In Bernstein konserviert
Älteste Spermien der Welt entdeckt

Über 100 Millionen Jahre konserviert in Bernstein: Forscher haben in einem winzigen Krebsweibchen Riesenspermien entdeckt – das Tier wurde offenbar kurz nach der Paarung vom Harz eingeschlossen.
Publiziert: 17.09.2020 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2020 um 10:59 Uhr

Ein internationales Team von Paläontologen entdeckte 100 Millionen Jahre alten Spermien im Inneren eines weiblichen Muschelkrebses aus Myanmar. Das berichten die Forscher unter anderem der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München im Fachmagazin «Proceedings B».

Die Krebse, die mit ihrem zweiklappigen, verkalkten Panzer ein wenig an Muscheln erinnern, existieren seit 500 Millionen Jahren.

Die bisher ältesten Spermien waren nur halb so alt: Die 50 Millionen Jahre alten Samenzellen waren im versteinerten Kokon eines Gürtelwurms in der Antarktis entdeckt worden. Mit dem Spermienfund entdeckten die Forscher eine bislang unbekannte Art, die sie «Myanmarcypris hui» nannten.

Forscher haben in einem winzigen Krebsweibchen Riesenspermien entdeckt. Sie sind über 100 Millionen Jahre alt.
Foto: AFP
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Kurz vor dem Tod gepaart

Mittels Röntgenmikroskopie fertigten sie computergestützte 3-D-Rekonstruktionen der in Bernstein eingebetteten Krebse. Dabei waren nicht nur die winzigen Gliedmassen der nur gut einen halben Millimeter grossen Tiere zu sehen, sondern auch ihre Fortpflanzungsorgane und eben die 100 Millionen Jahre alten Spermien.

Sie lagen in beutelartigen Behältern, in denen sie aufbewahrt werden, bis die Eier befruchtungsreif sind. «Dieses Weibchen muss sich kurz vor dem Einschluss im Baumharz noch gepaart haben», sagte Co-Autor He Wang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Nanjing. Die Rekonstruktionen enthüllten auch die charakteristischen muskulösen Spermienpumpen und zwei Penisse, mit denen männliche Muschelkrebse die Weibchen begatten.

Spermien länger als der Krebs selbst

«Es war eine überaus seltene Möglichkeit, etwas über die Evolution dieser Organe zu erfahren», sagte die beteiligte LMU-Geobiologin Renate Matzke-Karasz. Die Spermien seien wahrscheinlich länger gewesen als der Krebs selbst. Da sie aufgewickelt in den Speicherorganen lagen, lasse sich die Länge nicht genau feststellen.

Der Nachweis aus Myanmar, dass sich Tiere bereits seit mehr als 100 Millionen Jahren mit Riesenspermien fortpflanzen, beweise den Erfolg dieser Strategie, sagt Matzke-Karasz. Bei den meisten Tieren wie auch beim Menschen gebe es winzige Spermien in sehr grossen Mengen. Nur wenige Tiere, darunter manche Fruchtfliegen und eben Muschelkrebse, stellten eine relativ kleine Anzahl überdimensionaler Spermien her. (SDA)

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