. Wir benötigen jetzt dringend eure internationale Hilfe.» Einen Monat zuvor war die Psychologiestudentin in Yangon, in Myanmars grössten Stadt, selber auf die Strasse gegangen, um zu protestieren.

Sie weiss genau, dass ihr Protest und ihre zweiminütige Rede an den Miss-Wahlen sie in grösste Gefahr bringen. «Meine Freunde raten mir, nicht nach Myanmar zurückkehren», sagte sie BBC.

In den Sozialen Medien wird ihr gedroht, dass bei ihrer Rückkehr das Gefängnis auf sie warte. Ihre Befürchtungen sind nicht unbegründet. Die Militärregierung hat in der vergangenen Woche gegen 18 Influencer Haftbefehl erlassen, die den Putsch kritisiert hatten.

Han Lay sagte: «Ich mache mir grosse Sorgen um meine Familie und meine Sicherheit.» Sie will nun mindestens drei Monate in Thailand bleiben.

Krisentreffen der Nachbarstaaten

Die Welt ist äusserst besorgt über die Lage in Myanmar. Die Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) plant ein Krisentreffen, wie das Sultanat Brunei mitteilte, das Anfang des Jahres den Vorsitz der Gruppe übernommen hatte.

Die Gespräche sollen voraussichtlich in der indonesischen Hauptstadt Jakarta stattfinden, ein Datum gibt es aber noch nicht. (gf)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?