So wütet Hurrikan Ida in Louisiana
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Tempo von über 200 km/h:So wütet Hurrikan Ida in Louisiana

Zwei Tote nach Hurrikan Ida
Hunderte Menschen müssen aus Flutgebieten gerettet werden

Hurrikan Ida ist im US-Bundesstaat Louisiana auf Land getroffen. Der Wirbelsturm forderte mindestens einen Toten und verursachte zahlreiche Überschwemmungen. Bei mehr als einer Million Haushalten ging das Licht aus. Im Ticker halten wir Sie auf dem Laufenden.
Publiziert: 29.08.2021 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2021 um 08:49 Uhr

Hurrikan Ida sorgt an der US-Golfküste für Chaos! Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) ist der Wirbelsturm mit 240 km/h aufs Land bei Port Fourchon im Bundesstaat Louisiana getroffen.

Lebensgefährlich, katastrophal, ein Sturm und Überschwemmungen von historischem Ausmass: Mit diesen Warnungen appellierten die Verantwortlichen im Vorfeld eindringlich an die Anwohner, sich in Sicherheit zu bringen. Der Staat und die Stadt New Orleans müssten mit heftigem Regen, einer «lebensgefährlichen Sturmflut», katastrophalen Windböen und lang anhaltenden Stromausfällen rechnen.

Die Winde sind gar so stark, dass der Fluss Mississippi rückwärts fliesst, berichtet «CNN». Die Strömung sei durch die Böen extrem verlangsamt worden. Und zwar von 0,6 Meter auf 0 Meter pro Sekunde. In den vergangenen drei Stunden habe die Strömungsgeschwindigkeit im Negativbereich gelegen.

Eine Anwohnerin in Louisiana bringt ihr Kind in Sicherheit.
Foto: Keystone
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Rettungsdienst gestoppt

Gut eine Stunde nachdem der Hurrikan auf Land getroffen war, meldete die Einsatzzentrale der Grossstadt New Orleans bereits «weit verbreitete Stromausfälle». Die interaktive Karte des örtlichen Energieversorgers Entergy zeigte rund 170'000 Haushalte ohne Elektrizität. Der Webseite Poweroutage.us zufolge waren im ganzen Bundesstaat rund 233'000 Kunden ohne Strom.

In New Orleans stellte der Rettungsdienst wegen der gefährlichen Winde bis auf Weiteres den Dienst ein.

5000 Soldaten im Einsatz

Mehrere Bezirke im Bundesstaat Louisiana haben nun eine Ausgangssperre verhängt. Etwa im Bezirk East Baton Rouge, in dem rund 440'000 Menschen leben, gelte dies bis Montagmorgen, erklärte die Bürgermeisterin der Stadt Baton Rouge.

Auch der Nachbarbezirk West Baton Rouge verhängte aus Sicherheitsgründen eine nächtliche Ausgangssperre, genauso der östlich angrenzende Bezirk Livingston.

Flüge gestrichen

Gouverneur John Bel Edwards aktivierte die Nationalgarde mit rund 5000 Soldaten. Die Katastrophenschutzbehörde flog Helfer und Vorräte in die Region, die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz.

Er forderte die Menschen auf, nicht mehr raus zu gehen. «Wenn Sie in Hurrikan Idas Pfad sind, dann ist es jetzt Ihre einzige Aufgabe, sicher am Ort zu bleiben», schrieb er auf Twitter. «Finden Sie den sichersten Platz in Ihrem Haus, überstehen Sie den Sturm und bleiben Sie dort, bis der Sturm abzieht.»

Alle Flüge nach New Orleans wurden am Sonntag gestrichen. Tausende fliehende Anwohner der Küstengebiete verstopften seit Samstag die Autobahnen ins Landesinnere und in die Nachbarstaaten. Edwards warnte, Ida werde beim Auftreffen auf Louisiana einer der stärksten Stürme seit 1850 sein.

Genau 16 Jahre nach Katrina

Ida trifft in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans Katrina auf Land. Katrina hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. New Orleans ist daher inzwischen besser vor Überschwemmungen geschützt, den jüngsten Prognosen zufolge muss die Stadt aber auch mit extrem zerstörerischen Windböen rechnen.

Die prognostizierten starken Winde, der massive Regenfall und die Sturmflut in Louisiana seien alle schon für sich allein betrachtet «lebensgefährlich», sagte NHC-Direktor Ken Graham am Sonntag dem TV-Sender CNN. «Das wird eine lebensgefährliche Situation», warnte er.

Spitäler zu voll für Evakuation

US-Präsident Joe Biden liess sich von der Katastrophenschutzbehörde Fema zu dem Sturm unterrichten. Fema habe bereits 500 Einsatzkräfte sowie 1,6 Millionen Liter Trinkwasser, eine Million Mahlzeiten und Generatoren in die Region gebracht, erklärte das Weisse Haus.

«Hurrikan Ida stellt eine direkte Bedrohung für die Menschen in New Orleans dar», warnte Bürgermeisterin LaToya Cantrell. Wegen des schnell herannahenden Sturms habe es keine Zeit mehr gegeben, eine Pflicht-Evakuierung der ganzen Stadt anzuordnen. Sie ordnete daher nur die Evakuierung besonders gefährdeter Gebiete an, die ausserhalb der Dämme liegen.

Gouverneur Edwards erklärte, küstennahe Krankenhäuser könnten trotz des Hurrikans nicht evakuiert werden, weil es zu viele Corona-Patienten gebe. Derzeit würden in dem Staat mit 4,6 Millionen Einwohnern 2450 Patienten wegen Covid-19 stationär behandelt, sagte er. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden Bundesstaaten keine Kapazitäten mehr, um zusätzliche Patienten aufzunehmen.

Ida sollte sich erst über Land abschwächen und am Montag nordöstlich nach Mississippi und Tennessee weiterziehen. Der Wirbelsturm war am Freitag als Hurrikan der Stufe eins über den Westen Kubas hinweggezogen. Dort verursachte Ida nach Berichten staatlicher Medien Stromausfälle und Schäden. (SDA/man)

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