Gewalt am Gazastreifen
Israel liefert sich Raketengefecht

Israels Militärs und extremistische Palästinenser haben sich am Sonntag einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Dem Tod eines palästinensischen Angreifers durch israelische Soldaten am Nachmittag folgte Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel.
Publiziert: 24.02.2020 um 15:41 Uhr
|
Aktualisiert: 26.02.2020 um 15:53 Uhr

Am Abend beschossen israelische Kampfflugzeuge nach Angaben der Streitkräfte (IDF) Positionen der Extremisten im Gazastreifen an. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens vier Militante verwundet, die gerade eine neue Serie von Raketen auf Israel abfeuern wollten.

Am späten Abend teilten die israelischen Streitkräfte ferner mit, dass auch «Dschihad-Terrorziele» in Syrien angegriffen worden seien. Aus Syrien verlautete, dass die Luftabwehr rund um die Hauptstadt Damaskus «feindliche Ziele» angegriffen habe.

Laut syrischen Angaben handelte es sich bei dem Angriff um eine Welle von Lenkraketen. Der Luftangriff in der Region Adeliyah ausserhalb von Damaskus zielte auf das, was das israelische Militär als «Drehscheibe der Aktivitäten des Islamischen Dschihad in Syrien» bezeichnete: Forschungseinrichtungen und Rohstofflager zur Entwicklung von Waffen.

Israelische Soldaten hatten am Sonntag an der Grenze zum Gazastreifen einen palästinensischen Angreifer des Islamischen Dschihad getötet. Die Soldaten hatten die Leiche mit einem Bulldozer beseitigt.
Foto: imago images/ZUMA Press
1/8

Palästinensischer Angreifer getötet

Israelische Soldaten hatten am Sonntag an der Grenze zum Gazastreifen einen palästinensischen Angreifer getötet. Der Islamische Dschihad teilte mit, es handele sich um ein Mitglied ihres bewaffneten Flügels. Bei dem Vorfall sei ein zweiter Palästinenser verletzt worden, berichteten Augenzeugen.

Israelische Soldaten hatten mit einem Armee-Bulldozer die Leiche des Kämpfers beseitigt. Der Islamische Dschihad erklärte, Israel habe ein schreckliches Verbrechen begangen und dieses werde nicht ohne Folgen bleiben.

20 Raketen abgefeuert

Später feuerten Extremisten rund 20 Raketen auf Israel ab. In südlichen israelischen Gemeinden und der Küstenstadt Aschkelon heulten am Sonntag Sirenen, Einwohner brachten sich in Schutzräumen in Sicherheit.

Zu dem Abschuss der Raketen bekannte sich die Gruppe Saraja al-Kuds, der militärische Arm des Islamischen Dschihad. Das israelische Militär teilte mit, zehn Raketen seien vom Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden.

Israel behält Leichen

Der israelische Verteidigungsminister Naftali Bennett sprach von einer «neuen Politik», nach der Israel Leichen von Extremisten nicht zurückgebe, um Druck auf die im Gazastreifen herrschende Hamas auszuüben, die Leichen von zwei 2014 im Gaza-Krieg getöteten israelischen Soldaten zurückzugeben.

Zuvor hatte er Anschuldigungen zurückgewiesen, dass der Einsatz des Bulldozers unmenschlich gewesen sei. Vielmehr sei es unmenschlich, dass die Hamas die Leichen nicht zurückgebe, sagte er im Radio und Fernsehen.

Zuvor hatte die israelische Armee Videoaufnahmen veröffentlicht und von einer «Terroreinheit» des Islamischen Dschihad gesprochen, die in den vergangenen Monaten an zwei ähnlichen Angriffen beteiligt gewesen sei. Am Samstag war in Jerusalems Altstadt ein weiterer Palästinenser erschossen worden, als er Polizisten mit einem Messer angreifen wollte.

Blockade des Gazastreifen verschärft

Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Massnahme mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Einwohner leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem Küstenstreifen am Mittelmeer.

Die dort herrschende Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahnen geschrieben.

Seit der Vorstellung des amerikanischen Nahost-Plans im vergangenen Monat ist die Lage im Heiligen Land angespannt. Anfang Februar kam es zu mehreren Anschlägen in Jerusalem. Bei Zusammenstössen mit israelischen Soldaten im besetzten Westjordanland wurden zudem mindestens vier Palästinenser getötet.

(SDA)

Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas

Die radikal-islamische Hamas ist die zweitgrösste Palästinenserorganisation. Die 1987 gegründete Gruppe bestreitet das Existenzrecht Israels und fordert die gewaltsame Errichtung eines islamischen Palästinas vom Mittelmeer bis zum Jordan.

Ihr militärischer Arm hat immer wieder tödliche Terroranschläge auf Israelis verübt. Seit Mai 2017 ist Ismail Hanija Chef der Hamas, die unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird.

Herrschaftsgebiet Gaza

Die vom Iran unterstützte Hamas herrscht im Gazastreifen, wo rund zwei Millionen Menschen leben. 2007 vertrieb sie die gemässigtere Fatah des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas gewaltsam aus dem Mittelmeer-Küstenstreifen an der Grenze zu Ägypten. Seither wurden von dort Tausende Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert.

Fatah

Die Fatah herrscht seit 2007 nur noch in den nicht von Israel verwalteten Teilen des Westjordanlandes. Alle Versöhnungsversuche der palästinensischen Organisationen sind bislang gescheitert. Dies macht ein Friedensabkommen mit Israel noch schwieriger.

Zuletzt deutete die Hamas im Mai 2017 die Bereitschaft an, einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 zumindest zeitweise zu akzeptieren. Vom bewaffneten Widerstand gegen Israel und dem Anspruch auf das gesamte historische Palästina rückte die Hamas aber nicht ab.

Die radikal-islamische Hamas ist die zweitgrösste Palästinenserorganisation. Die 1987 gegründete Gruppe bestreitet das Existenzrecht Israels und fordert die gewaltsame Errichtung eines islamischen Palästinas vom Mittelmeer bis zum Jordan.

Ihr militärischer Arm hat immer wieder tödliche Terroranschläge auf Israelis verübt. Seit Mai 2017 ist Ismail Hanija Chef der Hamas, die unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird.

Herrschaftsgebiet Gaza

Die vom Iran unterstützte Hamas herrscht im Gazastreifen, wo rund zwei Millionen Menschen leben. 2007 vertrieb sie die gemässigtere Fatah des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas gewaltsam aus dem Mittelmeer-Küstenstreifen an der Grenze zu Ägypten. Seither wurden von dort Tausende Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert.

Fatah

Die Fatah herrscht seit 2007 nur noch in den nicht von Israel verwalteten Teilen des Westjordanlandes. Alle Versöhnungsversuche der palästinensischen Organisationen sind bislang gescheitert. Dies macht ein Friedensabkommen mit Israel noch schwieriger.

Zuletzt deutete die Hamas im Mai 2017 die Bereitschaft an, einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967 zumindest zeitweise zu akzeptieren. Vom bewaffneten Widerstand gegen Israel und dem Anspruch auf das gesamte historische Palästina rückte die Hamas aber nicht ab.

Mehr


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?