Er wollte Jetons für zwei Millionen Franken klauen
Casino-Amok tötet in Manila 36 Menschen

Ein Mann lief vergangene Nacht schwer bewaffnet durch die Spielhallen des philippinischen Casinos «Resorts World Manila», schoss um sich und legte mehrere Brände. Mindestens 36 Personen kamen ums Leben – nicht durch die Schüsse, sondern wegen des Rauchs.
Publiziert: 01.06.2017 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:35 Uhr
Mann tötet mindestens 36 Menschen
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Angriff auf Casino-Komplex in Manila:Mann tötet mindestens 36 Menschen

Bei einem Überfall auf einen Hotel- und Casinokomplex in der philippinischen Hauptstadt Manila hat am Freitag ein Mann mehrere Brände gelegt – mindestens 36 Menschen starben. Danach richtete sich der Mann selbst.

Nach Angaben der Polizei wurden die Leichen im zweiten und dritten Stock der Anlage «Resorts World Manila» mehrere Stunden nach dem Angriff entdeckt. Der dicke Rauch im Innern des Casinos verzögerte die Ermittlungen.

Rauch steigt über dem Resort auf. Ein Mann hat hier 36 Menschen getötet und danach sich selbst gerichtet.
Foto: AP
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Vermutet wird, dass sie durch einen Brand erstickten, den der mutmassliche Angreifer gelegt hatte – die Anlage ist komplett mit Teppich ausgekleidet, alle Fenster waren abgeriegelt. Keine der Leichen wies Schusswunden auf, sagte der Polizist Tomas Apolinario zu «CNN». 54 Personen seien verletzt und in umliegende Spitäler gebracht worden.

Diese Bilder einer Überwachungskamera sollen den Täter zeigen.
Foto: AP

Der Mann richtete sich nach der Tat selbst: Er verbrannte sich in der Nacht offenbar in dem Hotelzimmer im fünften Stock des Gebäudes, in dem er sich verbarrikadiert hatte. Der Schütze wurde völlig verbrannt aufgefunden – neben ihm ein Maschinengewehr und eine Pistole. Laut dem Resort habe er sich angeschossen, schreibt «CNN». Einen terroristischen Hintergrund schloss die Polizei aus. 

Zuvor war er laut Polizeiangaben gegen Mitternacht mit einer Waffe in der Hand in die Anlage «Resorts World Manila» gestürmt und hatte im zweiten Stockwerk um sich geschossen. 

Der Überfall löste ein Chaos im Komplex aus: Videos zeigen schreiende Menschen panisch herumrennen, Schüsse sind zu hören.

Viele Besucher vermuteten offenbar einen Angriff von mehreren Terroristen. Als sie versuchten, aus der Anlage zu fliehen, gab es die meisten Verletzten. Mehrere Menschen sprangen sogar aus Fenstern. Ein Sicherheitsbeamter schoss sich aus Versehen selbst an.

Kein Terrorakt vermutet

Der Polizeichef der Philippinen, Ronald dela Rosa, schloss einen terroristischen Hintergrund aus. «Wir können sagen, dass dies kein terroristischer Akt war», sagte er nach der Entdeckung des Toten. Dela Rosa widersprach damit auch Behauptungen der islamistischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die den Überfall im Internet für sich reklamiert hatte. Dies sei nur Propaganda. «Wenn es IS gewesen wäre, wären alle Leute erschossen worden.» Er habe jedoch niemanden verletzt – die Verletzungen würden davon stammen, dass die Menschen in Todesangst aus den Fenstern sprangen. Laut Dela Rosa und Augenzeugen schoss der Mann in die Luft – und nicht direkt auf die Casino-Gäste.

Allerdings war die Situation auch Stunden nach dem Überfall noch unübersichtlich. Die Polizei hatte zunächst auch von einem getöteten Zivilisten berichtet. Erst später wurde deutlich, dass es sich dabei vermutlich um den Täter handelt. Zu seiner Identität gab es zunächst keine näheren Angaben. Über den Hintergrund der Tat wurde spekuliert.

Jetons gestohlen

Manilas Polizeichef Oscar Albayalde sagte im Radiosender DZBB: «Das ist das Werk eines Verrückten. Vielleicht war er spielsüchtig, hat all sein Geld verloren und ist dann durchgedreht.» Nach Angaben der Polizei wurden in einem Rucksack des Toten gestohlene Spiel-Jetons im Wert von umgerechnet rund zwei Millionen Franken entdeckt.

Der mit einem Schnellfeuergewehr bewaffnete Mann hatte die Anlage kurz vor Mitternacht gestürmt. Nach Angaben der Polizei schoss er auf Fernseher und Bildschirme und steckte mehrere Spieltische in Brand. Eine der Angestellten, Maricel Navarro, sagte: «Ich kam gerade von meiner Pause zurück, als ich Leute rennen und schreien sah. Alle waren in Panik.»

Auf den Philippinen geht die Armee seit mehr als einer Woche hart gegen islamistische Rebellen vor, die sich in der Stadt Marawi im Süden des Landes verschanzt haben. Seit Dienstag vergangener Woche gab es bereits mehr als 180 Tote. Präsident Rodrigo Duterte hat über Marawi und die gesamte Philippinen-Insel Mindanao mit mehr als 20 Millionen Bewohnern das Kriegsrecht verhängt. Die Islamisten behaupten, mehrere Dutzend Zivilisten in ihrer Gewalt zu haben. (SDA/stj)

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