Leere Waffenkammer wegen Ukraine-Unterstützung
Deutschland bestellt Kriegsmaterial nicht nach

Deutschlands militärische Unterstützung der Ukraine schneidet der Bundeswehr ins eigene Fleisch. Wegen Versäumnissen der ehemaligen Verteidigungsministerin gibt es nun grosse Lücken zu füllen.
Publiziert: 28.01.2023 um 15:04 Uhr

Nach langem Zögern soll es jetzt endlich schnell gehen mit den deutschen Panzerlieferungen an die Ukraine. Eine ganze Kompanie – also 14 Stück – Leopard-2A6-Panzer, sowie Munition und Material, soll das ukrainische Militär ab Ende März im Kampf gegen den Aggressor Russland unterstützen.

Viel mehr Zeit wird die deutsche Bundeswehr hingegen brauchen, um die durch die Lieferung entstandenen Lücken wieder aufzufüllen. Göran Swistek, Experte bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), schätzt gegenüber «DW»: «Diese Lücke, die sich dann ergibt zum Füllen dieser Bestände, ist durchaus eine grosse, die sich aus meiner Einschätzung mindestens ein Jahr hinziehen kann.»

Allerdings müsste die deutsche Bundesregierung dafür erstmal eine Bestellung bei der Rüstungsindustrie einreichen – was laut Swistek noch nicht passiert sei. «Offenbar, weil diese Entscheidungen zum Nachkauf noch gar nicht getroffen worden sind», sagt der SWP-Fachmann, bezogen auf die Leopard 2.

Die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine reissen ein Loch in die eigenen Bestände.
Foto: Getty Images
1/5

Lambrecht hat Wiederaufstockung der Bundeswehr verschlafen

Mehr noch: Wie «FAZ» Ende Woche berichtete, hat es das Verteidigungsministerium unter Ex-Ministerin Christine Lambrecht (57) versäumt, ganz generell Rüstungsgüter nachzubestellen, die in die Ukraine gesendet wurden. Die meisten Bestände der Bundeswehr, die an die Ukraine geliefert wurden, wurden nicht ersetzt. Trotz des grosszügigen Haushaltsbudgets, welches Kanzler Olaf Scholz (64) im Rahmen der von ihm ausgerufenen «Zeitenwende» zur Verfügung gestellt hatte.

Konkret geht es dabei um 14 Panzerhaubitzen, 40 Schützenpanzer, fünf Mehrfachraketenwerfer und Flugabwehrsysteme. Dazu unter anderem weiteres Material wie Sanitätsmaterial, Schwerlastsattelzüge oder Artilleriemunition. Zu den wenigen Dingen, bei denen eine Nachbestellung beim Finanzministerium beantragt wurde, gehörten die 5000 Gefechtshelme, welche Lambrecht noch vor Ausbruch des Krieges in die Ukraine geschickt hatte.

Mit der neuesten Waffenlieferung an die Ukraine muss sich Lambrechts Nachfolger Boris Pistorius (62) mit noch grösserer Dringlichkeit um das fehlende Material kümmern. Denn sobald diese Panzer weg sind, ist das deutsche Heer wesentlich geschwächt. (chs)

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?