Wie lange bleiben die Zahlen in Schweden noch so tief?
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Steigende Inzidenz:Wie lange bleiben die Zahlen in Schweden noch so tief?

Ist die Bevölkerung immunisiert?
Keine Corona-Welle in Schweden trotz mässiger Impfquote

Die Ansteckungszahlen sind in Schweden seit Wochen relativ stabil. Eine neue Corona-Welle bleibt aus, obwohl die Impfquote im Land nur ein wenig höher ist als in der Schweiz. Selbst der schwedische Chef-Epidemiologe rätselt, weshalb das Land aktuell so gut dasteht.
Publiziert: 04.12.2021 um 21:13 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2021 um 17:49 Uhr

Während in vielen europäischen Ländern die Ansteckungszahlen in die Höhe schiessen, sind sie in Schweden seit Wochen auf einem tiefen Stand. Aus den Spitälern kommen keine Alarmmeldungen über volle Intensivstationen – bisher bleibt das Land von einer neuen Corona-Welle verschont. Ganz anders als bei uns in der Schweiz.

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So liegt die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Anzahl Neuinfektionen pro 100’000 Personen in einer Woche, in Schweden bei 130. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt dieser Wert aktuell bei 663, in Österreich bei 717. Dabei zeigt ein Blick auf die Impfquote, dass die Unterschiede zwischen den drei Ländern gering sind. In Schweden sind 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In der Schweiz 65 und in Österreich 66 Prozent.

Hier feierten die Schweden am 29. September das Ende der Coronamassnahmen. Die Ansteckungszahlen sind im Land seit Wochen auf einem tiefen Stand.
Foto: imago images/TT
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Die (noch) ausbleibende Welle erstaunt sogar Staatsepidemiologe Anders Tegnell (65), wie der «Spiegel» berichtet. Der 65-Jährige könne sich nicht erklären, warum Schweden zu Beginn der Adventszeit noch besser dastehe als die meisten europäischen Länder. «Tatsächlich wissen wir es nicht», sagt er der schwedischen «Dagens Nyheter».

Tiefe Fallzahlen: DACH-Länder und Schweden im Vergleich.
Foto: World in Data

Ist die Bevölkerung immunisiert?

Eine mögliche Antwort findet Uno Wennergren, Professor für theoretische Biologie an der Universität Linköping. Die Ursache für die tiefen Ansteckungszahlen könne in den hohen Todesraten liegen. Diese seien auf die hohe soziale Verbreitung des Virus in Schweden zurückzuführen.

Da das Land zu Beginn der Pandemie kaum Einschränkungen verhängt habe, hätten sich viele Menschen mit dem Virus infiziert. Bei allen tragischen Folgen, die das gehabt habe, könne es laut dem Professor zu einer weitverbreiteten Immunität der Bevölkerung gekommen sein. Das sei jedoch bloss eine Hypothese. Chef-Epidemiologe Tegnell traut dem Frieden nicht. Er glaubt, dass die Lage sich in nächster Zeit verschlechtern wird.

Strengere Massnahmen sind möglich

Und in der Tat: In Stockholm scheint sich die nächste Welle abzuzeichnen. Die Ansteckungsrate stieg in der schwedischen Hauptstadt in der vergangenen Woche um 80 Prozent. Deshalb hat die nationale Gesundheitsbehörde am Donnerstag angekündigt, dass wahrscheinlich bald wieder Restriktionen eingeführt werden. Denn: Ende September hob das Land die Coronamassnahmen auf.

Je nach Entwicklung der Fallzahlen könnte aber wieder das Maskentragen in öffentlichen Verkehrsmitteln während der Stosszeiten empfohlen werden sowie das Arbeiten im Homeoffice und Fernunterricht für Studenten. Seit dem 1. Dezember können die Betreiber von Veranstaltungen, bei denen mehr als 100 Personen zusammenkommen, einen Impfnachweis verlangen. Das soll die Leute zum Impfen animieren. (gin)

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