Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert harte Massnahmen
Deutschland droht der nächste Corona-Hammer

Überall Corona-Entspannung. Nicht so in Deutschland. Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert auf den Herbst drastische Massnahmen. Dem SPD-Politiker bläst deswegen massiver Gegenwind entgegen.
Publiziert: 15.08.2022 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2022 um 13:57 Uhr

In der Schweiz ist es ruhig geworden um Corona. Vereinzelt sind im öffentlichen Verkehr noch Menschen mit Masken anzutreffen. Kaum etwas erinnert an das, was unser Leben zwei Jahre lang prägte.

Anders in Deutschland. Da wird es wieder laut um Corona. Der Krachmacher: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59/SPD). Ab dem 1. Oktober drohen den Deutschen wieder drastische Massnahmen.

Aktuell verzeichnet das Robert-Koch-Institut gut 264'000 Fälle in den letzten sieben Tagen (Zahlen vom 15. August). Zum Vergleich mit der Schweiz: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vermeldete letzten Dienstag 21'817 Neuansteckungen für die Vorwoche. Deutschland hat 83 Millionen Einwohner, die Schweiz 8,7 Millionen. Sprich: Die Inzidenz in Deutschland ist nicht viel höher als bei uns – die möglichen Massnahmen schon.

Alarmstimmung in Deutschland: Gesundheitsminister Karl Lauterbach will auf den Herbst wieder harte Massnahmen.
Foto: imago/Jürgen Heinrich
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Lauterbachs Forderungen sind kompromisslos: «immer Maskenpflicht» in Innenräumen. Damit nicht genug: Auch Personen-Obergrenzen könnten wieder herrschen.

«Ständiger Corona-Dauer-Alarmismus»

Klar, dass Lauterbach deswegen Gegenwind ins Gesicht bläst. So etwa von Gesundheitsexperte Tino Sorge (47). Der CDU-Politiker plädiert in der «Bild» für mehr Optimismus und Eigenverantwortung – statt «ständigem Corona-Dauer-Alarmismus». Und: «Pauschale Freiheitseinschränkungen und Maskenpflichten» hätten «gravierende gesellschaftliche Auswirkungen». Massnahmen sollen auf das «absolut nötige Mindestmass» begrenzt werden, so Sorge.

Und beim Thema vierte Impfung relativiert Virologe Klaus Stöhr (63) klar: «Es macht für die unter 70-Jährigen aktuell keinen Sinn. Man kann die Antikörperzahl damit um zehn Prozent nach oben treiben, aber das nur für wenige Wochen.»

Damit nicht genug der Gegner für Krisenszenario-Karl. Auch Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (60) kritisiert den deutschen Weg. Im Ausland werde «viel gelassener» mit Corona umgegangen, sagt er gegenüber der Zeitung. «Es stellt sich daher die Frage, inwieweit ein deutscher Alleingang auch im Jahr drei der Pandemie immer noch sinnvoll ist.»

Andere nehmens lockerer

Dass andere Länder auf Entspannung statt auf Krisenstimmung setzen, zeigt ein Blick nach Italien. Unvergessen die Bilder aus den Intensivstationen von 2020 mit Corona-Patienten an Beatmungsgeräten. Doch nun herrscht Dolce Vita in Bella Italia. Die Fallzahlen seien aktuell zwar «deutlich höher» als noch im Sommer 2021, wie «ZDF» berichtet. Doch trotzdem sind praktisch alle Massnahmen abgeschafft worden. Geblieben ist die ÖV-Maskenpflicht.

Auch Frankreich bevorzugt Laissez-faire statt Panikmache. Die Regierung kippte kürzlich Corona-Beschränkungen und Einreisebarrieren. Ebenso gelassen ist die Stimmung bei den Briten: hohe Infektionszahlen? Who cares! Kaum Masken, keine Isolationspflicht bei Infizierten. Auch Spaniens Regierung macht keine Anstalten, im Herbst wieder drastische Massnahmen zu verhängen. Daher: Maskenpflicht im ÖV «sí», weiteres öffentliches Leben einschränken «no». Im Herbst gibts aber wohl eine neue Impfkampagne. (nl)


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