Koordinieren Waffenfluss und unterstützen logistisch
US-Agenten und -Kommandos führen einen Geheimkrieg in der Ukraine

Offiziell haben die USA und ihre Verbündeten in der Ukraine keine Soldaten am Boden. Dabei sind US-Agenten und -Sonderkommandos aktiv. Sie koordinieren den «Waffenfluss». Offiziell herrscht höchste Geheimhaltung. Die US-Heeresministerin indes bestätigt Sondereinsätze.
Publiziert: 13.07.2022 um 01:16 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2022 um 12:06 Uhr

Offiziell sind die USA nicht ins Kriegsgeschehen in der Ukraine involviert. Offiziell stehen in der Ukraine keine US-Soldaten und keine CIA-Agenten in Einsatz. US-Präsident Joe Biden (79) versicherte, in der Ukraine gebe es «keine US-Stiefel am Boden». Dies ist die offizielle Version.

Gelten frühere Stellvertreterkriege mit US-Waffenlieferungen als Vergleich – nur um El Salvador, Nicaragua und das Afghanistan der 80er-Jahre zu nennen –, kann auch in der Ukraine von US-Geheimoperationen mit US-Spezialeinheiten und -Kommandos vor Ort ausgegangen werden.

Das bestätigt die renommierte «New York Times» unter Berufung auf Informationsquellen in Washington und Europa. Diese US-Kommandos sind nicht mit den ukrainischen Truppen an der Front, sondern beraten von einem Hauptquartier in einem anderen Teil des Landes aus – oder aus der Ferne über verschlüsselte Kommunikation.

US-Soldaten im März auf dem Weg nach Deutschland, nach Beginn der russischen Ukraine-Invasion. Die USA haben ihre Militärpräsenz in Europa aufgestockt.
Foto: KEYSTONE
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US-Kommandos koordinieren Waffenfluss

Inzwischen haben die ukrainischen Streitkräfte von den USA hochmodernes Waffengerät wie die Mehrfachraketenwerfer-Systeme Himars erhalten. Diese helfen der Ukraine mächtig im Kampf gegen die Russen. Solche Waffen können nicht einfach per Knopfdruck bedient werden. Solche Waffen sind nicht einfach am helllichten Tag in Frontgebiete zu schaffen. Solche Waffen erfordern hochkomplexe Logistik und Schulung, und ihr Transport ist gefährlich.

Ein US-amerikanisches «Kommando-Netzwerk» koordiniere diesen «Waffenfluss in der Ukraine», erklärt die «Times». Man könne diese Waffensysteme «nicht einfach aufs Schlachtfeld werfen», wird General Mark A. Milley, Vorsitzender des US-Generalstabs, zitiert.

«Das braucht alles ein bisschen Zeit, und es erfordert einen erheblichen Aufwand.» Amerikanische Truppen benötigen sechs bis acht Wochen, um den Umgang mit den Systemen zu erlernen, so Milley. Die Ukrainer erhalten ein zweiwöchiges beschleunigtes Trainingsprogramm.

Höchster Geheimhaltungsgrad

Ein Grossteil der Arbeit dieser Spezialkommandos findet auch ausserhalb der Ukraine statt, so zum Beispiel auf US-Stützpunkten in Deutschland, Frankreich und Grossbritannien. Aber auch wenn die Regierung Biden erklärt hat, dass sie keine amerikanischen Truppen in der Ukraine stationieren wird: Die CIA arbeitet mehr oder weniger offen im Land, vor allem in der Hauptstadt Kiew.

Über die Tätigkeit dieser CIA-Mitarbeiter und auch US-Kommandotruppen in der Ukraine herrscht höchster Geheimhaltungsgrad. Aber es gebe diese geheimen ausländischen Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine. Amerikanische und andere verbündete Sondereinsatzkräfte trainieren seit Jahren mit ukrainischen Kommandos – eine Beziehung und Partnerschaft, die sich im Kampf gegen Russland als unschätzbar erweise, sagt der US-Abgeordnete Jason Crow (43), ein Demokrat im US-Ausschuss für Streitkräfte und Nachrichtendienste.

Diese US-Agenten vor Ort haben auch Zugriff auf US-Militärdaten, wie zum Beispiel auf russische Truppenbewegungen. Diese tauschen sie mit den ukrainischen Streitkräften aus, berichtet die «Times». Darüber hinaus seien Agenten der Nato-Staaten Grossbritannien, Frankreich, Kanada und Litauen in der Ukraine aktiv.

US-Heeresministerin bestätigt Sondereinsätze

Offiziell bestätigen die Amerikaner den Begleitschutz von Waffentransporten. Sondereinsätze würden den Fluss von Waffen und Ausrüstung in der Ukraine steuern, sagte Christine Wormuth (53), Staatsekretärin der US-Armee.

«Während die Ukrainer versuchen, diese Waffen zu transportieren und den Russen auszuweichen, die möglicherweise versuchen, Konvois anzugreifen, versuchen wir dabei zu helfen, den Transport all dieser verschiedenen Sendungen zu koordinieren.»

«Wir können auch dabei helfen», sagte Wormuth bei einer Sicherheitskonferenz Ende Mai, «Informationen darüber zu erhalten, wo die Konvois bedroht sind.» (kes)

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