Kommandant von Russlands Pazifikflotte von Putin degradiert
Gefeuerter Admiral wollte seine Soldaten nicht an die Ukraine-Front schicken

Seit 2012 war er der Kommandant der russischen Pazifikflotte. Jetzt hat ihn Kriegspräsident Putin zurückgestuft. Admiral Sergei Awakjanz weigerte sich offenbar, seine Männer als Kanonenfutter in den Ukraine-Krieges zu schicken.
Publiziert: 24.04.2023 um 02:47 Uhr
|
Aktualisiert: 24.04.2023 um 16:56 Uhr

Admiral Sergei Awakjanz (66) war seit 2012 Kommandant der russischen Pazifikflotte. Am Donnerstag degradierte ihn Präsident Waldimir Putin, indem er ihn zum Gruppenleiter für militärisches Sporttraining und patriotische Erziehung ernannte. Grund für Awakjanz' Zurückstufung: Er soll sich geweigert haben, seine Männer an die Ukraine-Front zu entsenden.

Die Absetzung eines Admirals würde gewöhnlich vom Verteidigungsministerium kommuniziert. Stattdessen kam die Order direkt aus dem Kreml, mit der offiziellen Sprachregelung, nach der Awakjanz das Pensionsalter von 65 Jahren bereits überschritten habe. Dabei sind mehrere russische Generäle älter als 65, darunter der derzeitige Oberbefehlshaber in der Ukraine und Chef des Generalstabs, Armeegeneral Waleri Gerassimow (67), sowie der Oberbefehlshaber der Bodentruppen, Oleg Saljukow (67). Als Awakjanz dazu gezwungen wurde, schickte er angeblich seine undiszipliniertesten und unzuverlässigsten Männer in das Kriegsgebiet.

Infantristen sollen sich beschwert haben

Awakjanz habe dem Oberfehlshaber der Marine «im Klartext gesagt, dass er nicht zulassen werde, dass die Flotte ruiniert werde», zitiert die «Daily Mail» eine Quelle im Generalstab der russischen Streitkräfte. Er könne es nicht dulden, dass «seine Matrosen, ausgebildete Offiziere, gut koordinierte Besatzungen, auseinandergerissen werden».

Von Kriegspräsident Wladimir Putin demontiert: der langjährige Kommandant der russischen Pazifikflotte, Sergei Awakjanz.
Foto: Screenshot Tass
1/2

Demnach war Awakjanz besonders verärgert über die Verluste seiner Elite-Marinesoldaten, die gezwungen waren, in den Ukraine-Krieg zu ziehen. Die «Unzufriedenheit des Admirals wuchs», so die Quelle, als das Ausmass der Verluste immer grösser wurde. An Russlands Pazifikküste in Wladiwostok sind offenbar viele Marinesoldaten begraben, die unter Awakjanz dienten und in der Ukraine fielen.

Kürzlich habe sich Awakjanz direkten Anweisungen des Kremls widersetzt und erklärt, er werde keine weiteren Truppen entsenden, solange er das Kommando über die Pazifikflotte habe. Für diesen Ungehorsam wurde er jetzt offenbar beurlaubt. Später soll er als Stabschef einen unbedeutenden Verwaltungsposten in Moskau übernehmen.

Schlechte Leistung der Pazifikflotte-Infanterie in der Ukraine?

Marine-Infanteristen von Awakjanz' Pazifikflotte hätten im Krieg in der Ukraine versagt, heisst es in russischen Kriegsforen. Um Vuhledar sei es ihnen seit Anfang des Jahres nicht gelungen, die Bergbaustadt im ostukrainischen Donbass nach einer dreiwöchigen Schlacht einzunehmen.

Die 155. Marinebrigade hatte dort im Februar 31 gepanzerte Fahrzeuge verloren. Das Militärportal «Moscow Calling» berichtete zudem von Briefen, die Marineinfanteristen der 155. geschrieben hatten. Sie beschwerten sich über die Fleischwolf-Taktik von Putins Kommandanten. In vier Tagen schwerer Kämpfe seien «300 Männer getötet, verwundet und vermisst» worden. (kes)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?