«Ich bin nicht gut für ihn»
Mutter gebärt im Flughafen-WC und lässt Baby zurück

Eine Frau bringt an einem amerikanischen Flughafen ein Baby zur Welt. Nach der Geburt lässt sie ihr Neugeborenes auf der Toilette zurück. Was trieb sie dazu?
Publiziert: 08.02.2018 um 21:57 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:12 Uhr

Der Mitarbeiter einer Autovermietung am Flughafen Tucson im US-Staat Arizona rief umgehend die Flughafenpolizei. Er hatte bei einem Toilettengang am 14. Januar dieses Jahres ein Baby mit abgerissener Nabelschnur gefunden. «Hier liegt ein frischgeborenes Baby auf der Toilette», sagte er den Sicherheitskräften.

Ein aktueller Polizeibericht bestätigt jetzt, dass es sich tatsächlich um ein gesundes Neugeborenes handelte. Die Mutter brachte den Jungen vermutlich am Flughafen auf die Welt.

Mutter liess Neugeborenes auf Flughafentoilette zurück

Die Mutter liess ihr Baby um etwa 21 Uhr zurück, daneben fanden die Behörden einen Zettel. «Ich möchte nur das Beste für ihn und das bin nicht ich. Bitte. Es tut mir leid», ist darauf zu lesen. Auf einem am Dienstag veröffentlichten Überwachungsvideo des Tucson International Airport, das der «Washington Post» vorliegt, ist eine schwangere Frau zu sehen, die das Gebäude betritt und ohne Babybauch wieder verlässt. 

Die Mutter wird von der Überwachungskamera gefilmt, als sie das Flughafen-WC verlässt.
Foto: Screenshot Washington Post
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Eine Reinigungskraft erzählte der Polizei, sie habe die Frau noch getroffen und gefragt, ob alles okay sei, weil sie am Boden der Toilette Blutlachen gesehen habe. Das Baby sei nackt gewesen, die Frau habe ihr aber erzählt, der Junge sei bereits drei Monate alt – und den Raum eilig verlassen. Im Mülleimer fand die Reinigungskraft anschliessend jedoch blutige Kleidung.

Die Stiftung Safe Baby Haven äusserte gegenüber der «Washington Post» Verständnis für Frauen, die ihr Baby nach der Geburt verlassen. «Es gibt verschiedene Dinge, die einer Mutter in einer solchen Situation durch den Kopf gehen können. Es gibt viele, die Angst haben», sagte Kimberly Marshall, Krankenschwester und Mitgründerin der Stiftung.

In «Babyklappen» können überforderte Mütter ihr Neugeborenes anonym ablegen

Das Ablegen unverletzter Neugeborener bei Krankenhäusern und an anderen sicheren Orten ist in allen 50 US-Staaten straffrei. Das sogenannte Safe-Haven-Gesetz soll verhindern, dass überforderte Mütter die Kinder verletzen oder gar töten. In Arizona konnten dadurch nach Angaben der «Washington Post» bereits 40 Babys gerettet werden. Weil Flughäfen jedoch nicht als Safe Havens anerkannt sind, wird gegen die Mutter des Toilettenbabys ermittelt. Die Behörden hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Auch in der Schweiz gibt es «Babyfenster» oder «Babyklappen», in denen Neugeborene anonym und sicher abgelegt werden können. Die insgesamt acht Ablageorte finden sich im Spital Einsiedeln SZ, dem Spital Davos GR, dem Kantonsspital Olten SO, dem Lindenhofspital in Bern, im Zollikerberg bei Zürich, in Bellinzona sowie Basel und Sitten. (kin)

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