Hottentotten-Venus: Wie die afrikanische Kim Kardashian zum Politikum wurde
Trauriges Schicksal mit dickem Ende

Kim Kardashians Po-Fotos gingen um die Welt. Sie erinnern an die Geschichte eins Mädchen namens Khoikhoi, dessen Hinterteil unter weniger glamourösen Umständen Berühmtheit erlangte.
Publiziert: 18.11.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 21:52 Uhr
Von Guido Felder

Kim Kardashians glänzender Po ging um die Welt. Vor allem die Männerwelt ergötzte sich letzte Woche an den prallen Rundungen. Selten wurde ein Bild auf dem Internet so oft angeklickt.

Kardashians Monster-Hintern erinnert an eine traurige Geschichte, die sich vor 200 Jahren abspielte. 1810 brachte der englische Militärarzt Alexander Dunlop die 20-jährige Sara «Saartjie» Baartman von Südafrika nach London. Er hatte die Frau in einem Militärspital gesehen, wo sie ihren Hintern gegen Geld zur Schau stellte. Das Mädchen war eine Khoikhoi, gehörte zu den südafrikanischen Völkern, deren Menschen ausgeprägte Pos hatten.

Im Club St. James in London faszinierte Sara mit ihrem Hintern das Publikum. Weil die Khoikhoi auch Hottentotten genannt wurden, nannte man sie bald Hottentotten-Venus. Freiheit kannte sie nicht, sie gehörte ihrem «Entdecker» Dunlop.

Kurven Nicht verwandt, aber ähnlich: Die Hottentotten- Venus (l.) und Kim Kardashian.
Foto: Peabody museum, Jean-Paul Goude/Paper Magazine
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Der Eintritt zu ihrer Vorführung betrug zwei Schillinge, damals eine ordentliche Summe. Die Hottentotten-Venus wurde in enge Kleider geschnürt, die ihre aussergewöhnlichen Kurven noch mehr hervorhoben. Das Publikum kniff und stiess sie mit Stöcken – ja, dieser Riesen-Po war echt!

1815 starb sie, nachdem sie ein Jahr zuvor an den französischen Dompteur Réaux nach Paris verkauft worden war. Selbst im Tod wurde die Frau noch vorgeführt: Die langen Schamlippen wurden ihr weggeschnitten und zusammen mit Skelett und Gehirn im Musée de l’Homme konserviert.

Erst Nelson Mandela setzte der Schande ein Ende. 2002 liess der ehemalige südafrikanische Präsident die sterblichen Überreste von Sara Baartman in deren Heimat verbrennen und würdig bestatten. In Paris ist heute noch ein Gipsabdruck von ihr zu sehen.

Die Hottentotten-Venus musste viel ertragen. Aber sie hat aufgerüttelt: Die Kim Kardashian Südafrikas gilt heute als Symbol gegen sexuelle und rassistische Ausbeutung.

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