«Folterschiff» USS Bataan schon seit 3 Wochen auf dem Weg in den Iran
War Soleimani-Tötung lange geplant?

US-Präsident Donald Trump bereitete sich offenbar auf eine drohende Eskalation im Nahen Osten vor. Darauf deuten Bewegungen von US-Kriegsschiffen hin.
Publiziert: 05.01.2020 um 17:49 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 15:36 Uhr
«General der Herzen» für die Islamisten im Iran, «Terrorführer» für die USA: der einflussreiche General Qassem Soleimani.
Foto: DUKAS
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Fabienne Kinzelmann

Qassem Soleimani (†62) war brutal, clever – und enorm vorsichtig. Der iranische General, der seit Jahren auf der Todesliste der USA stand, benutzte kein Smartphone, hielt den Kreis seiner Vertrauten möglichst klein und reiste unauffällig. Doch das nutzte dem regimetreuen Elitetruppen-Führer nichts. Als er Freitagnacht um 00.32 Uhr Ortszeit mit einem syrischen Linienflug in der irakischen Hauptstadt Bagdad ankam, war sein Schicksal längst besiegelt.

Eine Drohne feuerte auf Befehl von US-Präsident Donald Trump (73) noch am Flughafen drei Raketen auf den Konvoi des einflussreichen Generals. Rund 36 Stunden hatten die USA und verbündete Geheimdienste den Führer der für «Sondereinsätze» im Ausland zuständigen Al-Quds-Brigaden offenbar eng beobachtet. Soleimanis Leiche war leicht zu erkennen: an einem auffälligen Silberring mit einem dunklen, roten Edelstein.

Trump droht mit Militärschlag

Die Islamisten im Iran haben Rache für ihren «General der Herzen» geschworen. Bei der tagelangen Trauerfeier forderten sie den «Tod Amerikas».

Davon lässt sich US-Präsident Donald Trump offenbar nicht beeindrucken. «Die Vereinigten Staaten haben gerade erst zwei Billionen für Militärausrüstung ausgegeben», provozierte Trump am Wochenende auf Twitter. «Wenn der Iran einen amerikanischen Stützpunkt oder einen Amerikaner angreift, schicken wir ein bisschen was von unserem brandneuen, hübschen Equipment auf den Weg ... ohne zu zögern!»

US-Kriegsschiffe offenbar auf Weg zu Suezkanal

Die Drohung hat er offenbar längst wahr gemacht. Denn wie Bewegungsdaten der US-Marine zeigen, sind drei amerikanische Kriegsschiffe bereits seit längerem unterwegs ins Krisengebiet. Darunter: das US-«Folterschiff» USS Bataan und zwei kleine Docklandungsschiffe, die USS New York und die USS Oak Hill. Den Namen «Folterschiff» trägt die USS Bataan, weil nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 im Rahmen des «Kriegs gegen den Terror» an Bord sogenannte «Black Sites» betrieben wurden – streng geheime Foltergefängnisse.

Der Verband LHD 5 unter dem «Folter-Flaggschiff» befindet sich im Moment im Mittelmeer und fährt Richtung Suezkanal. Das von Experten befürchtete Ziel: das Arabische Meer. Gestartet ist der Verband bereits vor drei Wochen in seiner Heimbasis Norfolk an der Ostküste der USA. Er scheint den gleichen Weg zu nehmen wie der Flugzeugträger USS Harry S. Truman, den die USA bereits im Arabischen Meer in Position gebracht haben. Aktuell werden zudem 3500 Soldaten der Luftlandeeinheit 82nd Airborne Division nach Kuwait verlegt.

USA rechnen offenbar mit Landeoperation

Die Schiffsbewegungen schrecken Kenner der Region auf. Der Schiffsverband unter dem Folter-Flaggschiff scheint der finale Beweis, dass die USA damit rechnen, im Iran eine kurzfristige Landeoperation durchführen zu müssen. Gemäss Experten können das Geiselbefreiungen, Befreiungsaktionen von versprengten US-Piloten, Ausschaltung von Raketenbasen, Terrornester und vieles mehr sein.

Offiziell äussern will sich die US-Marine zur Mission nicht. «Aus Gründen der operativen Sicherheit diskutieren wir keine zukünftigen Operationen», sagte Lieutenant Commander Matthew Comer der Fachplattform USNI News. Die beteiligten Schiffe operierten «kontinuierlich weltweit, um den Kommandeuren eine vorausschauende, flexible und reaktionsfähige See-Boden-Marine-Einsatztruppe zur Verfügung zu stellen».

US-Folterschiff war schon im Irakkrieg im Einsatz

Die amphibische Kampfkraft einer solchen Marineeinheit ist eindrücklich. Unter anderem stehen auf den Schiffen vier Abrams-Panzer, 15 schwimmfähige gepanzerte Truppentransporter (modernste Landungsboote), sechs Senkrechtstarter Harrier und rund 30 Kampf- und Truppentransport-Hubschrauber zur Verfügung. Darunter ein Dutzend der fliegenden Ungetüme V-22 Osprey.

Auf allen drei Schiffen können zusammen mehr als 3000 Marinesoldaten untergebracht werden, die auf Anlandungen spezialisiert sind. Für Experten ist klar: Wenn ein solcher Verband in eine Gegend geschickt wird, heisst das automatisch, dass man Landungsoperationen plant. Die USS Bataan war auch im zweiten Irakkrieg 2003 im Einsatz und wurde schon mehrmals ins Arabische Meer geschickt.

Briten wollen Frachter militärisch schützen

Das Folter-Flaggschiff ist in guter Gesellschaft. Auch Grossbritannien rüstet auf, schickt die beiden Kriegsschiffe HMS. Montrose und HMS. Defender in die Region. Sie sollen britische Handelsschiffe in der Strasse von Hormus schützen, wie Grossbritanniens Verteidigungsminister Ben Wallace (49) am späten Samstagabend mitteilte. Für die Briten ist der USA-Iran-Konflikt allerdings noch nicht ganz oben auf der Agenda angelangt: Premierminister Boris Johnson (55) weilt mit seiner Freundin Carrie Symonds (31) nach wie vor in den Karibikferien.

Getöteter General Soleimani: Irans berühmt-berüchtigtes Gesicht im Ausland

Der iranische General Qassem Soleimani tauchte in der Region immer dann auf, wenn es für den Iran um besonders viel ging. Sein Gesicht war vor allem in den Krisenländern Syrien und im Irak berühmt-berüchtigt, sein Ruf geradezu legendär.

Dort zeigte er sich gerne an der Seite schiitischer Milizen, die mit dem Irak eng verbündet sind. Er war zwar nicht der Kommandant der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), aber als Leiter der im Ausland aktiven Al-Kuds-Brigaden genauso einflussreich.

Ihm und den Al-Kuds-Brigaden wurde stets vorgeworfen, die Doktrin des Exports der iranischen Revolution von 1979 umzusetzen. Gleichzeitig galt er als einer der Top-Strategen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Irak und Syrien. Im Iran selbst genoss er innerhalb der iranischen Führung den Ruf, ein absoluter Vorzeigesoldat zu sein. Auch von den Reformern, die die IRGC-Politik nicht immer befürworten, wurde er geschätzt und respektiert.

Soleimani kam 1957 in Kerman in Südostiran zur Welt. Schon in seinen jungen Jahre war er gegen die Monarchie im Iran und unterstützte die von Ajatollah Ruhollah Chomeini geleitete islamische Bewegung. Nach der Revolution 1979 wurde er Mitglied der neu gegründeten IRGC, die de facto als zweite Streitmacht des Landes neben der klassischen Armee agieren sollte. Schon während des achtjährigen Krieges gegen den Irak (1980-88) spielte er eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung des Regimes von Saddam Hussein. Danach war er sowohl in Afghanistan, Libanon und im Irak als Militärstratege tätig.

1997 wurde er Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die de facto als die IRGC-Einheit im Ausland angesehen wird. Sie spielt besonders im Syrien-Konflikt eine wichtige Rolle und half auch dabei, Präsident Baschar al-Assad an der Macht zu halten. Westliche Regierungen sahen in dem nun getöteten Soleimani jedoch einen Terroristen. Er galt als das militärische Gesicht der iranischen Einmischung in die Nachbarländer der Region. (SDA)

Der iranische General Qassem Soleimani tauchte in der Region immer dann auf, wenn es für den Iran um besonders viel ging. Sein Gesicht war vor allem in den Krisenländern Syrien und im Irak berühmt-berüchtigt, sein Ruf geradezu legendär.

Dort zeigte er sich gerne an der Seite schiitischer Milizen, die mit dem Irak eng verbündet sind. Er war zwar nicht der Kommandant der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), aber als Leiter der im Ausland aktiven Al-Kuds-Brigaden genauso einflussreich.

Ihm und den Al-Kuds-Brigaden wurde stets vorgeworfen, die Doktrin des Exports der iranischen Revolution von 1979 umzusetzen. Gleichzeitig galt er als einer der Top-Strategen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Irak und Syrien. Im Iran selbst genoss er innerhalb der iranischen Führung den Ruf, ein absoluter Vorzeigesoldat zu sein. Auch von den Reformern, die die IRGC-Politik nicht immer befürworten, wurde er geschätzt und respektiert.

Soleimani kam 1957 in Kerman in Südostiran zur Welt. Schon in seinen jungen Jahre war er gegen die Monarchie im Iran und unterstützte die von Ajatollah Ruhollah Chomeini geleitete islamische Bewegung. Nach der Revolution 1979 wurde er Mitglied der neu gegründeten IRGC, die de facto als zweite Streitmacht des Landes neben der klassischen Armee agieren sollte. Schon während des achtjährigen Krieges gegen den Irak (1980-88) spielte er eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung des Regimes von Saddam Hussein. Danach war er sowohl in Afghanistan, Libanon und im Irak als Militärstratege tätig.

1997 wurde er Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die de facto als die IRGC-Einheit im Ausland angesehen wird. Sie spielt besonders im Syrien-Konflikt eine wichtige Rolle und half auch dabei, Präsident Baschar al-Assad an der Macht zu halten. Westliche Regierungen sahen in dem nun getöteten Soleimani jedoch einen Terroristen. Er galt als das militärische Gesicht der iranischen Einmischung in die Nachbarländer der Region. (SDA)

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