«Tatverdächtige stammen aus dem Bekanntenkreis des Opfers»
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Staatsanwalt zu Fall Luise F.«Tatverdächtige stammen aus dem Bekanntenkreis des Opfers»

Luise F. (†12) von Freundinnen getötet
Social-Media-Accounts der Täterinnen nach Tiktok-Hetzjagd gesperrt

«Killerin», «Mörderin», «Psycho»: Solchen Kommentaren sind die beiden Täterinnen im Fall Luise F. (†12) derzeit ausgesetzt. Auf Tiktok werden die Mädchen bedroht und beleidigt. Jetzt greifen die Behörden ein. Die Accounts wurden gesperrt.
Publiziert: 16.03.2023 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 02:38 Uhr

Mit Dutzenden Messerstichen wurde Luise F.* (†12) von zwei Freundinnen getötet. Eine der Täterinnen soll später ein Video auf Tiktok veröffentlicht haben. Dieses verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Tausende User reagieren auf den Beitrag – überwiegend aggressiv und hasserfüllt. Die Kinder werden unter anderem als «Killerinen» und «Psychos» bezeichnen. «Wenn man nach den Hashtags sucht, findet man schon einiges, sagte ein Polizeisprecher zu RTL. Mittlerweile wurden die Social-Media-Accounts der vermeintlichen Täterinnen gesperrt.

Experten warnen vor solchen Aktionen. Die Kinderpsychiaterin Yonca Izat empfiehlt im Gespräch mit «t-online», sich von der Hassrede im Internet zu distanzieren. Sie halte es für fragwürdig, dass man jetzt mit «einer ähnlichen Aggression» auf die beiden Mädchen reagiere. «Davor müssen die Mädchen geschützt werden», so die Psychiaterin.

Bislang wurde das Video noch nicht verifiziert. Die Polizei warnt aber vor den strafbaren Rachedrohungen im Internet. Der BDK warnte davor, personenbezogene Daten wie Namen oder anderes preiszugeben. Zudem soll man die Mädchen nicht einer zusätzlichen psychischen Belastung aussetzen. Die Behörden treffen derzeit Massnahmen, um gegen die Hassrede vorzugehen.

Luise F. (†12) wurde von zwei Mädchen mit mehreren Messerstichen getötet. Jetzt werden auf Tiktok private Angaben der Täterinnen veröffentlicht.
Foto: Polizei
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«Die moderne Form der Hexenjagd»

Dirk Peglow, Bundesvorsitzer Kriminalbeamter, beschreibt die Verbreitung von persönlichen Daten der Täterinnen als die «moderne Form der Hexenjagd», schreibt das «Redaktions-Netzwerk Deutschland». In diesem besonderen Fall sei Vorsicht geboten, denn dadurch würden nicht nur die Täterinnen, sondern auch die Angehörigen schwer belastet. Zudem könne man sich mit gewissen Äusserungen strafbar machen.

Inzwischen haben auch die Eltern der Täterinnen Freudenberg verlassen. Das berichtet «WDR». Wie Krimonologe Helmut Kury im Interview mit «Focus» sagt, würden die Familien in solchen Fällen häufig wegziehen.

«Vor allem aus Scham und der Angst vor Stigmatisierung, aber auch wegen der Schuldgefühle», so Kury. Gerade in ländlichen Regionen spreche sich das Geschehene rasch herum. (lia/dzc)

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