November 13, 2021, Glasgow, UK: US Special Presidential Envoy for Climate John Kerry prior to the reconvening of a informal stock taking plenary session, during an overun day of the Cop26 summit in Glasgow. Picture date: Saturday November 13, 2021. Glasgow UK PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAp134 20211113_zba_p134_136 Copyright: xJanexBarlowx
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Wengen hitzigen Diskussionen:Klimagipfel in Glasgow geht in die Verlängerung

Klimagipfel in Glasgow endete wegen der Kohle fast in Blamage
Grosser Streit um kleines Wort

Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen einigen sich 192 Länder auf einen Klimapakt. Der spaltet. Die einen applaudieren verhalten, die anderen nennen die Absichtserklärung ein Blablabla.
Publiziert: 14.11.2021 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 09:13 Uhr
Myrte Müller

Die Uno-Klimakonferenz im schottischen Glasgow beginnt mit dramatischen Worten. «Die Weltuntergangsbombe ist echt, und die Uhr tickt», sagt der britische Premier Boris Johnson. «Wir schaufeln unser eigenes Grab», mahnt Uno-Generalsekretär António Guterres. Und der Aussenminister des kleinen Inselstaates Tuvalu, Simon Kofe, fleht: «Wir gehen unter.» Für die Atoll-Staaten sei der Klimawandel eine «tödliche Gefahr».

Verheerende Fluten, Brände und Dürren zählen bereits zum Alltag eines jeden Kontinents. Schuld ist der CO2-Ausstoss. Er sorgt für den Treibhauseffekt und damit für die stetig steigende Erderwärmung. Die gilt es auszubremsen. Darüber sind sich die rund 30'000 Teilnehmer der Uno-Klimakonferenz COP26 in Glasgow einig. Hauptdreckschleudern sind die fossilen Brennstoffe. Auch das ist allen bekannt.

Treibhausgasemissionen müssten bis 2030 halbiert werden

Das Fernziel von 1,5 Grad wurde vor sechs Jahren im Pariser Klimaabkommen angepeilt. Um das zu erreichen, müssten die Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt halbiert werden. Davon ist die Welt aber noch weit entfernt – auch nach dem grössten Weltklimagipfel aller Zeiten.

Uno-Generalsekretär António Guterres spricht auf der Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow von der grossen Gefahr des Klimawandels.
Foto: AFP
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Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen liegt eine gemeinsame Erklärung vor. Die Vertragsstaaten fordern den schrittweisen Ausstieg aus der Kohle. Die Feder ist schon gespitzt für die Unterschrift. Da schiesst Narendra Modi quer. Indiens Ministerpräsident will nicht auf die Kohle verzichten, allenfalls würde er sie reduzieren, so sein Kompromiss. Rückenwind erhält er von einem anderen Luftverpester: China.

COP26-Präsident kämpft mit den Tränen

So gehen die Vertreter der fast 200 Länder in eine nächste mühsame Runde. 24 Stunden später, am Samstagabend, steht das Papier. Aus dem «schrittweisen Ausstieg» wurde ein «schrittweiser Abbau» der fossilen Förderung. Mit dehnbaren Fristen. Mehrere Staaten protestierten gegen die Verwässerung kurz vor der Schlussabstimmung, darunter auch die Schweiz. Und auch der britische COP26-Präsident Alok Sharma konnte seinen Ärger und seine Enttäuschung kaum verbergen. «Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist. Und es tut mir sehr leid», sagte der Gastgeber mit tränenerstickter Stimme.

Echte Massnahmen werden nicht angepackt, nur ins Auge gefasst. Nichts ist verpflichtend. Es bleibt bei vagen Absichtserklärungen. Aber immerhin: Erstmals ist der Abbau der fossilen Brennstoffe auf dem Tisch. Für die einen reicht dies für zaghaften Applaus. Bei anderen ist die Enttäuschung gross. Jeder Erfolg enthält auch einen Misserfolg.

Regelmässige jährliche Klimatreffen sind geplant

Neben dem Kohle-Eklat gab es auch Empörung bei den ärmeren Ländern. Zwar werden die Gelder für Klimaschutz verdoppelt, aber für Klimaschäden gab es keine Zusicherung. Man wolle in regelmässigen Abständen wieder zusammenkommen, Bilanz des Klimaschutzes ziehen, neue Richtwerte verhandeln, so der Tenor der Konferenz.

Boris Johnson feiert die Erklärung als grossen Schritt nach vorn. Für Uno-Generalsekretär Guterres gehe er nicht weit genug. Der grosse Wurf für den Klimaschutz sei in Glasgow nicht gelungen, bedauert Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Und Klima-Ikone Greta Thunberg von «Friday for Future» hält den Klimapakt schlicht für «Blablabla».


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