Italiens Enklave wird von Anfragen überrollt
Schweizer wollen sich in San Marino mit Sputnik V impfen

Seit einer Woche verabreicht der Zwergstaat in Italien den russischen Impfstoff – und die Nachbarn schauen neidisch zu. Weil manch einer nicht warten will, wird San Marino nun von Anfragen überrannt – darunter auch aus dem Tessin.
Publiziert: 02.03.2021 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2021 um 10:30 Uhr
Myrte Müller

Seit dem 25. Februar steht das Telefon im Spital von San Marino nicht mehr still. Vorige Woche erhielt die Enklave die erste Ladung des russischen Impfstoffes. 7500 Ampullen mit «Sputnik V» rollten über die Grenze des Ministaates. Das blieb nicht unbeobachtet.

«Seitdem die Medien darüber berichten, bekommen wir Anfragen von ausserhalb», sagt Franco Cavalli, Pressesprecher von San Marino, gegenüber BLICK. Jeden Tag. Es seien Hunderte. «Meist sind es Italiener, die sich für eine Impfung anmelden wollen», so der Pressesprecher weiter, «vor allem aus der Nachbarregion Emilia Romagna. Doch es melden sich auch Deutsche, Franzosen und eben auch Schweizer.» Er selber habe einen Tessiner am Apparat gehabt. Kein Senior, sondern ein eher junger Mann.

Impf-Touristen wollen nach San Marino reisen

Die Menschen wollen schnell geimpft werden, vermutet Franco Cavalli. «Sie wollen zu uns nach San Marino reisen und auch gut für die russische Impfung bezahlen.» Es seien sogar Händler dabei gewesen. «Ein Italiener wollte uns 100 Dosen abkaufen», erinnert sich Cavalli. Doch die Antwort lautet, egal in welcher Sprache, immer gleich. «Wir sagen allen, dass nur die Bürger von San Marino ein Recht auf die Sputnik-Impfung haben», lässt das Institut für Soziale Sicherheit in San Marino verlauten.

Stolz hält ein Mitarbeiter des Spital-Teams von San Marino den frisch gelieferten russischen Impfstoff «Sputnik V» in die Kamera.
Foto: AFP
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Die 30'000-Einwohner-Zwergnation ist ein souveräner Staat und kein Mitglied der EU. Weil die Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca ihre Impfstoffe nicht fristgerecht lieferten, bestellte San Marino halt direkt in Moskau. Mit Erfolg.

«Sputnik V» wird nur an Einheimische verimpft

Am vergangenen Donnerstag, um 13.15 Uhr, traf der erste LKW in der Enklave ein. An Bord: 7500 Ampullen des russischen Impfstoffs. «Sputnik V» ist laut einer anerkannten medizinischen Studie zu 91,6 Prozent sicher und in etwa so wirksam wie die Konkurrenz-Produkte von Moderna und Biontech/Pfizer.

Am Tag darauf begann die Impfung. Erst das Spitalpersonal, dann die über 75-Jährigen, dann Risiko-Patienten und schliesslich der Rest der Rentner. «Die erste Lieferung reicht für 17 bis 18 Prozent unserer Bevölkerung», sagt Aussenminister Luca Beccari (47) gegenüber Euronews. Sie reicht nicht noch für Impf-Touristen.

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