Weitere russische Folterkammer entdeckt
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Kiste mit Goldzähnen gefunden:Weitere russische Folterkammer entdeckt

Woher stammen die Goldzähne?
Ukrainer entdecken Folterkammer in befreitem Dorf

Gemäss eigenen Angaben haben die ukrainischen Behörden einen entsetzlichen Fund im befreiten Dorf Pisky-Radkiwski gemacht. Dabei handle es sich um eine Folterkammer. Die Goldzähne scheinen allerdings nicht von Folter-Opfern zu stammen.
Publiziert: 05.10.2022 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2022 um 06:14 Uhr

Es sind erschreckende Bilder, die das ukrainische Verteidigungsministerium auf Twitter veröffentlicht: Im Dorf Pisky-Radkiwski sollen die ukrainischen Streitkräfte bei der Befreiung der östlichen Region Charkiw eine Folterkammer entdeckt haben. Was sie darin gefunden haben: Gasmasken und einen grossen Behälter mit Zahn-Goldkronen.

Der Vorwurf des ukrainischen Verteidigungsministeriums: Die russischen Soldaten haben dort Menschen gefoltert, ihnen die Goldkronen gezogen und sie anschliessend lebendig begraben. Das Ministerium spricht von einem «Mini-Auschwitz». Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.

Wenige Stunden später berichtet «Bild», die mit einem Team vor Ort ist, dass es bei den Goldzähnen um Plünderungen aus dem Bestand eines Zahnarztes handeln könnte. Er sagt: «Diese Zähne sehen aus wie die aus meiner Sammlung, die hier geplündert wurde. Ich bin der einzige Zahnarzt hier. Also wenn sie hier gefunden wurden, müssen sie von mir sein.»

Schreckensfund im kleinen Dorf Pisky-Radkiwski: Diese Gasmaske wurde gemäss ukrainischen Behörden in einer Folterkammer verwendet.
Foto: DefenceU (Twitter)
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«Nachbarn hörten ständig Schreie»

Auch wenn die Zähne nicht den Gefangenen gezogen wurden: Für die Folterungen gibt es viele Hinweise. In einem Statement auf Facebook äussert sich auch Serhij Bolwinow zum entsetzlichen Fund. Er ist der Chef der polizeilichen Ermittlungsbehörde im Gebiet Charkiw. «Die Nachbarn hörten ständig Schreie von dort», schreibt der Ermittler.

Nach der Räumung in der Region habe die Anwohnerschaft des kleinen Dorfs der Polizei von den Gräueltaten berichtet. Gemäss Zeugenaussagen sind im Keller eines Hauses mehrere Personen gefangengehalten worden. Unter ihnen: ukrainische Streitkräfte und Anwohner des Dorfs. Die Polizei wisse mit Sicherheit, dass Gasmasken eingesetzt und dass Opfer lebendig begraben worden seien, schreibt Bolwinow. Darüber hinaus habe man im Folterraum einen Dildo, Drähte und Seile sowie einen Brief, der das Verhör eines Mannes dokumentiert, gefunden.

Die Entdeckung in Pisky-Radkiwski ist offenbar nicht die erste ihrer Art: In der Region Charkiw haben ukrainische Polizisten bereits vor gut zwei Wochen mehrere mutmassliche Folterkammern der russischen Besatzer entdeckt. Die Beamten sprachen von mindestens zehn solcher Kammern.

Seit einer Woche in ukrainischer Hand

Das kleine Dorf Pisky-Radkiwski, das rund 155 Kilometer südöstlich der Stadt Charkiw liegt, ist nicht mehr unter der Kontrolle der russischen Truppen. Vor rund einer Woche teilten örtliche Behörden mit, dass die Siedlung Pisky wieder in ukrainischer Hand sei.

Nun wollen die Behörden die Geschehnisse aufarbeiten. Der Polizei seien die Namen der misshandelten Soldaten bekannt. «Ermittler und Staatsanwälte arbeiten daran, alle Fakten über diese Folterkammer zu ermitteln», schreibt Bolwinow weiter. «Die Justiz wird jeden schuldig sprechen.» (bab)

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