«Panama-Papers»-Rohdaten
Mehr als 3000 Offshore-Firmen stammen aus der Schweiz

Vor fünf Wochen kamen einige Details zu den «Panama Papers» ans Licht. Jetzt veröffentlicht das Journalisten-Konsortium die Rohdaten – als interaktive Online-Datenbank. Es tauchen die Namen vieler Schweizer Firmen auf.
Publiziert: 09.05.2016 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:19 Uhr

Fünf Wochen nach den ersten Berichten über die «Panama Papers» veröffentlicht das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) die Rohdaten über Hunderttausende Briefkastenfirmen. Die Gruppe stellte am Montagabend eine interaktive Datenbank mit Informationen über Firmen, Treuhandfonds und Stiftungen in 21 Steueroasen online.

Die Daten ging um 20 Uhr MESZ online. Unter diesem Link finden Sie die interaktive Datenbank.

Wer in der Datenbank nach Adressen sucht, findet mehr als 3200 Firmen mit Sitz in der Schweiz. Dies berichtet das Newsportal Watson, der SP-Politiker Marco Kistler veröffentlichte auf Twitter den Link zu einer interaktiven Google-Maps-Karte, die dem ganzen eine visuelle Komponente verleiht.

Panama City ist ein wahres Paradies – für Steuerflüchtlinge.
Foto: /EPA/ALEJANDRO BOLIVAR
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«Es ist wahrscheinlich die grösste Datenbank über geheime Offshore-Firmen und die Hintermänner, die je veröffentlicht wurde», teilte das ICIJ mit. Eine «Müllhalde» für Originaldokumente solle die Plattform allerdings nicht sein. Persönliche Daten wie Kontoverbindungen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Ausweispapiere seien nicht enthalten.

Das ICIJ, die «Süddeutsche Zeitung» und weitere Medien würden in den kommenden Wochen und Monaten weiter über einzelne Fälle berichten, an denen ein öffentliches Interesse besteht, kündigte das Konsortium an.

Veröffentlichung zu verhindern versucht

Zahlreiche Medien hatten Anfang April über gut 200'000 von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Veröffentlichung der «Panama Papers» führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und einer internationalen Debatte über Steueroasen und Geldwäscherei.

Mossack Fonseca sieht sich als Opfer eines Datendiebstahls und betont, sich bei ihren Geschäften stets an die Gesetze zu halten. Das Unternehmen gründet Kapitalgesellschaften und verkauft sie an Zwischenhändler wie Banken, Anwälte und Vermögensberater, die sie wiederum an ihre Endkunden weitergeben.

Bis zuletzt versuchte die Kanzlei, die Veröffentlichung der Rohdaten zu verhindern. In der vergangenen Woche forderte sie das ICIJ auf, die Plattform nicht online zu stellen. «Es handelt sich um gestohlene Informationen. Das stellt eine Verletzung des Verschwiegenheitsabkommens zwischen Anwalt und Mandant dar, das wir beschützen müssen", hiess es in einer Stellungnahme. (sda/rey)

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