In Kanada Asyl erhalten
Saudi-Araberin flieht vor Familie – in Kanada gelandet

Kanada hat der 18-jährigen Saudi-Araberin Rahaf Mohammed Alqununun Asyl gewährt, die vor ihrer Familie nach Thailand floh – und die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf Social Media erweckte.
Publiziert: 12.01.2019 um 21:16 Uhr
|
Aktualisiert: 12.01.2019 um 21:15 Uhr

Die Flucht der jungen Saudi-Araberin Rahaf Mohammed al-Kunun vor ihrer Familie hat ein Ende genommen. Die 18-Jährige traf am Samstag in Kanada ein, wo sie Asyl erhält.

Am Flughafen von Toronto wurde sie von Aussenministerin Chrystia Freeland in Empfang genommen. Die junge Saudi-Araberin posierte mit Baseballkappe und Jacke mit Kanada-Schriftzug für die am Flughafen wartenden Fotografen, äusserte sich aber nicht.

Aussenministerin lobt Saudi-Frau

«Sie hat eine sehr lange Reise hinter sich, sie ist erschöpft und möchte im Augenblick lieber keine Fragen beantworten», erklärte Freeland den zahlreichen Reportern. Al-Kunun wolle aber, «dass die Kanadier sehen, dass sie gut in Kanada angekommen ist». Freeland lobte den Mut der jungen Frau und begrüsste sie in ihrem «neuen Zuhause».

Die Saudi-Araberin Rahaf Mohammed Alqununun (18) floh vor ihrer Familie nach Thailand.
Foto: KEYSTONE/AP The Canadian Press/CHRIS YOUNG
1/6

Der Fall der jungen Saudi-Araberin hatte international für Aufmerksamkeit gesorgt. Die 18-Jährige war am vergangenen Wochenende mit einer Maschine aus Kuwait auf dem internationalen Flughafen von Bangkok gelandet und dort gestoppt worden.

18-Jährige floh vor Familie

Zunächst drohten die thailändischen Behörden, sie gegen ihren Willen wieder nach Saudi-Arabien zurückzuschicken. Daraufhin machte al-Kunun über Twitter auf ihr Schicksal aufmerksam. Rasch bildete sich eine «SaveRahaf»-Bewegung von Unterstützern.

Al-Kunun war nach eigenen Worten von ihrer Familie körperlich und seelisch misshandelt und am Studium gehindert worden. Demnach fürchtete sie eine Zwangsverheiratung. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch will sich die 18-Jährige vom Islam abwenden, weshalb ihr Leben in Gefahr sei.

Saudi-Arabien steht wegen Umgang mit Frauen unter Kritik

Der Fall der jungen Frau erregte wenige Monate nach dem offenbar von Kronprinz Mohammed bin Salman in die Wege geleitete Mord am saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul besondere Aufmerksamkeit.

Das autoritär-konservative Königreich steht seit Langem wegen seines restriktiven Umgangs mit Frauen in der Kritik. So stehen diese in Saudi-Arabien ihr Leben lang unter Vormundschaft ihrer männlichen Verwandten oder ihres Mannes, die an ihrer Stelle wichtige Entscheidungen fällen.

Beziehungen zwischen Kanada und Saudi-Arabien verschlechtert

Die Aufnahme der 18-Jährigen dürfte die ohnehin bereits seit Monaten angespannten Beziehungen zwischen Kanada und Saudi-Arabien weiter verschlechtern. Im August hatte Riad den kanadischen Botschafter ausgewiesen, nachdem Kanada die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien kritisiert hatte.

Freeland kritisierte damals unter anderem die Festnahme von Samar Badawi, Schwester des ebenfalls inhaftierten saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi. Dessen Ehefrau Ensaf Haidar lebt mit ihren drei Kindern ebenfalls in Kanada. Sie haben auch die Staatsbürgerschaft des Landes erhalten. Raif Badawi war in Saudi-Arabien zu tausend Peitschenhieben und zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. (SDA/szm)

Fehler gefunden? Jetzt melden