Serben blockieren Grenze
«Kosovo-Heimkehrer aus der Schweiz werden bedroht»

Auf Krieg in der Ukraine folgen Spannungen im Westbalkan. Offenbar gibt es russische Wagner-Söldner in Serbien. Wagner eröffnete ein «Kulturzentrum» in Belgrad. Reisende aus der Schweiz werden anscheinend von solchen Söldnern an der Einreise in den Kosovo gehindert.
Publiziert: 28.12.2022 um 04:03 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2022 um 07:26 Uhr
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Russische Söldner stehen in Syrien, in afrikanischen Ländern und jetzt an vorderster Front in der Ukraine in Einsatz, um für die Interessen Moskaus zu kämpfen. Am 2. Dezember hat die russische Söldnertruppe Wagner auf Telegram angekündigt, auch in Belgrad ein «Kulturzentrum» zu eröffnen. Leiter des serbischen Zentrums sei ein gewisser Alexander Lisov, so Wagner in der Mitteilung.

Pristina hat diesen Lisov bereits 2017 auf die schwarze Liste unerwünschter Personen gesetzt. Denn er sei es gewesen, der 2017 die paramilitärische Gruppe Wagner in St. Petersburg als gemeinnützige Organisation registriert habe, schreibt «Balkan Insights» auf Facebook. Höhnisch schrieb Wagner dazu in der Telegram-Mitteilung vom 2. Dezember: «Aufgrund seiner karitativen Aktivitäten wurde Lisov 2017 von den Behörden in Pristina auf die Liste der Personen gesetzt, denen die Einreise in das Gebiet der nicht anerkannten ‹Republik Kosovo› verboten ist.»

Ein Wagner-Zentrum in Belgrad und ein vorsorgliches Kosovo-Einreiseverbot für den russischen Leiter des Zentrums: Rund zehn Monate nach Russlands Einmarsch in die Ukraine sorgen auch serbische Provokationen wieder für Spannungen im Westbalkan. Am Sonntag beorderte Belgrad den Armeechef an die Grenze zum Kosovo, am Montag versetzte Belgrad die Streitkräfte in «höchste Kampfbereitschaft». Was Spekulationen nährt, dass Serbien der verlängerte Arm des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) ist und dass der Kreml bei den jetzt neu aufgeflammten Spannungen zwischen Serbien und Kosovo die Finger im Spiel hat.

Merdare ist der grösste und wichtiste Grenzübergang zwischen dem Kosovo und Serbien.
Foto: eulex-kosovo.eu
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Am Mittwoch zieht Kosovo dann die Konsequenzen: Wie das kosovarische Aussenministerium auf Facebook mitteilt, hat Kosovo den Grenzübergang bei Merdare zum Nachbarland Serbien geschlossen. Dabei handelt es sich um den wichtigsten Grenzübergang. Wer in Serbien unterwegs sei, müsse über Nordmazedonien oder andere Wege einreisen. Es ist bereits der dritte Grenzübergang, den die kosovarische Regierung schliesst.

«Von russischen Söldnern bedroht, beschimpft und misshandelt»

In Merdare blockierte eine Gruppe den Grenzübergang, einzelne Männer hissten serbische Flaggen. Das kosovarische Aussenministeriums schrieb auf Twitter: «Serbische Kriminelle haben den Grenzpunkt in Merdare blockiert.»

Laut einem Korrespondenten des albanischen Informationsportals «Le Canton 27» hätten sich darunter auch russische Söldner gemischt. Dabei sollen «Tausende von Emigranten aus der Schweiz» in Serbien festsitzen. Der Korrespondent vor Ort spricht von «gepanzerten» Barrikaden. Die Reisenden würden «von serbischen Banden und russischen Söldnern – darunter auch Betrunkenen – bedroht, beschimpft und misshandelt. Sie halten Messer und Waffen vor Kindern».

Diese Meldung konnte noch nicht unabhängig bestätigt werden. «Le Canton 27» vertritt klar die Sichtweise Pristinas. Laut «Watson» hat das EDA zudem keine Kenntnis von solchen Attacken auf Schweizer Bürger. Beim Grenzübergang handelt es sich um Merdare, den Hauptgrenzübergang zwischen Serbien und dem Kosovo. Betroffene Reisende würden offenbar Hilfe bei der Schweizer Botschaft in Belgrad suchen. Reisende werden dazu aufgefordert, andere, noch offene Grenzübergänge in den Kosovo zu nutzen.

Wie das serbische Portal «Danas» in der Nacht auf Mittwoch meldet, hätten mehrere Gruppen den Grenzübergang auf serbischer Seite mit schweren Fahrzeugen gesperrt. Laut «Le Canton 27» sind die «Regierung des Kosovo und die Polizei damit beschäftigt, Barrikaden zu beseitigen, die von einer serbischen und der russischen Wagner-Gruppe errichtet wurden».

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