Rebellen geben auf
Assad hat die Kontrolle über Aleppo wieder

Die Rebellen in Ost-Aleppo haben sich mit dem Regime auf einen Abzug aus der Stadt geeinigt. Russland meldet, die syrische Regierung habe die Kontrolle zurückerlangt.
Publiziert: 13.12.2016 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:55 Uhr

Aleppo ist wieder in der Hand von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Nach jahrelangen Kämpfen und einer monatelangen Blockade durch Regierungstruppen haben die Rebellen in Ost-Aleppo heute ihren Widerstand beendet.

Die Kampfhandlungen in Ost-Aleppo seien beendet, sagte der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin in New York. Das syrische Militär habe seine Einsätze gestoppt, um den bewaffneten Aufständischen und ihren Familien die Flucht aus der Stadt zu ermöglichen, sagte Tschurkin weiter.

Die unter Vermittlung Russlands und der Türkei zustande gekommene Einigung auf eine Feuerpause und den Abzug der Zivilbevölkerung und der Aufständischen wurde auch von Seiten der Rebellen sowie des syrischen Militärs bestätigt.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad.
Foto: REUTERS

Ab 4.00 Uhr wird der Osten geräumt

Die Rebellen würden ab morgen um 4.00 Uhr MEZ das von ihnen zuletzt noch gehaltene Gebiet im Osten der Grossstadt räumen, sagte ein Vertreter des syrischen Militärs gemäss der Nachrichtenagentur Reuters.

Nach Angaben der wichtigsten Aufständischen-Gruppe sollte Aleppos ehemaliges Rebellengebiet vollständig evakuiert werden. Jeder werde Ost-Aleppo noch in der Nacht verlassen, teilte ein Sprecher der Gruppe Ahrar al-Scham heute mit. Die ersten Busse sollte bereits am Abend zum Einsatz kommen.

Zunächst sollten Zivilisten und Verletzte aus der Stadt gebracht werden. Anschliessend könnten Kämpfer mit leichten Waffen die Stadt verlassen. Alle könnten entscheiden, ob sie in Gebiete unter Kontrolle der Rebellen im Westen der Provinz Aleppo oder in die Nachbarprovinz Idlib wollten, teilte die Rebellengruppe Nurredin al-Sinki mit.

Gemäss Schätzungen von Hilfsorganisationen sind noch etwa 100'000 Menschen im Osten Aleppos eingeschlossen. Die UNO-Botschafterin der USA, Samantha Power, forderte internationale Beobachter, die die Evakuierung überwachen sollten.

Einst das Wirtschaftszentrum des Landes

Den syrischen Regierungskräften war es in den vergangenen Tagen mit der massiven Unterstützung der russischen Luftwaffe sowie schiitischer Milizen aus dem Libanon, Iran, Irak und Afghanistan gelungen, die seit 2012 von den Rebellen gehaltenen Viertel im Ostteil Aleppos fast vollständig zurückzuerobern.

Die Einnahme der Grossstadt, die vor dem Bürgerkrieg das Wirtschaftszentrum des Landes war, ist ein militärischer Erfolg für Machthaber Assad.

Kurz vor der Einigung auf eine Feuerpause informierte die UNO über ihr vorliegende Berichte, wonach Soldaten von Präsident Assad und verbündete Milizen mindestens 82 Zivilisten während der Vorstösse ins Rebellengebiet getötet hätten.

Darunter seien elf Frauen und 13 Kinder, sagte der Sprecher des UNO-Büros für Menschenrechte, Rupert Colville, in Genf. Demnach wurden Menschen in ihren Wohnungen oder auf der Flucht auf der Strasse erschossen. Colville warnte vor Vergeltungsakten der Regierungstruppen und Milizionäre an Zivilisten.

Aufruf zu Solidarität mit Zivilbevölkerung

Nach der Einigung zwischen Rebellen und der syrischen Regierung für Ost-Aleppo rief UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Solidarität mit der Zivilbevölkerung auf. «Wir alle haben die Menschen in Syrien bislang kollektiv hängenlassen», sagte Ban bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats heute in New York.

Als erstes müsse das «Blutbad» in der Stadt sofort aufhören. Es gebe Berichte über «so bisher nie gesehene Bombardierungen», Hinrichtungen und Zehntausende Vertriebene. Alle Kriegsparteien rief Ban auf, den verbleibenden Zivilisten den Abzug aus der Stadt zu ermöglichen und humanitäre Hilfe hineinzulassen. (SDA)

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