Harter Tag für Angela Merkel
Zum Geburtstag nichts als Ärger

Die harte Woche der deutschen Kanzlerin endete mit einem schwierigen Tag. Zuerst musste sie an eine Totenmesse und dann durch das Fegefeuer des Bundestags. Das alles an ihrem Geburtstag.
Publiziert: 17.07.2015 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:25 Uhr

Manchmal beneiden wir Angela Merkel (ab heute 61) um ihre unerschöpfliche Energie. Sollte sie heute Abend so richtig ferienreif sein, dann wundert das niemanden. Vom Sonntag bis weit in den Montag hinein stresste sie der Euro-Gipfel über die Griechen. Am Mittwoch der «Bürgerdialog» in Rostock (D), aus dem sich gestern ein Shitstorm entwickelte.

Dazu täglich die heftigen innenpolitischen Diskussionen darüber, ob sich Deutschland überhaupt am 3. Hilfspaket beteiligen soll. Erschwert durch das Sperrfeuer ihres Finanzministers Wolfgang Schäuble (72), der sich immer wieder für den Grexit aussprach. Wie ernst die Lage ist, zeigt ein Titel von «spiegel.de»: «Griechenlandkrise wird zur Koalitionskrise.»

Und über all dem ein menschliches Drama: In der Nacht auf Montag starb der aussenpolitische Sprecher von Merkels Partei mit erst 35 Jahren an einer Lungenembolie.

Kurzer Moment der Entspannung: Merkel erhielt heute im Parlament einen Blumenstraus zum 61. Geburtstag.
Foto: AFP Photo / John Macdougall
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«An Dramatik nicht zu überbieten»

Merkels 61. Geburtstag begann heute Morgen um 8 Uhr mit der Totenmesse für Philipp Missfelder in der Berliner St.-HedwigsKathedrale. Zwei Stunden später hatte die Kanzlerin, die sich zwischenzeitlich umgezogen hatte (Lachs statt Schwarz), ihren Auftritt in der Sondersitzung des Parlaments. Angela Merkel war erste Rednerin in der Monsterdebatte: «Es liegen Tage hinter Europa, die an Dramatik nicht zu überbieten sind.»

«Wir würden grob fahrlässig, ja unverantwortlich handeln, wenn wir diesen Weg nicht wenigstens versuchen würden», erklärte die Kanzlerin an die Adresse der Gegner des dritten Hilfspakets von bis zu 86 Milliarden Euro. «Wir unternehmen einen letzten Versuch.» Auf Dauer gehe es auch Deutschland nur gut, wenn es Europa gut gehe.

Merkels Koalitionspartner Sigmar Gabriel (55, SPD) erklärte: «Griechenland muss sich dramatisch verändern, um aus dieser Krise herauszukommen.»

Wagner und Wandern zur Entspannung

Am Nachmittag dann die Erlösung: Das deutsche Parlament sagt nach einer emotional geführten Debatte mit 439 zu 119 Stimmen für die Aufnahme von Verhandlungen über ein neues Hilfspaket für Griechenland. Doch auch hier blieben der Bundeskanzlerin unangenehme Nebengeräusche nicht erspart: Ein beträchtlicher Teil der Nein-Stimmen kamen nämlich aus der Merkels eigener Fraktion.

Heute Abend verabschiedet sich Merkel in ihre dreiwöchigen Sommerferien. Wohin sie genau verreisen wird, ist offiziell noch nicht bekannt. Es wird erwartet, dass sie – wie jedes Jahr – an der Premiere der Wagner-Festspiele in Bayreuth («Tristan und Isolde» am 25. Juli) dabei sein wird. Danach dürfte es in den Süden gehen – aber nicht zu den Griechen. In den letzten Jahren wurde das Ehepaar Merkel/Sauer stets beim Wandern in Sulden (Südtirol) gesichtet. (uhg)

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