Ausschreitungen nach Festnahme von Drogenboss-Sohn
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Brennende Busse in Mexiko:Ausschreitungen nach Festnahme von Drogenboss-Sohn

Lage in Mexiko eskaliert
Kämpfe nach Verhaftung von «El Chapo»-Sohn fordern 29 Tote

Schüsse, Fahrzeug-Brände und zahlreiche Strassensperren: Das Sinaloa-Drogenkartell liefert sich weiter heftige Kämpfe mit den Sicherheitskräften. Bereits 29 Menschen sind tot.
Publiziert: 06.01.2023 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2023 um 20:04 Uhr

Rohe Gewalt in Mexiko: Mitglieder des Sinaloa-Drogenkartells setzen am Donnerstag Fahrzeuge in Brand, errichten zahlreiche Strassensperren und liefern sich heftige Schusswechsel mit den Sicherheitskräften. Die Kämpfe erstrecken sich bis zum örtlichen Flughafen. Eine Passagiermaschine und ein Militärflugzeug wurden von Kugeln getroffen, wie die Fluggesellschaft Aeromexico und die Regierung mitteilt. Der Flugverkehr wurde eingestellt. Auch der Schulunterricht und Sportveranstaltungen wurden abgesagt.

Es ist die Reaktion auf die Festnahme von Ovidio Guzmán (32), nur wenige Tage vor dem geplanten Besuch von US-Präsident Joe Biden (80). Guzmán soll nach der Verhaftung seines Vaters, des berüchtigten Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán (65), dabei geholfen haben, dessen Drogengeschäfte weiterzuführen.

Auch einen Auftragskiller geschnappt

Bei der Festnahme des 32-Jährigen sind nach Regierungsangaben 29 Menschen getötet worden. Bei den Todesopfern handele es sich um zehn Militärangehörige und 19 «Gesetzesbrecher», sagte Verteidigungsminister Luis Cresencio Sandoval (62) am Freitag. Ovidio Guzmán war am Donnerstag im Norden Mexikos verhaftet worden, anschliessend hatten sich mutmassliche Mitglieder von Guzmáns Drogenkartell heftige Feuergefechte mit Sicherheitskräften geliefert.

Heftige Strassenkämpfe in Mexiko wie hier in Culiacán: Das Sinaloa-Kartell schiesst auf Sicherheitskräfte, setzt Autos in Brand und errichtet Strassensperren.
Foto: AFP
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Ovidio Guzmán wurde nach seiner Festnahme mit einer Maschine der Luftwaffe nach Mexiko-Stadt gebracht, wo ihn die Staatsanwaltschaft vernahm. Danach steckte man ihn ins Gefängnis von Altiplano. Medienberichten zufolge wurde neben Guzmán auch ein Chef von Auftragskillern des Sinaloa-Kartells festgenommen.

Schon einmal verhaftet und wieder freigelassen

Ovidio Guzmán war schon einmal im Oktober 2019 verhaftet worden, wurde auf Anweisung von Präsident Andrés Manuel López Obrador (69) aber nach heftigen Strassenkämpfen wieder freigelassen. Mehrere Menschen wurden damals getötet, das öffentliche Leben kam völlig zum Erliegen.

Das vor vier Jahrzehnten von «El Chapo» gegründete Sinaloa-Kartell zählt weiterhin zu den mächtigsten Drogenkartellen Mexikos. Es wird von Washington unter anderem beschuldigt, den US-Markt mit Fentanyl zu überschwemmen, einer synthetischen Droge, die etwa 50 Mal stärker ist als Heroin.

Fünf Millionen auf seinen Kopf

Ovidio Guzmán alias «El Raton» («Die Maus») ist das bekannteste Mitglied der «Los Chapitos», zu denen auch seine drei Brüder Joaquín, Iván Archivaldo und Jésus Alfredo gehören. Sie sind nach Angaben der mexikanischen Behörden ebenfalls in den Drogenhandel verwickelt.

Auf der US-Fahndungsliste steht der Ovidio Guzmán wegen des Handels mit Kokain, Methamphetamin und Marihuana. Zudem soll er nach Erkenntnissen der US-Ermittler die Ermordung von Informanten, eines Drogenhändlers und eines Sängers angeordnet haben, weil dieser sich geweigert hatte, auf seiner Hochzeit zu singen.

Die US-Behörden hatten eine Belohnung von fünf Millionen Dollar für Informationen ausgesetzt. Einen Zusammenhang zwischen Bidens bevorstehendem Mexiko-Besuch und Guzmáns Festnahme schloss der Sicherheitsexperte David Saucedo (41) aus. Allerdings habe der «Druck der Amerikaner auf die mexikanische Regierung» seit Guzmáns gescheiterter Festnahme 2019 dazu geführt.

Guzmán kann vorerst nicht an die USA ausgeliefert werden. Alle Verfahren zur Auslieferungen von Ovidio Guzmán seien bis auf Weiteres einzustellen, urteilte ein Bundesrichter am Freitag auf Antrag der Anwälte des 32-Jährigen. (SDA/tva)

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