So sieht es im Innern des Mariupol-Stahlwerks aus
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Video veröffentlicht:So sieht es im Innern des Mariupol-Stahlwerks aus

Kinder harren in Asovstal-Bunker aus
«Ich möchte raus und in Sicherheit sein»

Aus der belagerten Stadt Mariupol ist ein Video aufgetaucht, auf dem Frauen und Kinder zu sehen sind, die sich im Bunker des Asow-Stahlwerks verschanzen. Sie hätten seit Wochen kein Tageslicht gesehen und seien am Ende ihrer Kräfte.
Publiziert: 23.04.2022 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2022 um 08:26 Uhr

In einem überfüllten Raum sind die Stimmen von Frauen und Kinder zu hören, die sagen, dass ihnen Nahrung und Wasser ausgehen. Sie bitten darum, aus der Stadt Mariupol evakuiert zu werden. Einige hätten seit Wochen kein Tageslicht mehr gesehen, da sie seit Februar dort seien. Die Aufnahmen vom 21. April sollen aus dem Bunker des Asow-Stahlwerks stammen, wie «BBC» berichtet.

An den Wänden, die zu dem Raum führen, sind grosse Schilder mit der Aufschrift «Kinder» in roter Farbe zu sehen. Eine Frau sagt, dass dort mehr als 15 Kinder, darunter auch Babys, Schutz suchen würden. Eine andere Frau erzählt vor der Kamera, dass sie seit dem 25. Februar – dem zweiten Tag des russischen Einmarsches in der Ukraine – in dem Bunker Zuflucht gefunden habe.

Seit Wochen kein Tageslicht gesehen

Ein Mädchen sagt, es habe sein Zuhause zusammen mit seiner Mutter und Grossmutter am 27. Februar verlassen. «Seitdem haben wir weder den Himmel noch die Sonne gesehen. Ich möchte raus und in Sicherheit sein. Ich will nicht riskieren, dass ich rauskomme, nur um zum Beispiel von Bombensplittern getroffen zu werden», erzählt das Mädchen. Es wolle in die westukrainische Stadt Lviv, wohin einer ihrer Brüder aus Charkiw fliehen konnte.

Im Bunker unter dem Asow-Stahlwerk sollen sich Frauen und Kinder, darunter auch Babys, verschanzen.
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Das Asow-Stahlwerk ist ein riesiges Industriegelände im Zentrum von Mariupol. Anfang dieser Woche erklärte einer der Kommandeure von Asow gegenüber der Zeitung, dass viele Zivilisten, darunter auch Kinder, auf dem Gelände Zuflucht gefunden hätten. Am Samstag ist das Stahlwerk wieder unter Beschuss geraten.

Angriffe aus der Luft

Russland habe das Werksgelände aus der Luft angegriffen, sagte Olexij Arestowitsch, einer der Berater von Präsident Wolodimir Selenski (44), im ukrainischen Fernsehen. Noch am Donnerstag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin (69) angekündigt, von einer Erstürmung des Stahlwerks abzusehen.

Ob das Video aus dem Bunker echt ist, liess sich nicht unabhängig überprüfen. Veröffentlicht wurde es vom Asow-Regiment, das 2014 gebildet wurde, nachdem Russland die südliche ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte. Einige der Asow-Kämpfer hatten ursprünglich Verbindungen zu nationalistischen und rechtsextremen Gruppen.

Später wurde das Regiment in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert. Zusammen mit einer Marinebrigade, Grenzschützern und Polizeibeamten bildet es nun die letzte ukrainische Verteidigungseinheit in Mariupol. (gin)

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