«Die Leute hier darben nicht – ganz im Gegenteil»
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Roger Köppel in Moskau:«Die Leute hier darben nicht – ganz im Gegenteil»

«Jetzt machen Sie mal Halt»
Roger Köppel wird von Twitter-Kommentaren verhöhnt

SVP-Nationalrat Roger Köppel lässt seinem Zorn über Kritik an seiner Russland-Linie freien Lauf. Das scheint sich zu rächen. Geniesst der «Weltwoche»-Chef auf seinem Twitter-Kanal sonst Sympathien, ist das Fazit jetzt klar: Kritik an seiner Russland-Haltung ist heftig.
Publiziert: 30.04.2023 um 05:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2023 um 08:53 Uhr

Auf Twitter teilt Noch-Nationalrat Roger Köppel (58) heftig gegen Blick aus. Dies nach dem Bericht von Blick, dass «Köppel sanktionierten Putin-Propagandisten hofiert». Bei seinem jüngsten Besuch in Moskau sprach Köppel auch schelmisch vom «Besuch beim Teufel»: Gemeint war: Wladimir Solowjow (59), TV-Moderator bei Russlands Staatssender Rossija 1, auch Putins «Chef-Hetzer» genannt und mit Sanktionen belegt.

Der SVP-Politiker traf Solowjow in Moskau. Jetzt ergreift der «Weltwoche»-Chef wieder Parole für den russischen Ultranationalisten. In der Nacht auf Sonntag tweetet Köppel, mit Verweis zum Blick-Artikel: «Es ist ein Skandal, dass russische Journalisten und Schriftsteller bei uns mit Sanktionen belegt werden, nur weil sie Dinge sagen, die unsere Regierungen nicht hören wollen. Unsere Zeitungen bejubeln diesen Wahnsinn noch. Der Journalismus ist krank.»

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Heftige Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Köppels eigener Twitter-Feed füllt sich an mit Kommentaren, die einer Meinung scheinen. Unterstützende Kommentare sind an einer Hand abzuzählen. Köppel wird aufgefordert, Farbe zu bekennen. Köppel solidarisiere sich mit dem «Verbreiten von Lügen und Hass», wirft ihm jemand vor. Eine Userin fragt: «Herr Köppel, wann schwenken Sie eigentlich ein ‹Stoppt den Krieg, Verhandlungen jetzt!›-Schild vor dem Kreml?»

SVP-Politiker und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel auf dem Roten Platz in Moskau. Seine ideologische Nähe zum Kreml sorgt jetzt auf Twitter für deutliche Kritik an seinen Ansichten.
Foto: Twitter @koeppelroger

«Jetzt machen Sie mal Halt»

Jemand versucht Köppel klarzumachen, welche russischen Journalisten er denn meine. «Journalisten sitzen in Russland im Knast oder haben das Land verlassen. Übrig bleiben Propagandisten, die das Volk belügen und aufhetzen.» Martin Schmeding, Twitter-verifizierter Business Coach aus Zürich, wird konkreter: «Jetzt machen Sie mal Halt. Eine Kriegsverbrecherin zu interviewen, die vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl gesucht wird, hat nichts mehr mit freiem Journalismus zu tun. Sie sind Nationalrat und haben Verantwortung. Ihr Verhalten ist absolut inakzeptabel und hat mit Neutralität gar nichts zu tun.»

Verbalschläge statt Support

Verbalschlag reiht sich an Verbalschlag. Ein österreichischer Blogger schreibt: «Wer Solowjow als Journalisten bezeichnet, kann offensichtlich Journalismus und Propaganda nicht auseinanderhalten. Roger Köppel spuckt gerade auf das Grab von Anna Politkowskaja und allen anderen russischen Journalisten, die getötet wurden, weil sie ihren Beruf ernst nahmen.»

Die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Poilitowskaja (†48) war bekannt geworden durch Reportagen und Bücher über den Krieg in Tschetschenien, über Korruption im russischen Verteidigungsministerium und dem Oberkommando der Streitkräfte in Tschetschenien. Im Oktober 2006 wurde sie im Lift ihres Wohnhauses erschossen. Der Mord wurde nie geklärt.

Andere Kommentatoren scheinen sich fast Sorgen um Köppel zu machen. Schreibt einer: «Sie kuscheln da ernsthaft mit einem Kerl, der vor laufender Kamera ganz offen über Atomwaffeneinsatz gegen europäische Hauptstädte, über die Vernichtung der Ukraine und ähnliche Dinge schwadroniert. Spüren Sie eigentlich noch irgendetwas?» (kes)

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