«Gebt ihm einen Termin!»
Erdogan will Schwedens Regierungschef zu Gespräch über Nato-Beitritt treffen

Jetzt könnte Schweden dem gewünschten Nato-Beitritt einen Schritt näher kommen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich bislang gegen einen Beitritt wehrte, will den schwedischen Regierungschef empfangen.
Publiziert: 21.10.2022 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 15:58 Uhr

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (68) will bei einem Besuch des neuen schwedischen Regierungschefs Ulf Kristersson (58) in der Türkei über den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands sprechen. «Schwedens neuer Ministerpräsident hat um einen Termin gebeten. Ich habe unseren Freunden gesagt: ‹Gebt ihm einen Termin!›», zitierte der Sender NTV Erdogan am Freitag.

«Wir werden diese Themen mit ihm in unserem Land diskutieren», erläuterte Erdogan demnach in einem Flugzeug auf dem Weg zurück aus Aserbaidschan. Das Treffen werde dazu dienen, die «Aufrichtigkeit» des schwedischen Staatschefs bei der Bekämpfung von Terroristen zu «testen», so Erdogan. Ein konkreter Termin liegt bisher nicht vor.

Kristersson hatte am Donnerstag erklärt, er sei «sofort» bereit, nach Ankara zu reisen, um die Türkei zur Unterstützung von Schwedens Nato-Bewerbung zu drängen.

Der türkische Präsident wehrte sich bislang gegen den Nato-Beitritt von Schweden. Nun zeigt sich Erdogan gesprächsbereit.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Historischer Neutralitätsbruch

Schweden und Finnland hatten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mit ihrer jahrzehntelangen Tradition der militärischen Bündnisneutralität gebrochen und im Mai einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft gestellt. Die Türkei hat die Nato-Beitrittsverhandlungen der beiden skandinavischen Länder jedoch blockiert. Sie wirft ihnen vor, Anhänger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sowie der Gülen-Bewegung zu unterstützen, die Erdogan für den gescheiterten Putsch gegen ihn verantwortlich macht.

Schwedens Regierungschef erklärte, er wolle Erdogan zeigen, dass Schweden und Finnland «tatsächlich tun werden, was wir versprochen haben». Die beiden Länder hatten auf Drängen Ankaras zugesagt, Verdächtige aus ihren Ländern an die Türkei auszuliefern.

Auch Ungarn muss noch zustimmen

Der Türkei geht dies aber bisher nicht weit genug. Der türkische Präsident betonte, Ankaras Position habe sich nicht geändert. Er forderte Stockholm und Helsinki auf, «diese Terroristen» auszuliefern.

Bisher haben 28 von 30 Nato-Mitglieder den Beitritt Schwedens und Finnlands gebilligt. Nur Ungarn und die Türkei müssen noch ihre Zustimmung geben. (AFP/SDA)

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