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Putins Krieg kostet die Ukraine schon 700 Milliarden

Die russische Invasion in die Ukraine fordert nicht nur Tausende Menschenleben, sondern hinterlässt auch enormen Schaden. Blick zeigt, was der Krieg bisher gekostet hat.
Publiziert: 04.07.2022 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2022 um 20:06 Uhr
Zerstörung in Irpin: Hier haben die Russen ein Wohnhaus unter Beschuss genommen.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Guido Felder

Zerbombte Häuser, zerstörte Strassen, massiver Ertragsausfall: Die russische Invasion verursacht für die Ukraine enormen Schaden.

Genaue Zahlen gibt es natürlich nicht. Die Kyiv School of Economics berechnet jedoch die Schadenssumme aufgrund gemeldeter Fälle und eigener Untersuchungen. So schätzte sie Anfang Juni den Gesamtschaden auf rund 600 Milliarden Dollar, wobei der Schaden für Infrastruktur wie Gebäude und Verkehrswege 104 Milliarden beträgt.

Inzwischen sind die Zahlen weiter angestiegen. Sie dürften das letztjährige Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) von 742 Milliarden Dollar erreicht haben. Blick zeigt, wie gross die Schäden in einzelnen Bereichen mindestens sind (in US-Dollar).

Wohnhäuser: 40 Milliarden

Die Russen haben mindestens 44 Millionen Quadratmeter Wohnfläche zerbombt, womit viele Ukrainer ihr Heim verloren. Dazu zählte man schon im Mai 227 Fabriken, 1123 Schulen, 621 Kindergärten, 295 Brücken und 20 Einkaufszentren, die zerstört waren und bei denen der Schaden zusätzlich mehrere Dutzend Milliarden Dollar beträgt. Für Schlagzeilen sorgte unter anderem die Bombardierung des Retroville-Shoppingcenters in Kiew und der Regionaladministration in Charkiw.

Verkehrswege: 33,5 Milliarden

Um den Nachschub von Hilfsgütern und Waffen zu verhindern, nehmen die Russen Strassen und Eisenbahn ins Visier. Bisher wurden 24'000 Kilometer Strassen beschädigt, was Kosten von 30 Milliarden Dollar verursacht. Von den 23'000 Gleiskilometern sind 6300 zerstört, der Schaden hier beträgt 3,5 Milliarden.

Landwirtschaft: 28 Milliarden

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Doch grosse Teile der Getreidefelder sind unbrauchbar. Auch Maschinen und Traktoren haben die Russen zerstört oder beschlagnahmt und abgezügelt. Der Wert allein der zerstörten Waren beträgt 4,3 Milliarden Dollar. Rechnet man die entgangenen Einnahmen dazu, sind es 28 Milliarden.

Autos: 1 Milliarde

Laut Schätzungen haben die Ukrainer über 105'000 Privatfahrzeuge verloren. Nicht inbegriffen sind in der Schadensberechnung Autos, die nicht in der Ukraine registriert sind.

Kirchen und Kulturgüter: 353 Millionen

Auch vor Kirchen und Kulturgütern machen die Invasoren nicht halt. Mindestens 141 religiöse Gebäude und 203 kulturelle Gebäude sind zerstört. Die Schadenssummen von 81 Millionen Dollar für Kirchen und 272 Millionen Dollar für Kultur sind nur Zahlenwerte. Der historische Wert ist unschätzbar.

Wirtschaftlicher Verlust

Den grössten Teil des Schadens macht der wirtschaftliche Verlust aus. Er geht in die Hunderte von Milliarden Dollar. Die Weltbank prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang des ukrainischen BIP um 45 Prozent, dies wegen zusammenbrechenden Investitionen, Massenvertreibungen, Schiffsblockaden und sinkenden Exporten.

Weltweit werden für die Ukraine finanzielle Mittel bereitgestellt – auch in der Schweiz. Durch die Glückskette kamen bisher 125 Millionen Franken zusammen. Das ist mehr als die 100 Millionen, die der Bundesrat und das Parlament gesprochen haben.

Diese Beiträge aus der Schweiz können zwar Not lindern, aber keine Gefallenen wieder zum Leben erwecken. Und sie sind angesichts der immensen Schäden ein Tropfen auf den heissen Stein.

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