Maria berichtet über die russischen Gräueltaten in Charkiw
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«Wollte, dass alle das sehen»:Maria informiert die Welt über die russischen Gräueltaten in Charkiw

Maria Avdeeva, Expertin für russische Desinformation, Charkiw
«Die Menschen in Charkiw sitzen zu Hause im Dunkeln – in ständiger Angst vor den Bombenangriffen»

Maria Avdeeva aus Charkiw ist Expertin für russische Desinformation und Sicherheitsexpertin. Sie hat über 100'000 Follower auf Twitter und hat sich zur Aufgabe gemacht, die Welt über den russischen Krieg aufzuklären.
Publiziert: 24.08.2022 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2022 um 14:30 Uhr

Ich gab so viele Interviews für Medien auf der ganzen Welt – manchmal von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Denn ich wollte, dass die Öffentlichkeit von den Kriegsverbrechen erfährt, die die Russen in der Ukraine begehen.

Weil ich in Charkiw lebe, sprach ich zunächst darüber, was in meiner Stadt geschah. In den ersten Tagen des Kriegs, als die reale Gefahr bestand, dass die Russen die Stadt einnehmen könnten, haben fast alle ausländische Medienschaffenden Charkiw verlassen. Es gab keine Person mehr, die aus der Stadt berichtete.

Unterstützung für die Ukraine

Weil das Medium Twitter die Möglichkeit bietet, mit einem ausländischen Publikum zu kommunizieren, habe ich mich vor allem darauf konzentriert. Ich wollte, dass die Unterstützung für die Ukraine auf der ganzen Welt nicht abnimmt, sondern immer grösser wird.

Maria Avdeeva ist Sicherheitsexpertin und lebt in Charkiw.
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Charkiw liegt nur 40 Kilometer entfernt von der Grenze zu Russland. Das heisst für uns: Die Raketenangriffe gehen ständig weiter, weil unsere Luftabwehrsysteme aufgrund der geringen Distanz zum Feind nicht genügend Zeit haben, die russischen Raketen abzufangen. Darum schlagen die Raketen auch regelmässig ein.

Die Russen beschiessen Charkiw vor allem in der Nacht. Die Stadt ist völlig dunkel, alle Menschen sitzen zu Hause im Dunkeln – in ständiger Angst. Vor dem Krieg lebten eineinhalb Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Charkiw. Derzeit ist es schwierig abzuschätzen, wie viele von ihnen tatsächlich noch da sind. 90 Prozent aller Geschäfte in der Stadt sind geschlossen.

Seit einem halben Jahr in U-Bahn-Station

Etwa 120 Menschen, darunter acht Kinder, harren noch immer in einer der U-Bahn-Stationen aus. Sie «wohnen» bereits seit sechs Monaten dort! Ich konnte mich mit ihnen unterhalten, sie haben mir erzählt: «Wir haben Angst hinauszugehen, weil wir nicht wissen, was dann mit uns passieren wird.»

Es ist natürlich bitter, mitansehen zu müssen, dass wir Ukrainerinnen und Ukrainer uns erst seit dem Krieg so richtig als Nation fühlen. Aber jede und jeder kämpft für unser Land. Alle machen, was sie können, um uns näher an den Sieg über Russland zu bringen.

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