Hier wird das Flugzeug-Wrack abtransportiert
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Nach Absturz:Hier wird das Flugzeug-Wrack abtransportiert

Kristina R. (†39) hielt ihre Arbeit für den Wagner-Boss lange geheim
Wer war die einzige Frau an Bord des Prigoschin-Jets?

Kristina R. war die einzige Frau, die sich im in Russland verunglückten Todesjet befand. Wer war die Dame und was hatte sie mit der Wagner-Gruppe zu tun?
Publiziert: 26.08.2023 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2023 um 14:46 Uhr
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Marian NadlerRedaktor News

Kristina R.* (†39) sei kein Familienmensch gewesen, erzählt ihre Freundin Olga dem russischen Blatt «Komsomolskaja Prawda». Die Flugbegleiterin war einmal verheiratet gewesen, liess sich aber scheiden. Kinder wollte sie keine. 

Die Russin war ein Karrieremensch, lebte für das Fliegen. Ihr Gehalt gab sie für gutes Essen, ihr Aussehen und Reisen aus. Ihre Lieblingsdestinationen waren Jamaika, Singapur und Österreich. 

So soll der Todesjet von innen ausgesehen haben
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Besichtigungen vor Absturz:So soll der Todesjet von innen ausgesehen haben
Die Stewardess Kristina R. an Bord eines Flugzeugs. War es der Todesjet?
Foto: Social Media
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Flugbegleiterin hielt ihre Arbeit für Prigoschin geheim

2011 hatte sie ihre Lehre bei Transaero Airlines, der zweitgrössten russischen Fluggesellschaft nach Aeroflot, abgeschlossen. 2015 machte das Unternehmen aufgrund hoher Schulden dicht. Kristina traf die Pleite nicht, sie wechselte ins Privatjet-Segment. «Soweit ich weiss, hat irgendein reicher Mann extra darauf gewartet, dass sie mit der Ausbildung fertig wird … Aber das war sicher nicht Prigoschin», macht Olga deutlich.

Vor ein paar Jahren heuerte Kristina bei der Firma MNT Aero an. Sie zog von Moskau nach St. Petersburg und begann für den Söldnerboss zu arbeiten – stattliches Gehalt inklusive. Die Arbeit für Prigoschin hielt sie lange geheim – bis zum Juni 2023, als ihr der Ernst der Lage klar wurde. 

Kristina R. verteidigte Wagner-Söldner

«Ich weiss gar nicht, ob ich nach all den Ereignissen noch arbeiten soll. Vielleicht werde ich arbeitslos sein und nicht mehr fliegen. Warum? Weil ich für Jewgeni arbeite», gestand sie ihrer Freundin am Telefon. Prigoschins Embraer-Maschine vom Typ Legacy 600 war das Flugzeug, von dem sie immer geträumt hatte.

Der Job einer Flugbegleiterin war alles andere als leicht. Rund um die Uhr musste sie erreichbar sein – und gewillt, jeden Moment von einem anderen Ende der Welt zum anderen zu fliegen. Sie war für das Essen und die Sauberkeit an Bord zuständig.

Olga hatte Angst, dass ihre Freundin an Bord belästigt wird. Doch Kristina verteidigte die Söldner. «Du verstehst das nicht, das sind nicht solche Leute. Diese Leute haben das nicht nötig. Sie wollen niemanden beleidigen. Sie machen einfach ihr Ding und dabei soll man sie nicht stören», soll sie gesagt haben.

Am Tag des Absturzes ahnte Kristina offenbar, dass etwas nicht stimmte. Die Flugbegleiterin soll ihrer Familie bereits Stunden vor dem Abflug mitgeteilt haben, dass der Flug verspätet sei. Der Telegram-Kanal «Tscheka-OGPU» schreibt unter Berufung auf Verwandte von R., dass das Flugzeug vor dem Flug «für eine seltsame und unverständliche Reparatur» abtransportiert worden sei.

* Name bekannt

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