Sie brachte ihren Trauzeugen um
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Assunta Maresca ist tot:Sie brachte ihren Trauzeugen um

«Lady Camorra» stirbt im Alter von 86 Jahren
Leichen pflasterten ihren Lebensweg

Mafia-Patin Assunta Maresca erschoss einst eigenhändig den Mörder ihres Mannes. Die Neapolitanerin war aber auch Schönheitskönigin, Sängerin und Schauspielerin. Nun ist die Gangsterin gestorben – und hält die Behörden selbst noch an ihrer Beerdigung auf Trab.
Publiziert: 04.01.2022 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 16:29 Uhr
Myrte Müller

Schön, stolz und blutrünstig – Assunta «Pupetta» Maresca (†86) war die erste Mafia-Patin der Camorra. Jetzt ist die Grande Dame des organisierten Verbrechens in Castellammare di Stabia, einem Ortsteil von Neapel, gestorben. Doch für eine grosse Gedenkfeier wird die Mafia nicht aufmarschieren. Denn die Stadt hat eine öffentliche Beerdigung verboten. Nur der Sarg der legendären Patin durfte durch einen Priester gesegnet werden.

Die kriminelle Laufbahn wurde «Pupetta», das «Püppchen», in die Wiege gelegt. Vater und Grossvater waren schon mächtige Bosse der neapolitanischen Camorra. Mit 18 Jahren gewann die schöne Mafia-Tochter einen lokalen Schönheitswettbewerb.

Ein Mafioso verliebte sich in «Miss Rovigliano» und heiratete sie. Doch im Sommer 1955 wurde Pasquale Simonetti von seinem eigenen Trauzeugen erschossen. Vier Monate später rächte sich die junge Witwe. Hochschwanger trat sie dem Verräter entgegen und schoss viermal auf den Mann. Er starb und «Pupetta» wanderte für über 10 Jahre in den Knast.

Assunta Maresca (†86) heiratete den Mafioso Pasquale Simonetti.
Foto: zVg
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Sohn der Mafia-Patin entführt und getötet

In folgenden Jahren erhielt die Mafia-Dame einen neuen Spitznamen: «Lady Camorra». Inmitten eines blutigen Mafia-Krieges soll sie Attentate in Auftrag gegeben haben. So explodierte 1981 vor dem Haus des verfeindeten Mafia-Bosses Raffaele Cutolo eine Bombe. Auch den Mord an Cutolo-Vertrauten Ciro Galli soll «Pupetta» im gleichen Jahr organisiert haben.

Ein Jahr später wurde in der Nähe des gleichen Palazzo die geköpfte Leiche des Kriminologen und Psychiaters Aldo Semerari gefunden. Dieser hatte den Erzfeind Cutolo durch psychiatrische Gutachten vor dem Gefängnis bewahrt. Der Verdacht fiel auf die Mafia-Patin. Beweisen konnte man ihr die Morde nicht.

«Pupetta» wurde allerdings auch selber zum Opfer der Mafia-Gräuel. Ihr Erstgeborener verschwand 1974 spurlos. Pasqualino sei entführt und dann mit einem Stein am Hals ins Meer geworfen worden, heisst es in Mafia-Kreisen. Seine Leiche wurde nie gefunden. Hauptverdächtiger damals: «Pupettas» eigener Liebhaber Umberto Ammaturo, ein gefürchteter Drogenbaron der Camorra.

Auf ihre Partys kamen auch Staatsanwälte und Politiker

Assunta Maresca tanzte auf mehreren Hochzeiten. Neben den Mafia-Geschäften versuchte sie auch eine Karriere als Sängerin, Schauspielerin und Dame der Gesellschaft. Auf ihren Partys feierten auch Staatsanwälte und Politiker. Schliesslich eröffnete sie zwei Mode-Geschäfte in Neapel.

Als eine Mafia-Patin sah sich «Pupetta» übrigens nie. In TV-Interviews sprach sie stets von Notwehr. «Wenn ich nicht geschossen hätte, wäre ich heute tot», so die Patin. Im Alter lebte «Lady Camorra» zurückgezogen in der Hafenstadt Castellammare di Stabia – das ruhige letzte Kapitel eines turbulenten Lebens.


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