Leichenteile im Rhein gefunden
Fall um getöteten Vermissten gibt Rätsel auf

Im deutschen Breisach finden Taucher Anfang April eine Leiche im Rhein. Beim Toten handelt es sich um den vermissten Tunesier Mahdi Bin Nasr, der eigentlich Algerier ist. Der Fall wirft Fragen um Fragen auf – bis sich vor wenigen Wochen der Täter stellt.
Publiziert: 05.06.2024 um 14:06 Uhr
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Fabienne MaagPraktikantin News

Vermisst im Dezember 2023, gefunden im April 2024: Der Fall des ermordeten Tunesiers Mahdi Bin Nasr (†38) wirft viele Fragen auf. 

Anfang April fanden Taucher zufällig Teile einer Leiche im Rhein bei Breisach (D). Nach der Obduktion konnten die Ermittler den Toten identifizieren. Es war ein Mann, der seit einigen Monaten als vermisst galt – und der den deutschen Behörden unter einem anderen Namen bekannt war: Youssef Farhane. 

Nasr alias Farhane hatte den Behörden zudem angegeben, aus Algerien zu stammen. Damit wollte er eine mögliche Abschiebung verhindern, wie seine in Tunesien lebende Schwester gegenüber dem «Südkurier» erzählte. 

Bei der im Rhein gefundenen Leiche handelt es sich um den zuvor vermissten Mahdi Bin Nasr.
Foto: Polizeipräsidium Freiburg
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Der Grund dafür könnte in den unterschiedlichen Schutzquoten liegen: Vor einigen Jahren lag diese in Deutschland für Algerier um das Achtfache höher als für Tunesier. 

Grosse Suchaktion – ohne Erfolg

Wie seine Schwester erzählt, wollte sich Nasr in Deutschland ein neues Leben aufbauen. Vor zehn Jahren liess er sich in Hotzenwald mit knapp 4000 Einwohnern nieder, wo er dann Ende 2023 vermisst gemeldet wurde.

Die Polizei, die Feuerwehr, das Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk starteten am 5. Januar mit Suchhunden, Drohnen und einem Helikopter eine grosse Suchaktion – ohne Erfolg. Auch die Einwohner der Gemeinde wussten nichts. Nur, dass Nasr mit einem E-Scooter unterwegs gewesen war, oft Musik gehört hatte und stets freundlich gewesen war. Viel konnte aber niemand über ihn sagen.

Rätselhaft: Mit der Schwester in Tunesien hatte Nasr auch nach seinem Verschwinden telefonisch Kontakt. Wo er in dieser Zeit war, dazu steht im «Südkurier» nichts. 

Klar ist: Der letzte Anruf von Nasr nach Tunesien fand am 18. März 2023 statt. Etwa Tage später soll ihr Bruder gemäss Rechtsmedizin gestorben sein. Am 6. April fanden die Taucher die Leichenteile. 

Mann stellt sich der Polizei

Nachdem die Freiburger Kripo die DNA abgeglichen und den Toten identifiziert hatte, stiess sie auf ein weiteres Rätsel: Zwischen dem Fundort Breisach und dem Wohnort von Nasr liegen mehr als eine Stunde Autofahrt und knapp 70 Kilometer. Was hatte der Mann dort getan? Auch wie die Leichenteile in den Rhein nach Breisach kamen, konnte bis jetzt noch nicht geklärt werden.

Schliesslich wandte sich die Kripo am 19. April an die Öffentlichkeit, in der Hoffnung auf Hinweise. Zur Überraschung der Polizei meldete sich sechs Tage nach dem Gang an die Medien ein Mann (58), der bereits zuvor in die Ermittlungen involviert gewesen war. Er hatte mehr als einen Hinweis.

Der Mann sagte, er habe Nasr getötet. 

Fall bald abgeschlossen

«Wir kennen diesen Menschen überhaupt nicht und wollen wissen, warum er meinen Bruder getötet und so schrecklich misshandelt hat», so die Schwester von Nasr gegenüber dem «Südkurier».

Die Verhöre der Polizei haben inzwischen etwas Licht ins Dunkel gebracht: Zwischen dem Geständigen und ihrem Bruder soll vor dem Delikt ein Streit ausgebrochen sein. 

Dank dem Geständnis sollte der Fall wohl bald abgeschlossen sein. Bleibt die Frage nach dem Verbleib der Leiche. Bin Nasr konnte noch immer nicht zur Familie in die Heimat überführt werden. «Die deutsche Polizei hat uns gesagt, dass wir die Leiche bekommen können, und die tunesische Botschaft geht der Angelegenheit nach», sagt die Schwester im «Südkurier». 

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