Koffer-Desaster auf Kreuzfahrt
Traumreise wird für Baselbieter zur Odyssee

Keine Zahnbürste, kein Necessaire: Anstatt eine erholsame Kreuzfahrt auf dem Roten Meer zu geniessen, musste ein Schweizer Paar eine Woche lang um ihren Koffer kämpfen. Dieser schaffte es jedoch nie auf das Schiff.
Publiziert: 15.04.2023 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2023 um 09:36 Uhr
Janine Enderli

Erholsame Tage auf dem Liegestuhl, spannende Ausflüge und sommerliche Temperaturen: Peter Hug (67) aus Zunzgen BL hatte sich auf eine wunderschöne Kreuzfahrt mit seiner Frau auf dem Roten Meer gefreut. Doch daraus wurde nichts. Statt die Tage zu geniessen, begann eine Koffer-Odyssee – und zwar für eine Woche.

Alles begann am Flughafen von Hurghada in Ägypten. Nach dem Hinflug am 2. April stand der direkte Transport zum MSC-Kreuzfahrtschiff Splendida auf dem Programm. Bis dahin lief alles super. Doch dann der Schock: Ein Gepäckstück kam nicht an. «Der reinste Horror. In dem Koffer befanden sich logischerweise wichtige Utensilien, wie Zahnbürste, Rasierapparat und Necessaires, die wir für die Ferien benötigen», sagt Hug zu Blick.

Erst einmal musste der Baselbieter viele Formulare ausfüllen, damit nach dem Koffer gesucht werden konnte. Zeitverlust alleine dafür: zwei Stunden. Dann hiess es ab aufs Schiff in der Hoffnung, dass der Koffer schnell auftaucht. Was er zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnte: Das Gepäck wird erst am Abreisetag wieder auftauchen.

Peter Hug aus Zunzgen BL wollte eine schöne Kreuzfahrt auf dem Roten Meer verbringen. Doch daraus wurde nichts.
Foto: Leserreporter
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Reise als Paket gebucht

Auf dem Schiff konnte niemand dem passionierten Glacé-Verkäufer weiterhelfen, denn für verlorene Koffer ist normalerweise die entsprechende Airline zuständig. Da Hug seine gesamte Reise aber über MSC Schweiz als Paket gebucht hatte, sah er den Kreuzfahrtveranstalter als seine erste Ansprechperson.

Hug schildert, wie er von Rezeptionist zu Rezeptionist weitergereicht und immer wieder auf den nächsten Tag vertröstet wurde. Als das Paar sich nach dem Verantwortlichen der Rezeption erkundigte, erschien dieser erst, als der Schweizer sich weigerte wegzugehen. Dieser nahm den gesamten Sachverhalt nochmals auf – ohne Erfolg.

Er hätte extra für den Koffer-Transport zahlen müssen

Der Schweizer fühlte sich überhaupt nicht ernst genommen und sah keine Bemühungen seitens MSC Cruises und der Airline, ihm weiterzuhelfen. Eine Woche verging. Aber nichts geschah. Der Koffer blieb verschollen. «Ich musste immer noch die gleichen Schuhe, wie am Ankunftstag tragen. Neue Schuhe waren im Koffer.»

Der vermisste Koffer tauchte schliesslich doch noch auf – und zwar in Hurghada. Das Gepäckstück konnte laut Hug jedoch nicht auf das Schiff verbracht werden – zumindest nicht kostenlos. Es hiess, er müsse 150 US-Dollar extra zahlen. Unfassbar: Am Abreisetag musste der Schweizer den Koffer schliesslich selber am Flughafen suchen und abholen.

MSC bedauert Vorfall

Auf Anfrage von Blick bedauert MSC Cruises, dass es bei dem Kunden zu einer solch unangenehmen Situation kam. Der Veranstalter verstehe sehr gut, welch schwierige Umstände ein verschwundener Koffer mit sich bringen kann. Deshalb wurde Hug und seiner Partnerin ein Bordguthaben von 100 Euro gutgeschrieben, für etwaige Einkäufe sowie ein kostenloser Wäscheservice angeboten.

MSC Cruises sieht sich seit dem Ende der Corona-Pandemie mit enormen Herausforderungen konfrontiert: «Einige unserer Partnerflughäfen haben seit längerer Zeit grosse Personalprobleme, was sich immer wieder negativ auf die Gepäckabwicklung auswirken kann», sagt Dominik Gebhard, Mediensprecher von MSC Schweiz zu Blick.

Dass man Hug nicht ernst genommen habe, weist der Sprecher entschieden zurück. «Wir können versichern, dass sich die Crew-Mitglieder an der Rezeption sehr unterstützend gezeigt haben und den Fall nicht nur aufgenommen, sondern aktiv weiterverfolgt haben.» Man sei umgehend mit verschiedenen Stellen in der Schweiz und am Flughafen Hurghada in Kontakt getreten. Das Problem: Als der Koffer am 6. April aufgefunden wurde, befand sich das Schiff auf See. Eine sofortige Zustellung sei darum nicht möglich gewesen. MSC Cruises werde sich mit Peter Hug jedoch in Verbindung setzen und versichert, dass der Schweizer für die nächste gebuchte Kreuzfahrt ein Bordguthaben in Höhe von 100 Franken erhalten wird.

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