Italiener kritisieren offene Skipisten
Italiener sauer auf die Schweiz wegen Briten-Mutation

In Italien steigen die Infektionszahlen. Das Gesundheitsministerium verschob deshalb den langersehnten Start in die Skisaison. Der Chef der italienischen Corona-Taskforce weiss, wer Schuld an der dritten Welle ist: die Schweiz!
Publiziert: 15.02.2021 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2021 um 15:17 Uhr
Myrte Müller

Es waren keine Liebesgrüsse an diesem Valentinstag. Ganz im Gegenteil. Die Botschaft, die Walter Ricciardi (61) in der TV-Sendung «Che tempo che fa» am Sonntag an die Italiener hatte, wärmt nicht das Herz. Der Chef der italienischen Corona-Taskforce fordert angesichts steigender Neuinfektionen einen erneuten totalen Lockdown im ganzen Land - und zwar für einen Monat. Vor allem gelte es, die britische Variante zu bremsen, die dank der Schweiz nun in ganz Europa grassiere.

«Wir brauchen eine Drei-Punkte-Strategie: Den harten Lockdown, um die Inzidenz auf 50 Fälle pro 100'000 Einwohner herabzusetzen, gezielte Tests und Rückverfolgung der Infektionen sowie eine Massenimpfung von 200'000 bis 300'000 Personen am Tag», sagt Ricciardi.

Start in die Skisaison auf Anfang März verschoben

Dabei standen eigentlich Lockerungen an. Ab heute sollte überall in Italien der Skibetrieb losgehen. Endlich. Doch Gesundheitsminister Roberto Speranza (42) zog am Freitag die Notbremse, nachdem bekannt wurde, dass sich in Italien jeder fünfte gemeldete Corona-Patient mit der britischen Mutante infiziert hatte. Der langersehnte Start in die Wintersportsaison wird auf den 5. März verschoben. Vorerst. Die Empörung ist gross.

Walter Ricciardi ist der Chef der Corona-Taskforce der italienischen Regierung. Wegen seiner strengen Forderungen wird der Experte für öffentliche Gesundheit und Hygiene auch gern «Professor Lockdown» genannt.
Foto: zVg
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Bei der weissen Pracht sieht Ricciardi rot. Für «Professor Lockdown», wie der Experte für öffentliche Gesundheit und Hygiene spöttisch genannt wird, ist gerade der Skibetrieb ein Hotspot für Corona-Infektionen. Ricciardi nennt die Schweiz das abschreckende Beispiel.

«Von der Schweiz breitete sich das britische Virus in Europa aus»

«Die Briten sind in der Schweiz Skifahren gegangen, in einem Land, das unbedingt seine Pisten offen halten wollte. Dort hat sich dann eine Lehrerin mit der britischen Virusvariante angesteckt und nach ihrer Rückkehr praktisch all ihre Schüler infiziert», sagt Walter Ricciardi. Danach habe sich die gefährliche Mutante erst in der Schweiz und dann in ganz Europa ausgebreitet. Das wisse man, auch wenn die Politik nicht gern darüber spreche.

Für Mario Draghi (73) beginnt somit die angepeilte «Politik der Taten» mit neuen Corona-Massnahmen. Der neue Premier Italien setzt nun auf schnelle Massenimpfungen. Sie stehen ganz oben auf dem Regierungsprogramm.

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