Infusion mit Chlordioxid
Impfgegner (†65) aus Österreich will Corona selbst heilen und stirbt

Weil er der Schulmedizin nicht vertraute, verweigerte Johann B. (†65) die Behandlung im Spital, als er an Corona erkrankte. Stattdessen setzte der Impfgegner aus Österreich auf das alternative «Heilmittel» Chlordioxid – und starb wenige Tage später.
Publiziert: 27.11.2021 um 20:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2021 um 09:48 Uhr

In kritischem Zustand muss Johann B.* (†65) am 11. November in ein Spital in Wien eingeliefert werden. Seine Sauerstoffsättigung ist niedrig. Das Atmen fällt ihm schwer. Sein Corona-Test ist positiv. Doch der 65-Jährige verweigert die vom Spital vorgesehene Behandlung. Er behauptet, sich bereits selbst geheilt zu haben und geht wieder nach Hause. Dort führt er seine «Selbsttherapie» mit Chlordioxid-Infusionen fort, wie die «Zeit» berichtet. Zwei Tage später ist Johann B. tot.

Noch zwei Wochen zuvor demonstrierte der gelernte Gärtner in Wien gegen die Corona-Massnahmen. Johann B. war einer der Wortführer der Impfgegner in Österreich. In einer ORF-Reportage sagte er: «Die behauptete Wirkung, dass die Impfung die Verläufe schwächt, das stimmt ja nicht, das ist nicht belegt.» Weiter behauptete er, dass 67 Prozent auf den Intensivstationen geimpft seien. Als der Reporter die Zahl korrigiert, sagte Johann B., er habe «Insider-Informationen».

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Skeptisch gegenüber der Schulmedizin

Der plötzliche Tod von Johann B. rüttelt die Szene der Selbstheiler und Impfgegner auf. Chlordioxid, ein Bleich- und Desinfektionsmittel, wird in der Skeptiker-Szene als Heilmittel gegen Corona propagiert. Durch das Internet wurde es schnell zu einem globalen Problem. Die WHO warnt jedoch ausdrücklich davor. Denn es kann Verletzungen in der Speiseröhre sowie der Darmwand verursachen.

In der Skeptiker-Szene von Österreich war Johann B. (†65) eine bekannte Persönlichkeit.
Foto: Facebook
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Dass der Österreicher bei seiner Corona-Erkrankung auf ein alternatives «Heilmittel» setzte, verwundert nicht. Der Impfgegner war schon länger skeptisch gegenüber der Schulmedizin. Auslöser: Die Krebserkrankung eines Angehörigen vor zehn Jahren. Die Ärzte sagten, dass eine Heilung ausgeschlossen sei. Johann B. wollte das nicht wahrhaben, und seine Einstellung gegenüber der Schulmedizin änderte sich drastisch.

Aprikosenkerne als Heilmittel gegen Krebs

Er begann im Internet nach Informationen zu suchen und stiess auf Berichte über Aprikosenkerne als Heilmittel gegen Krebs. Auf Wikipedia las er, dass sie ab zwei Stück toxisch seien. Das wollte er auf die Probe stellen und ass 160 Aprikosenkerne in 18 Stunden. Weil es keine Vergiftung auslöste, verteufelte Johann B. von diesem Moment an die Pharmaindustrie.

In einem Interview behauptete er, ihm sei klargeworden, dass die Ärzte, Pharmafirmen und Spitäler die Patienten anlügen und ihnen billige Heilmittel vorenthalten würden, um sie krank zu halten. Sonst würden sie ja keine Gewinne machen, sagte er. Dieser Irrglaube wurde ihm nun zum tödlichen Verhängnis.

Bussen für Impfverweigerer

Derweil gehen immer wieder Impfgegner in Österreich auf die Strasse. Der Grund: Die Regierung hat eine Corona-Impfpflicht ab dem 1. Februar angekündigt. Details stehen noch nicht fest, das Gesetz soll aber bald ausgearbeitet werden. Durchgesetzt werden soll die Impfpflicht wohl durch Bussgelder bei Verstössen. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler von der konservativen ÖVP plädiert laut der Nachrichtenagentur APA dafür, die Menschen erst zu einem Impftermin einzuladen und erst danach Geldstrafen zu verhängen.

Bei der Höhe der Strafe könnte sich die Regierung demnach an den bis zu umgerechnet 3700 Franken orientieren, die bereits in einem Entwurf für eine geplante Impfpflicht für Gesundheitsberufe enthalten sind. Ausnahmen soll es wohl für Menschen geben, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Über das Mindestalter für die Impfpflicht will die Regierung mit Experten beraten. (gin)

* Name bekannt

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