Gilt als Vorlage für das Königreich im Disney-Hit «Frozen»
Touristen-Magnet muss Wand bauen, um Selfie-Jäger abzuschrecken

Das malerische Dörfchen Hallstatt in Oberösterreich gilt als Touristenmagnet. Der Rummel ist den Bewohnern aber schon lange ein Graus. Nun soll eine Wand das Problem lösen.
Publiziert: 17.05.2023 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2023 um 11:35 Uhr

Die österreichische Gemeinde Hallstatt hat genug. Jedes Jahr wird sie von rund einer Million Touristen aus aller Welt überrannt. Der Grund: Die Stadt gilt als Vorlage für das Königreich im Disney-Film «Frozen».

Der 750-Einwohner-Gemeinde, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, ist der Rummel ein Graus. Bewohnerinnen und Bewohner beschweren sich seit Jahren lautstark über die ungebetene Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Dorf.

Massnahme auch aus Sicherheitsgründen

Nun macht das pittoreske Alpendorf ernst. Am wohl beliebtesten Aussichtspunkt mit tiefblauem See und Bergen im Hintergrund versperrt seit neuestem eine Holzwand einen Teil der Sicht.

So will sich die österreichische Gemeinde Hallstatt die unzähligen Touristen vom Leib schaffen: Ein Sichtschutz gegen Selfies.
Foto: AFP
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Damit soll verhindert werden, dass sich Touristenmassen beim Aussichtspunkt, der an einer befahrenen Strasse liegt, drängeln und so den Verkehr behindern. Die Aussicht lässt sich zwar trotz Holzwand bestaunen, das Fotografieren aber wird schwieriger. Testweise ist der Sichtschutz vorerst nur wenige Meter breit.

«Helfen würde nur, wenn der Foto-Punkt kein Foto-Punkt mehr ist», sagt Bürgermeister Alexander Scheutz gegenüber den «Oberösterreichischen Nachrichten». Die Holzwand ist also Mittel zum Zweck. «Wir haben gesagt, dass wir das jetzt einmal ausprobieren. Und probieren heisst natürlich, dass wir es sichtbar machen müssen», so Scheutz weiter.

Bevölkerung gegen den Sichtschutz

Sollte sich der Sichtschutz als nützlich erweisen, würde er ausgebaut und damit einen grösseren Bereich als die jetzige Test-Wand abdecken. Ob die Massnahme aber effektiv bestehen bleibt, ist alles andere als sicher. Denn die Hallstatter Bevölkerung hat sich laut den «Oberösterreichischen Nachrichten» bereits gegen das Projekt ausgesprochen. Immerhin verliert auch sie damit einen Teil der schönen Aussicht.

Angefangen hat der Hype um das österreichische Alpendörfchen im Jahr 2011, als in China eine originalgetreue Kopie von Hallstatt erbaut wurde. Das löste im Land einen riesigen Touristenansturm aus. Bereits einige Jahre vorher machte eine südkoreanische Serie den Ort im asiatischen Raum berühmt.

Wirtschaftlich profitiert Hallstatt durch die vielen Touristen enorm. In der Gemeinde haben sich die Anzahl Übernachtungen seit 2010 von 70'000 auf rund 140'000 verdoppelt. Doch der Rummel hat auch seine Kehrseiten.

Auch Schweizer Ort kennt das Problem

Bereits vor drei Jahren äusserte der Bürgermeister in einem Interview mit dem «Spiegel» seine Bedenken. «Die Hallstätter leiden unter dem Boom, die Lebensqualität nimmt ab. Alles spielt sich auf einer Strasse ab, die am Wasser entlangführt.»

Das Problem kennt man auch in der Schweiz. Wegen einer koreanischen Netflix-Serie wird Iseltwald BE seit Monaten von Tausenden koreanischen Gästen überrannt. Auch hier hat die Gemeinde mehrere Massnahmen ergriffen, um die die Touristenströme in den Griff zu kriegen. (ced)

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