Tausende Menschen nach Staudamm-Bruch evakuiert
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Überschwemmungen in Norwegen:Tausende Menschen nach Staudamm-Bruch evakuiert

Heftige Überschwemmungen und Erdrutsche
Sturmtief «Hans» verwüstet Skandinavien und Osteuropa

Nach der Hitze kommt in vielen Regionen Europas der Niederschlag. Norwegen, Schweden, Slowenien und Österreich kämpfen mit Regen und Überschwemmungen. Blick schafft den Überblick.
Publiziert: 10.08.2023 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2023 um 13:39 Uhr
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Janik LeuenbergerRingier Journalistenschüler

Heftige Regenfälle, gebrochene Dämme und drohende Erdrutsche. Jetzt erreichen Wetterkapriolen auch Nord- und Zentraleuropa. Tausende Einsatzkräfte sind derzeit damit beschäftigt, Menschen in Sicherheit zu bringen.

Slowenien

Wegen starker Regenfälle standen mehrere Dörfer in Slowenien unter Wasser. Mindestens sechs Personen sind bei den Unwettern bereits gestorben.
Foto: AFP

Anhaltende schwere Regenfälle bringen seit knapp einer Woche Flüsse und Gewässer zum Überlaufen. Überschwemmungen und Erdrutsche richteten enorme Schäden an, ein Damm zum Hochwasserschutz ist gebrochen. Mindestens 10'000 Häuser seien zerstört, ebenso viele Familien sind in Not geraten, sagte der slowenische Ministerpräsident Robert Golob (56). Ganze Dörfer mussten evakuiert werden. Grosse Teile der Infrastruktur stehen unter Wasser, hunderte Brücken wurden weggerissen. Die Regierung schätzt den Schaden auf mehrere Milliarden Euro.

Am Mittwoch reiste EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (64) ins Krisengebiet in Slowenien. «Es war herzzerreissend, die Zerstörungen zu sehen, die Regen, Überschwemmungen und Erdrutsche angerichtet haben», sagte sie und sichert sogleich auch Hilfe zu: «Ich bin heute hier, um das slowenische Volk wissen zu lassen, dass es nicht allein dasteht».

Slowenien könne aus dem EU-Solidaritätsfond bis zu 400 Millionen Euro erwarten – 100 Millionen sogar schon in diesem Jahr. Weiter könne das Land mehrere Milliarden aus dem Corona- und dem EU-Kohäsionsfonds beantragen. So könne der Wiederaufbau auf den Weg gebracht werden, sagt von der Leyen.

Norwegen

In Norwegen brach wegen der Unwetter sogar ein Staudamm teilweise ein. Bewohner der umliegenden Dörfer wurden evakuiert.
Foto: keystone-sda.ch

Norwegen kämpft seit dem Wochenende gegen die Auswirkungen des Sturmtiefs «Hans». Heftige Regenfälle lösten Überschwemmungen und Erdrutsche aus – weit über 1000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Besonders in der Provinz Innlandet nördlich von Oslo seien viele Strassen gesperrt worden, so die zuständige Polizei am Mittwoch. Die Lage sei weiterhin chaotisch, einige Regionen seien von der Aussenwelt abgeschnitten.

Im Verlauf des Mittwochs drang Wasser ins Innere des Staudamms Braskereidfoss in der Gemeinde Våler. Das Wasserkraftwerk hielt dem nicht stand und gab nach. Hunderte Menschen in der Gegend wurden bereits vorab evakuiert, grosse Mengen Wasser traten über eine Betonmauer aus. Die Folgen seien derzeit jedoch nicht gravierend, erklärte der Kraftwerksbetreiber: «Bisher sieht es so aus, als ob die Wasserumleitung durch den Staudamm gut funktioniert.»

Schweden

In der Nähe von Hudiksvall in Schweden entgleiste am Montag ein Passagierzug. Drei Personen wurden bei dem Unglück verletzt.
Foto: keystone-sda.ch

Bevor das Sturmtief «Hans» in Norwegen für Verwüstung sorgte, zog es über Schweden. Da wurden am Sonntag mehr als 25'000 Blitze registriert. In Malmö gab es deshalb laut dem Sender SVT einen Stromausfall, von dem vorübergehend über 5000 Personen betroffen waren. In anderen Regionen wurden Überschwemmungen in Häusern und Kellern gemeldet, mehrere Bäche und Flüsse traten über die Ufer.

Auch der Verkehr lag teilweise still. Rund 300 Kilometer nördlich von Stockholm entgleisten am Montag zwei Wagen eines Passagierzuges. Zum Zeitpunkt des Unfalls sollen sich rund 120 Fahrgäste im Zug befunden haben. Laut den Rettungskräften wurde der Bahndamm wegen des heftigen Regens unterspült, es gab drei Verletzte.

Österreich

Nach heftigen Unwettern in Österreich geht es nun ans Aufräumen. Viele Strassen und Häuser wurden beschädigt.
Foto: AFP

Unsere östlichen Nachbarn sind seit bald einer Woche mit heftigen Unwettern konfrontiert. In der Steiermark und in Kärnten wurden Dörfer überschwemmt sowie Strassen und Infrastruktur beschädigt. Rund 5000 Einsatzkräfte waren laut der «Tiroler Zeitung» im Einsatz.

Seit Dienstag sei die Lage laut den Rettungskräften jedoch wieder stabiler, die Wasserstände sinken. Jetzt geht es in Österreich ans Aufräumen und reparieren. Die Überschwemmungen im Süden haben an der Verkehrsinfrastruktur Schäden von geschätzt 15,4 Millionen Euro verursacht. Mehr als 170 Strassen wurden allein im Bundesland Kärnten durch Schlammlawinen, Hangrutsche und Unterspülungen beschädigt.

Spanien & Portugal

In Spanien stieg das Thermometer am Mittwoch auf bis 44.3 Grad an. Touristen kühlen sich in Sevilla im Brunnen ab.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Die iberische Halbinsel hat derweil nicht mit Unwettern, sondern mit Hitze zu kämpfen. In Spanien könnten es diese Woche laut Wetterdienst die «fünf heissesten August-Tage seit 73 Jahren werden», schreibt «Focus». In Andalusien stieg das Thermometer am Mittwoch auf bis zu 44,3 Grad an. Damit bleibt auch die Gefahr für Waldbrände hoch.

In Portugal wütet bereits seit fünf Tagen ein Waldbrand nahe der beliebten Algarveküste. Nun konnten Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle bringen, so «Focus». Die sinkenden Temperaturen in dem Ort sowie eine höhere Luftfeuchtigkeit hätten dabei geholfen, erklärten die Einsatzkräfte am Mittwoch.

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