Eklat nach Rede vom Uno-Chef
Guterres «schockiert» über «verzerrte Darstellung» seiner Aussagen

Uno-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Hamas-Angriffe stets aufs Schärfste. Doch nun hat er sich in den Augen der israelischen Regierung im Ton vergriffen.
Publiziert: 25.10.2023 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2023 um 17:30 Uhr

Bei einer Sitzung des Weltsicherheitsrates ist es zu einem Eklat zwischen Israel und Uno-Generalsekretär António Guterres (74) gekommen. Guterres verurteilte am Dienstag bei der Sitzung in New York die Angriffe von Terroristen im Auftrag der islamistischen Hamas auf Israel erneut auf Schärfste.

Er sagte auch mit Blick auf die 56 Jahre dauernde «erdrückende Besatzung» durch Israel: «Es ist wichtig zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden.» Er kritisierte zudem Israels Angriffe auf den Gazastreifen. «Der Schutz der Zivilbevölkerung bedeutet nicht, mehr als eine Million Menschen zur Evakuierung in den Süden zu befehlen, wo es keine Unterkünfte, keine Nahrung, kein Wasser, keine Medikamente und keinen Treibstoff gibt, und dann den Süden selbst weiter zu bombardieren», sagte er.

Eine Aussage von Uno-Generalsekretär António Guterres zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas sorgt für einen Eklat.
Foto: keystone-sda.ch
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Israelischer Botschafter verlangt Rücktritt – und will keine Visas mehr austellen

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen hat Guterres deshalb zum Rücktritt aufgefordert. Guterres Aussage, die Terrortat der islamistischen Hamas sei im Kontext der jahrzehntelangen Unterdrückung der Palästinenser durch die Israelis zu sehen, sei eine «reine Blutverleumdung», sagte Gilad Erdan am Dienstag in New York. Das Leid der israelischen Zivilbevölkerung sei dem Uno-Chef egal. «Ich denke, dass der Generalsekretär zurücktreten muss», sagte Erdan.

Erdan kündigte zudem an, Vertretern der Vereinten Nationen keine Visa mehr zu geben. Israel habe bereits Nothilfe-Koordinator Martin Griffith die Einreise verweigert, sagte Erdan dem israelischen Armeesender. «Es ist Zeit, dass wir ihnen eine Lektion erteilen», so der Diplomat. Israel hatte bereits in der Vergangenheit Uno-Beobachtern die Einreise verweigert.

Eine «verzerrte und unmoralische Sicht»

Weitergehend warf Erdan Guterres vor, dass die Aussage, dass «der mörderische Terrorangriff der Nazi-Hamas nicht im luftleeren Raum stattfand», eine Rechtfertigung von Terror und Mord sei. Guterres habe eine «verzerrte und unmoralische Sicht» des am 7. Oktober von Hamas-Terroristen in Israel verübten Massakers, schrieb er auf X. 

Israels Aussenminister, Eli Cohen (51) lehnte eine Feuerpause zudem mit drastischen Worten ab. «Sagen Sie mir: Was ist Ihre verhältnismässige Reaktion auf die Tötung von Babys, die Vergewaltigung und Verbrennung von Frauen und die Enthauptung eines Kindes? Wie kann man einem Waffenstillstand mit jemandem zustimmen, der geschworen hat, Sie zu töten und die eigene Existenz zu zerstören?», rief Cohen. «Wir haben uns nicht für diesen Krieg entschieden, haben aber keinen Zweifel daran, dass wir gewinnen werden.» 

Guterres «schockiert» über «verzerrte Darstellung»

Nun versucht der Generalsekretär die Wogen zu glätten. Auf X, früher Twitter, schrieb er: «Die Beschwerden des palästinensischen Volkes können die grausamen Angriffe der Hamas nicht rechtfertigen. Diese schrecklichen Angriffe können die kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nicht rechtfertigen.»

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Am Mittwoch zeigte Guterres sich dann in New York «schockiert» über die «verzerrte Darstellung» seiner Aussagen. Dies sei ja so, «als ob ich die Terroranschläge der Hamas rechtfertigen würde», sagte er. «Das ist nicht wahr. Das Gegenteil ist der Fall.» Es sei «notwendig, die Angelegenheit klarzustellen, insbesondere aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien», sagte er weiter. Guterres habe vielmehr von den «Missständen des palästinensischen Volkes» gesprochen. Dabei habe er deutlich zum Ausdruck gebracht, dass diese «Missstände die entsetzlichen Angriffe der Hamas nicht rechtfertigen können». 

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USA stehen hinter Israel

Die USA stärkten Israel den Rücken. «Wir müssen das Recht jeder Nation bekräftigen, sich zu verteidigen und zu verhindern, dass sich solcher Schaden wiederholt», sagte US-Aussenminister Antony Blinken (61). 

Blinken betonte, dass die Hamas nicht das palästinensische Volk vertritt. Palästinensische Zivilisten könnten nicht für das Blutbad der Hamas verantwortlich gemacht werden und müssen geschützt werden. «Es gibt keine Hierarchie, wenn es um den Schutz von zivilem Leben geht. Ein Zivilist ist ein Zivilist ist ein Zivilist, unabhängig von seiner Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit, Alter, Geschlecht oder Glaube», sagte Blinken. (SDA/AFP/bab/ene)

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