Hoodie-Riese, Serien-Loser, LGBT-Pionierin
Gewinner und Verlierer der Midterms

Die Halbzeit-Wahlen in den USA entscheiden, wie die nächsten zwei Jahre von Joe Biden weitergehen. Blick zeigt die Gewinner und Verlierer des bisherigen Wahlverlaufs.
Publiziert: 10.11.2022 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 16:18 Uhr
Jenny Wagner und Sven Ziegler

Bei den Midterms wird entschieden, wie die Republikaner und Demokraten im Kongress verteilt sind. Vorab der Wahlen wurde eine rote Welle befürchtet, diese blieb aus. Stattdessen liefern sich beide Parteien ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wenn die Republikaner die Mehrheit bilden, hätte das einen erheblichen Einfluss auf die Politik des amerikanischen Präsidenten Joe Biden (79) – noch ist aber alles offen.

In vielen Bundesstaaten bleibt es spannend. Während die Stimmen fleissig weitergezählt werden, haben einige Demokraten und Republikaner bereits Grund zu feiern. Blick zeigt die bisherigen Gewinner – und Verlierer – der Midterms in den USA.

Die Gewinner

Ron DeSantis – der nächste Präsidentschafts-Kandidat?

Ron DeSantis gewann eindeutig gegen seinen demokratischen Mitstreiter. Er gilt auch als möglicher Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2024.
Foto: IMAGO/USA TODAY Network
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Einer der grossen Gewinner der Midterms 2022 ist der Republikaner Ron DeSantis (44). Der Gouverneur von Florida bietet eine ähnliche Hardlinerposition wie der ehemalige Präsident Donald Trump (76). Er gewinnt bei den Wahlen haushoch gegen seinen demokratischen Herausforderer Charlie Crist (66). Experten deuten sein starkes Abschneiden als klares Zeichen der Absage an Trump. Seine Wiederwahl könnte DeSantis darin bestärken, 2024 als Präsident zu kandidieren.

John Fetterman – der Sensationelle

In Pennsylvania gewinnt der Demokrat John Fetterman (53) gegen den Republikaner Mehmet Oz (62) und kann sich einen Sitz im Senat sichern. Fettermann stiehlt damit einen Sitz von den Republikanern, eine grosse Überraschung. Fetterman fällt vor allem durch seine Optik auf. Der mehr als zwei Meter grosse Koloss mit Glatze, Tätowierungen und Hoodie galt als ungewöhnlicher Kandidat, setzte sich aber gegen Oz, der als TV-Doktor Bekanntheit erlangte.

Maura Healey – die offen Lesbische

Zum ersten Mal in der Geschichte des Bundesstaats Massachusetts wird eine Frau als Gouverneurin gewählt. Die offen lesbische Demokratin Maura Healey (51) erhält 63,2 Prozent der Stimmen und setzt sich erfolgreich gegen den Republikaner Geoff Diehl durch. Bislang wird der Bundesstaat im Nordosten der USA vom moderaten Republikaner Charlie Baker regiert, der sich nicht um eine weitere Amtszeit beworben hat. Healey ist die bisherige Generalstaatsanwältin von Massachusetts.

J.D. Vance – der Erfolgsautor

Im Bundesstaat Ohio treten der republikanische Senatskandidat und Erfolgsautor J.D. Vance (38) und der Demokrat Tim Ryan (49) gegeneinander an. Der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützte Finanzinvestor und Bestsellerautor Vance («Hillbilly-Elegie») setzt sich dabei laut US-Sendern gegen Ryan durch. Die Sender ABC und NBC sahen Vance am Mittwoch nach Auszählung von mehr als 85 Prozent der Stimmen bei rund 54 Prozent.

Maxwell Frost – der Gen-Z-Vertreter

Der Demokrat Maxwell Frost (25) erhält in seinem Distrikt in Florida 56 Prozent der Stimmen und ist damit jüngstes Kongress-Mitglied. Er gilt zudem auch offiziell als erster Vertreter der jüngeren «Generation Z». Im Interview mit CNN kündigt Frost an, sich für die Bedürfnisse «seiner» Generation besonders einsetzen zu wollen.

Markwayne Mullin – der Cherokee

Der Republikaner Markwayne Mullin (45) gewinnt für seinen Distrikt in Oklahoma einen Sitz im Senat und schlägt seine Konkurrentin Kendra Horn (46) deutlich. Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass ein Indigener der Cherokee Nation im Senat vertreten ist. In seinem Distrikt wurde Mullin nach der Wahl bejubelt.

Die Verlierer

Donald Trump – der grosse Verlierer

Als grösster Verlierer der Midterms-Wahlen gilt klar Ex-Präsident Donald Trump (76). Die Republikaner schnitten deutlich schlechter ab als erwartet. Trump kassierte zudem durch das sensationelle Abschneiden seines Konkurrenten Ron DeSantis eine parteiinterne Ohrfeige. Seine Wiederwahl könnte DeSantis darin bestärken, 2024 als Präsident zu kandidieren. Trump ist über die Ergebnisse der Wahl so erbost, dass er «alle anschreien» soll.

Donald Trump tobt und schreit hinter den Kulissen
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Schlappe für Republikaner:Donald Trump tobt und schreit hinter den Kulissen

Kevin McCarthy – Er muss zittern

Am Mittwochmorgen um 2 Uhr Ortszeit zeigte sich der republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus noch zuversichtlich. «Wenn ich morgen aufwache, werden wir Republikaner die Wahl gewonnen und das Haus zurückerobert haben», kündigte Kevin McCarthy (57) an. Nur: Es kam anders.

Sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat sind bis Mittwochabend keine Mehrheiten entstanden, die Republikander und Demokraten kämpfen um jeden Sitz. Durch das schlechte Abschneiden haben erste republikanische Vertreter bereits angekündigt, Kevin McCarthy im Fall eines Sieges nicht zum Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus wählen zu wollen. Die politische Karriere von McCarthy ist zwar nicht gerade beendet, aber erleidet zumindest einen leichten Rückschlag.

Beto O'Rourke – der Serien-Verlierer

Mit grossen Hoffnungen trat der demokratische Vertreter Beto O'Rourke (50) im Kampf um den Posten des Gouverneurs in Texas an. Doch statt Siegesjubel gabs für O'Rourke eine brutale Klatsche. Der Demokrate erhielt fast eine Million Stimmen weniger als der wiedergewählte Amtsinhaber Greg Abbott (64). Die Niederlage dürfte sich für O'Rourke allerdings nicht besonders ungewöhnlich angefühlt haben, schliesslich hat er nun drei Wahlen hintereinander verloren. 2018 unterlag er im Rennen um den Senat Ted Cruz, 2020 scheiterte er als Präsidentschaftskandidat in den Vorwahlen der Demokraten, nun gibts also Schlappe Nummer Drei.

O'Rourke galt noch vor wenigen Jahren als aufstrebender demokratischer Star. Dass er nun in absehbarer Zeit erneut für ein Amt kandidieren wird, gilt als unwahrscheinlich. Der Stern von O'Rourke ist vorerst erloschen.

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